Hollys Weihnachtszauber
eine leicht beängstigende Vorstellung. Gute Vorausplanung ist in einer solchen Situation sicher unerlässlich, noch viel mehr als beim Kochen.
Worüber Jude nachdachte, weiß der Himmel.
Als er wieder an die Arbeit ging, tauschten wir ein paar vereinzelte (mitunter erhellende!) Bemerkungen aus, und eine Weile später schlüpften Merlin und ich zur Tür hinaus und gingen heim … oder vielmehr nach Old Place, das sich immer mehr wie ein Zuhause anfühlt.
Ich besiegte Guy dreimal beim Snooker, und daraufhin war er einigermaßen eingeschnappt, zumal ich vorher in einem stillen Moment einen ganzen Abschnitt des Puzzles fertiggestellt hatte.
Seltsamerweise hielt ihn das aber nicht davon ab, sichtlich mit mir zu flirten, nachdem wir in einem weiteren Durchgang unsere Theaterszenen laut gelesen hatten. Und, wisst ihr was, ich glaube, Michael hat recht, denn Guy flirtet nur dann wirklich mit mir, wenn Jude dabei ist! Also glaubt er offenbar, Jude damit eifersüchtig zu machen … Ob es sein kann, dass er Judes Interesse an mir missversteht?
Jude hatte mir gegenüber beim Theater bislang weder passende noch unpassende Gesten gezeigt, sondern lediglich auf leicht laszive Weise einen eingebildeten Schnurrbart gezwirbelt und sich den blauen Samtumhang über die Schulter geworfen. Mit übertrieben theatralischem Pathos trugen wir in unseren Szenen dicker und dicker auf, was Coco schier wahnsinnig machte, vor allem, wenn Michael mit darauf einstieg.
»Ihr nehmt es gar nicht ernst!«, kreischte sie geradezu, als Jude und ich die Szene spielten, in der Orsino sagt, Viola gefiele ihm durchaus, da er nun weiß, dass sie ein Mädchen ist, doch wolle er sie gerne in Frauenkleidern sehen. (Und ich hatte anfangs gedacht, Jude hätte das nur im Scherz gesagt.)
»Es ist ja schließlich nur eine Familienunterhaltung«, meinte Noel. »Warum sich nicht einen Spaß daraus machen? Ich denke, das war auch Shakespeares Absicht, als er das Stück geschrieben hat.«
»Ich bin sicher, Michael wäre es lieber, wenn wir ernsthaft schauspielerten«, sagte Coco.
»Nein, ernsthafte Schauspielerei habe ich sonst ja zur Genüge – und eigentlich hätte ich auch gerne einmal ganz und gar Pause davon gemacht.«
Sie zog einen Schmollmund, was schon bei manchen Vierjährigen nicht gut aussieht, bei Vierundzwanzigjährigen erst recht nicht.
»Kann sie denn schauspielern?«, fragte ich Michael später, als uns sonst keiner hören konnte. Michael suchte ständig bei mir in der Küche Zuflucht vor Coco und erwies sich als sehr hilfreich beim Gemüseputzen und Abspülen von allem, das nicht in die Maschine darf; er borgte sich sogar meine langen Gummihandschuhe dazu aus.
»Nein, sie ist so hölzern wie ein Kaminscheit«, sagte er mit charmantem Lächeln.
»Ja, das dachte ich mir. Arme Coco!«
»Von wegen arm! Ihre Eltern sind superreich und haben sie total verzogen, von daher wird es allmählich Zeit für sie zu begreifen, dass man sich nicht alles mit Geld kaufen kann.«
»Auf jeden Fall nicht eine Karriere als Schauspielerin, wenn man kein Talent dafür hat, oder?«
»Und mich auch nicht«, sagte er grimmig, und ich lachte.
»Na, du wirst aber froh sein, von hier wegzukommen.«
»Nein, abgesehen von Coco, habe ich hier mit die schönsten Tage meines Lebens verbracht! Ich amüsiere mich prächtig. Wie findest du es denn so?«
»Ich? Tja, eigentlich ist es nur ein Job für mich – ein Arbeitsurlaub, genau wie bei dir, aber … tja also, ich glaube, ich genieße es auch. Zumindest überwiegend. Merkwürdig, denn früher ging es mir an Weihnachten immer hundeelend.«
»Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viel Trauriges dir zu dieser Jahreszeit widerfahren ist«, sagte er teilnahmsvoll.
»Ja, aber rückblickend sehe ich, dass es nicht das beste Krisenmanagement war, mich zu verkriechen und beim ersten Ton eines Weihnachtsliedes und dem Anblick von ein bisschen Lametta in Trauer zu verfallen«, räumte ich ein. »Aber ich glaube, jetzt bin ich gegen Angst vor Weihnachten auf alle Zeiten geimpft.«
»Oder mit Weihnachten geimpft, sodass du künftig einfach feiern musst ?«, schlug er vor.
Damit könnte er nicht ganz unrecht haben.
Der Dienstag verlief im Großen und Ganzen wie die Tage zuvor, nur dass man, sobald die Sonne herauskam, sehen konnte, wie es auf den Pflastersteinen im Hof und auf einem Teil der Auffahrt, wo George und Liam Schnee geräumt hatten, zu tauen begann.
Am Vormittag ging ich mit Guy, Coco und Michael ins Dorf
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