Hollys Weihnachtszauber
Tiefkühltruhe.«
»So ist es«, gestand er, »aber selbst wenn es dir vielleicht merkwürdig vorkommt, hätte ich gern viel heiße Vanillesoße dazu.«
»Nun, das lässt sich machen, auch wenn ich es etwas eigenartig finde. Andererseits kann man wohl auch gebackene Eistorte reichlich merkwürdig finden.«
»Ich denke, Richard wird heute einen kurzen Gottesdienst abhalten, da der reguläre Pfarrer bestimmt nicht durchkommt«, meinte er nachdenklich. »Guy könnte Becca, Noel und Tilda in meinem Land Rover hinunterbringen, wenn sie möchten, was ich annehme, und sich im Pub aufhalten, bis er sie wieder zurückfährt. Coco und Michael könnten ihn begleiten, sofern er dafür sorgt, dass Coco sich nicht wieder betrinkt.«
»Ich würde recht gern in den Pub gehen«, sagte ich sehnsüchtig, »aber ich bleibe wohl besser hier und mache das Mittagessen.«
»Ich fürchte, sie bringen auf dem Heimweg sicher wieder Old Nan und Richard mit«, erklärte er entschuldigend. »Und hat dir schon jemand gesagt, dass die beiden auch immer am Silvesterabend zum Essen kommen? Sie können den Zuschauerkreis der wiederbelebten Shakespeare-Darbietung vergrößern.«
»Der Köchin sagt ja nie einer etwas. Aber zwei Gäste zusätzlich sind kein großes Problem. Als Vorspeise gibt es Suppe, dann jede Menge Truthahn und Schinken, und ich mache ein bisschen mehr Gemüse.«
»Ich glaube, es gibt noch ein oder zwei Gläser von Mrs Jacksons Früchte-Chutney in der Speisekammer«, sagte er.
»Stimmt, und ich habe auch selbst gemachtes Aprikosen-Chutney mitgebracht.«
Nun hörte ich Leute im Haus in Bewegung geraten – das Rauschen der Wasserrohre, das Knarzen alter Bodendielen und nicht zuletzt das unverkennbare Gepolter von Jess, die über die Galerie rannte und die Holztreppe heruntergaloppiert kam.
»Gleich tauchen alle auf – und diese Würstchen sind fertig, ich gehe also ins Atelier«, sagte Jude und reichte mir die Grillzange. »Sag Guy wegen der Kirche und dem Land Rover Bescheid. Wir sehen uns später – und ich komme nicht zum Lunch ins Haus, bring mir also etwas zu essen mit.«
»Ja, Chef«, sagte ich ironisch, und für einen flüchtigen Moment erstrahlte wieder dieses völlig verwandelnde Lächeln auf seinem Gesicht. Nur für einen Augenblick, dann war es fort – und er auch.
Später gelang es Guy, Coco und Michael, sich zusammen mit den Kirchgängern in Judes Land Rover zu quetschen, einschließlich einer rebellischen Jess, die lieber mit in den Pub gegangen wäre. Noel sagte, sie kämen mit George wieder hoch, dem es ganz sicher nichts ausmachen würde, sie zusammen mit Old Nan und dem Pfarrer in seinem größeren Wagen mitzunehmen.
Es sah reichlich unbequem und nach Sardinenbüchse aus, auch wenn Jess und Coco nicht viel Platz brauchten und Tilda kaum größer war als eine durchschnittliche Elfe. Becca jedoch ist recht umfangreich und belegt eine breite Sitzfläche … Als alle drin waren, beschlugen sofort die Fenster.
»Du könntest deine Mutter anrufen und fragen, ob es deinem Vater schon besser geht, Coco«, schlug ich zum Abschied vor, und sie sah mich verständnislos an.
»Wieso? Ist doch ganz egal, wie es ihm geht, jetzt ist sowieso alles zu spät. Mit meiner Verlobung ist es aus und vorbei.«
»Und nicht einmal eine Birkin-Bag wartet zu Hause«, meinte Guy mitleidig, und ihr stieg die Zornesröte ins Gesicht.
»Ich hasse dich, Guy Martland!«
Guy beachtete sie gar nicht. Er beugte sich über Coco, sodass die Beifahrerseite ein Stück nach unten sank, und sagte stattdessen einladend zu mir: »Willst du wirklich nicht mitkommen? Du könntest auf meinem Schoß sitzen.«
»Nein, danke, ich muss mich um das frühe Dinner kümmern«, antwortete ich, obwohl ich unter den gegebenen Umständen auch gern ein wenig Zeit für mich allein hatte.
Und es war herrlich. Rasch räumte ich im Haus ein bisschen auf, schüttelte die Kissen im Wohnzimmer zurecht und blieb stehen, um noch ein paar weitere Teile in das Puzzle einzusetzen. Ich verstehe gar nicht, wieso alle so lange brauchten, um es fertig zu bekommen, und ich weiß, dass Guy sich darüber ärgert, wenn er merkt, dass ich mich daran zu schaffen gemacht habe, aber ein großes Puzzle hat einfach unwiderstehliche Anziehungskraft, nicht wahr? Oriel hatte ganz recht.
Danach zog ich mich mit meinem Laptop in die Küche zurück und aktualisierte die Notizen für mein Kochbuch mit Rezepten, die ich über Weihnachten ausprobiert und für gut befunden hatte,
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