Hollys Weihnachtszauber
für Jude nicht ein, aber sie konnte gewiss zwischen den Zeilen lesen, schließlich kannte sie mich nur allzu gut.
An diesem Abend erging sich Oma in ihrem Tagebuch mal wieder weitschweifig über Gottes Vorsehung und über liebevolles Verzeihen, doch dachte offenbar nicht jedermann so wie sie:
Meine Eltern haben mir noch immer nicht vergeben, trotz meiner Heirat: Vielleicht denken sie, ich hätte Joseph unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu verleitet. Wir haben arrangiert, dass ich eine ganze Weile, bevor das Baby erwartet wird, zu Josephs Schwester nach Cornwall gehe, was vollkommen unauffällig wirkt: Joseph hat ihr die Wahrheit gesagt, und sie hat mir einen rührend lieben Brief geschrieben …
Ich konnte kaum fassen, dass schon wieder Sonntag war! Die Zeit verging wie im Flug!
Richard ließ ausrichten, dass er einen weiteren Gottesdienst abhielt, da der offizielle Pfarrer offenbar nicht erscheinen würde. Becca zufolge hielt er ohnehin nur zweimal im Monat eine Messe im Dorf.
»Seit man die beiden Gemeinden zusammengelegt hat, ist es nicht mehr wie früher, als Richard hier Pfarrer war. Der andere gehört nicht zur Dorfgemeinschaft«, grummelte sie. »Auch wenn an den Sonntagen, an denen der andere nicht kommt, Richard natürlich Gottesdienst hält, damit wir keinen allzu großen Verlust empfinden.«
Guy und Michael wollten auf dem Weg zur Ausgrabung von Michaels Wagen die anderen bei der Kirche absetzen, ich lehnte jedoch ab, sie zu begleiten, da ich einen Probelauf in Sachen Revel-Cakes unternehmen wollte und über Nacht bereits Safran eingeweicht hatte. Jude entschied sich mitzuhelfen, anstatt direkt ins Atelier zu gehen, Coco hingegen, die sich schrecklich langweilte, beschloss, im Obergeschoss irgendeine superedle Schönheitsbehandlung an sich durchzuführen.
Ich sagte ihr nicht, dass ich ihren wattierten Designermantel im Schonprogramm in die Waschmaschine gesteckt hatte. Er hatte so versifft ausgesehen, dass man nicht viel anderes damit tun konnte, und ich dachte mir, es würde schon gut gehen, wenn ich ihn anschließend bei niedriger Temperatur in den Trockner legte … Und auch wenn nicht, hätte sie ihn zu Hause wahrscheinlich sowieso nur in die Mülltonne geworfen.
»Du weißt nicht zufällig, wie man eine Pelzmütze reinigt?«, fragte ich Tilda einige Stunden später, als die Kirchgänger von George wieder am Haus abgesetzt worden waren und ein Blech köstlicher Revel-Cakes zum Abkühlen auf dem Gitterrost stand, goldgelb von Safran und mit einer Kruste aus Zucker und Zitronat.
»Vielleicht helfen Talkumpuder und gründliches Ausbürsten?«, schlug sie vor.
»Ich dachte, es wäre nett, wenn Coco morgen zum Abschied nicht gar so landstreichermäßig aussähe«, erklärte ich. »Ich habe ihren Mantel gewaschen, und er ist ganz gut geworden. Er ist jetzt im Trockner.«
»Wie herrlich, sie endlich loszuwerden«, antwortete Tilda. »Was riecht denn hier derart köstlich?«
» Revel-Cakes , eigentlich wohl eine Art Brötchen mit Früchteglasur, oder? Das Rezept habe ich in einer Schachtel in der Küche entdeckt, aber ich dachte mir, ich mache besser erst mal einige Probeexemplare, bevor ich größere Mengen davon backe, denn ich hatte nur Trockenhefe und keine frische. Möchtest du gern eines?«
»Ich glaube, wir möchten alle gern eines«, sagte Becca. »Deine Küche wird mir fehlen, wenn ich wieder zu Hause bin – und da die Straße zum Dorf hinunter jetzt taut, habe ich eigentlich keine gute Ausrede mehr, noch lange hier herumzulungern, stimmt’s?«
»Keiner von uns will länger bleiben, als er willkommen ist«, meinte Noel. »Und dank dir, Holly, hatten wir ein wirklich wunderbares Weihnachtsfest! Doch wenn Edwina es schafft, morgen zurückzukommen, wie ursprünglich geplant, können auch wir nach Hause.«
»Edwina erledigt meine Einkäufe mit ihren zusammen und füllt mir die Tiefkühltruhe mit Fertiggerichten«, sagte Becca. »Sie ist ein richtiges kleines Energiebündel! Sogar Jude gibt ihr manchmal seine Einkaufsliste mit.«
Die Auto-Ausgrabungs-Exkursion verspätete sich zum Mittagessen, fuhr aber schließlich in Michaels rotem Wagen vor, auch wenn er Starthilfe gebraucht hatte.
»Ben hat es geschafft, mit dem Schneepflug bis zur unteren Straße durchzukommen, und dort fließt jetzt wieder Verkehr«, sagte Guy. »Ich war nicht sicher, ob Michaels Wagen den Hügel hochkommt, aber nachdem Ben ein bisschen gestreut und ein übriges Paar Schneeketten angelegt hat, ging es
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