Hollys Weihnachtszauber
anzog.
»Meinst du, du kannst meine andere Gummistiefelsocke irgendwann aus den Fängen von Jess retten und das rosa Band entfernen?«, fragte er und sah auf. »Das hier ist mein einziges anderes Paar, und sie sind an den Fersen schon ganz fadenscheinig.«
»Okay, es sei denn, du möchtest, dass ich an die zweite Socke auch ein passendes Bändchen nähe?«
»Vielleicht eher nicht«, meinte er und zog dann ab, nachdem er mich hatte wissen lassen, dass er – weil wir ganz schön viel verbraucht hätten – das Brennholz im Keller aus dem Vorrat im Holzschuppen draußen wieder auffüllen wolle, damit die nächsten Scheite schon mal trocknen konnten.
Später fegte er die Asche aus dem Wohnzimmerkamin und ging dann hinaus, um die Pferde zu versorgen: All dies waren Aufgaben, die ich ihm nur zu gerne überließ. Nun, außer nach Lady zu sehen. Inzwischen genieße ich es, Zeit mit ihr zu verbringen.
Nachdem ich Merlin gefüttert hatte, sah ich mir meine Menüplanung und Aufgabenliste für diesen Tag an, und als Jude aus den Ställen zurückkehrte, war ich bereits dabei, einige Truthahn-Schinkenpasteten in den Backofen zu schieben.
Er machte sich nützlich und kochte Tee, während ich arbeitete, dann setzte er sich mit dem Skizzenbuch in einen Stuhl neben dem AGA-Herd, wo er nicht im Weg war, und folgte mir mit seinen Blicken durch den Raum, während ich ein Blech mit gefüllten Haferkeksen zubereitete und anschließend ein paar frische Zutaten in den blubbernden Suppentopf warf.
Da ich inzwischen wusste, dass die Art, wie Judes Blicke an mir klebten, nur einer unpersönlichen, künstlerischen Bestandsaufnahme diente, störte es mich gar nicht mehr. Ich vergaß seine Anwesenheit völlig und machte weiter wie immer, wenn ich allein war – sprach mit Merlin, warf ihm diesen oder jenen Happen zu und sang wahrscheinlich auch gelegentlich vor mich hin. Vermutlich vertiefte ich mich in meine Arbeit fast genauso sehr wie er sich in seine.
»Das hätten wir also«, sagte ich schließlich und hakte einige weitere Punkte auf meiner Tagesplanung ab, »jetzt muss nur noch das Frühstück gemacht werden.«
»Bist du jeden Morgen so früh auf den Beinen und bei der Arbeit?«, erkundigte Jude sich neugierig.
»Wenn ich für Hausgesellschaften gebucht bin, ja. Wenn ich ein Anwesen hüte, sehe ich natürlich nur nach den Tieren oder Pflanzen oder was auch immer ich zu versorgen habe, und habe dann den Rest des Tages zur freien Verfügung«, antwortete ich spitz. »Wenn ich jedoch koche, finde ich es am besten, die Menüs und Arbeitsabläufe im Voraus zu planen, damit ich es später leichter habe.«
»Jetzt bekomme ich wirklich ein schlechtes Gewissen, vor allem, da du dich hartnäckig weigerst, irgendeine zusätzliche Bezahlung anzunehmen. Ich werde mir etwas anderes einfallen lassen müssen, um dir für all diese harte Arbeit zu danken.«
»Das sagtest du schon. Aber denk dir nichts, denn ich habe es ja freiwillig angeboten – auch wenn ich natürlich nicht wusste, dass es letztlich doppelt so viele Leute werden, wie ich ursprünglich eingeladen hatte.«
Er legte sein Skizzenbuch weg und half mir, das Frühstück zu machen, das, wie ich ihm sagte, anscheinend die einzige Mahlzeit war, die er ohne Mikrowelle hinbekam.
»Offenbar hast du meinen Geheimvorrat an tiefgefrorenem, mikrowellengeeignetem, allumfassendem Ganztagsfrühstück noch nicht entdeckt«, entgegnete er spöttisch. »Du musst gerade reden, nachdem du Jess gestern Abend beigebracht hast, wie man Nachspeisen in der Mikrowelle zubereitet!«
»Ich habe nichts gegen Mikrowellen, es kommt nur darauf an, was man damit macht. Die Baisers und kleinen Kuchen gehen schnell und machen Spaß. Auch haben sie jetzt Tildas Gütesiegel.«
»Mein Gütesiegel haben sie übrigens auch, und außerdem erwarte ich dich nach dem Lunch wieder unten im Atelier.«
»Ich dachte, du wärst gestern mit mir fertig geworden?«
»Nein, weißt du nicht mehr? Ich habe gesagt, als Nächstes will ich eine Makette machen oder zwei.«
»Ja, aber ich hätte nicht gedacht, dass du mich dafür brauchst. Außerdem ist Sonntag, es gibt also wieder ein vorzeitiges Dinner zu Mittag – kalter Braten, Röstkartoffeln und Gemüse. Ich muss Henrys Karottenvorrat plündern, die letzten habe ich den Pferden gegeben. Ach, und zum Nachtisch gibt es Eis-Biskuitrolle auf besonderen Wunsch von Noel. Muss wohl auch eine deiner Leibspeisen sein, denn es sind sechs Packungen davon in der
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