Hollys Weihnachtszauber
plötzlichen, überwältigend liebenswürdigen Lächeln bedachte, dann wandte er sich erneut seiner Arbeit zu.
Ich glaube, er merkt es gar nicht, wenn er das macht! Wahrscheinlich ist es einfach nur ein Ausdruck höchster Glückseligkeit im Rausch des Schöpfungsaktes.
Nun, an dieses Gefühl konnte ich mich irgendwo weit entfernt im Hinterkopf noch undeutlich erinnern …
Von Zeit zu Zeit gab er vereinzelte Kommentare von sich, offenbar dachte er laut. Einmal sagte er: »Ich muss etwas in die Wege leiten, damit Jess mit ihren Eltern sprechen kann, sobald wir aus Little Mumming herauskönnen.« Und später erklärte er mir, meine Silhouette sei fast ebenso schön wie die von Lady. Ich fasste das als Kompliment auf.
Zu guter Letzt, als ich sah, dass es draußen allmählich schon dunkel wurde, stand ich auf, und Merlin streckte sich, um mich zu begleiten. »Jude, ich gehe jetzt. Denkst du daran, zum Abendessen nach Hause zu kommen?«
Geistesabwesend sah er auf. »Ja, okay«, antwortete er, ich hätte jedoch nicht darauf wetten wollen, sofern nicht sein Magen darauf drängte.
Als ich zurückkam, hatten Becca und Jess schon längst die Pferde hereingebracht, und Guy hatte Old Nan und Richard in Judes Land Rover heimgefahren.
In der Küche herrschte ein Durcheinander, weil Jess Tilda gezeigt hatte, wie man in der Mikrowelle Baisers und Schokoladenkuchen im Kaffeebecher macht. Ich versprach, Tilda das Baiser-Rezept aufzuschreiben. Ich konnte mir gut vorstellen, dass künftig unzählige Teller davon im Torhaus auf den Tisch kämen, garniert mit der allgegenwärtigen Sprühsahne und im Sommer vielleicht mit klein geschnittenen Erdbeeren.
»Vorhin haben wir Coco in deinem Zimmer erwischt«, meinte Jess, »wie sie nach ihrem Fruity-Go gesucht hat.«
»Bloß weil in meiner Handtasche kaum welche übrig sind«, sagte Coco schmollend. »Ich wollte nur noch ein paar.«
»Tut mir leid, ich habe alle im Klo runtergespült – praktisch die Zwischenstation übersprungen«, gestand ich, woraufhin sie mir leicht hysterisch vorwarf, ich wolle ihre Figur, ihre Karriere, ja, ihr gesamtes Leben ruinieren.
Tilda erklärte ihr, sie solle dankbar sein, dass jemand sich um ihre Gesundheit sorgte, aber falls sie Verstopfung bekäme, könnte sie ihr persönlich einen schönen Aufguss aus Sennesblättern kochen.
Diese Aussichten hatten offenbar eine bemerkenswert beruhigende Wirkung auf sie.
Jude dachte daran, zum Abendessen heimzukommen, das nur aus Wurstbrötchen, Tomaten (als allerletzter Rest Salat), Räucherlachs-Sandwiches und weiteren Mikrowellen-Kuchen und Baisers (natürlich mit Sprühsahne-Häubchen) bestand. Bis Neujahr wären wir alle dick und rund wie Ferkel.
Guy waren einige Ergänzungen des Puzzles aufgefallen, und er bezichtigte mich, die Teile dort hingelegt zu haben, als sei das ein Verbrechen. Als ich mich schuldig bekannte, meinte er kleinlich, wenn ich schon dermaßen gut darin wäre, könne ich ja ruhig gleich das Ganze allein fertig machen.
Coco und er haben so vieles gemeinsam, wirklich schade, dass ihre Beziehung nicht gehalten hat!
Ich erklärte ihm, dass ich das Puzzle für uns alle gekauft und sich jeder ein bisschen daran beteiligt hatte, sogar Coco (wahrscheinlich die verkehrt herum eingesetzten Teile an den falschen Stellen), und er solle aufhören, die beleidigte Leberwurst zu spielen.
»Hört, hört!«, sagte Becca.
Mal ehrlich, verletzter männlicher Stolz wegen etwas Trivialem wie einem Puzzle? Na gut, dass ich ihn zuvor erst im Snooker und dann beim Scrabble geschlagen hatte, machte die Sache wahrscheinlich nicht besser …
Ich hätte ja gern weiterhin mit den anderen den ganzen Abend lang Monopoly, Scrabble oder Cluedo gespielt, aber nein, Coco ließ uns alle nochmals unsere Szenen in dem Theaterstück üben, hauptsächlich ging es ihr freilich darum, ein Publikum zu haben, das ihr dabei zusah, wie sie dem armen Michael gegenüber unabsichtlich viel zu dick auftrug. Wahrlich ein Schauspiel.
Nichtsdestotrotz ließ ich mich davon anstecken und fing selbst an, ein bisschen zu übertreiben – und dann, zu meiner Überraschung, stieg Jude darauf ein, sodass die Schauspielerei nicht gar so langweilig war, wie sie hätte sein können.
Kapitel 33
Gockelgehabe
Mr Bowman war außerordentlich schockiert und bekümmert über meine Geschichte, sagte aber, auch wenn ich Unrechtes getan hätte, läge die Schuld nicht allein bei mir. Er bot an, N aufzusuchen, um ihm klarzumachen, was seine Pflicht
Weitere Kostenlose Bücher