Hollys Weihnachtszauber
Bescheid zu sagen. Die Telefonleitung war heute Morgen schon wackelig, als er die Handynummer angerufen hat, die Onkel Jude ihm gegeben hat. Und kaum hatte er ihm von Omis Unfall und Krankenhausaufenthalt erzählt, war sie dann vollkommen tot. Ich bin zur Straße runtergelaufen, um nachzusehen, und einer der Masten ist vollständig umgekippt, das war’s also, wir sind abgeschnitten.«
»Oh – na dann weiß dein Onkel Jude wenigstens, was los ist«, sagte ich erleichtert, »auch wenn ich nicht annehme, dass er irgendetwas auch nur im Entferntesten Hilfreiches dazu gesagt hat?«
»Ich glaube, dazu hatte er keine Gelegenheit«, meinte Jess zweifelnd.
»Vielleicht versucht er, dich auf deinem Handy zurückzurufen?«
»Die Nummer hat er nicht … und das geht jetzt auch nicht mehr, weil es mir im Krankenhaus nämlich ins Klo gefallen ist.«
»Oh, igitt! Ich will gar nicht wissen, wie du das angestellt hast«, sagte ich. »Und auch nicht, was du anschließend damit gemacht hast.«
»Es ist in einem Plastikbeutel, den mir eine der Schwestern gegeben hat.« Sie schaute auf die Uhr. »Ich muss bald zurück – Opa ist sehr müde und bestimmt auch hungrig, denn mir knurrt schon der Magen, und ich will nicht, dass er auch noch krank wird.«
Sie klang, als ob alle Sorgen dieser Welt auf ihren schmalen Schultern lasteten, das arme Kind.
»Natürlich, und ich komme mit dir«, sagte ich, und wir brachen auf, sobald ich neue heiße Suppe in die Thermoskanne gefüllt und rasch einige Sandwiches mit Käse und Tomaten zubereitet hatte.
Der besorgte Noel war offenbar zutiefst erleichtert, mich zu sehen. »Es ist sehr freundlich, dass du kommst, meine Liebe. Ich wollte dir wirklich nicht weiter zur Last fallen.«
»Ihr fallt mir überhaupt nicht zur Last. Wie geht es Tilda jetzt?«
»Sie ist wütend auf mich, weil ich Jess gebeten hatte, den Krankenwagen zu rufen, aber sie ist noch immer im Bett«, sagte er und senkte die Stimme. »Ganz gegen ihre Art, von daher muss es sie ziemlich mitgenommen haben. Auch sagt sie, sie hätte Kopfschmerzen, will aber später unbedingt aufstehen und Mittagessen kochen.«
»Es ist schon fast Teestunde, Noel! Aber ich habe heiße Suppe mitgebracht, Sandwiches und Mince-Pies , das könnt ihr jetzt alles essen. Und meinst du nicht, du solltest wegen Tildas Kopfschmerzen einen Arzt rufen?«
»Davon will sie nichts wissen – weißt du, sie nimmt grundsätzlich nur homöopathische Kügelchen. Lässt sich von Krankheiten aus Prinzip nicht unterkriegen!«, fügte er stolz hinzu.
Doch gibt es kein homöopathisches Mittel gegen die zunehmende Gebrechlichkeit des Alters, die uns früher oder später alle ereilt … Anscheinend bestand nur eine einzige Möglichkeit, Tilda davon abzuhalten, weiterzumachen wie üblich und sich selbst dabei noch mehr Schaden zuzufügen.
»Wisst ihr, ich glaube wirklich, es wäre das Beste, wenn ihr alle heute Nachmittag nach Old Place umsiedelt und mindestens so lange oben bleibt, bis es Tilda besser geht«, bot ich schicksalsergeben an.
»Au ja!«, rief Jess begeistert.
»Ich hatte daran gedacht, dich zu fragen, aber ich wollte dir wirklich keine zusätzliche Arbeit aufbürden«, meinte Noel beklommen.
»Ganz und gar nicht: Jess hat mir bereits beim Putzen und Bettenbeziehen geholfen, es macht also überhaupt keine Mühe«, schwindelte ich.
Ein Ausdruck größter Erleichterung huschte über sein Gesicht. »Wenn du sicher bist … und vielleicht freust du dich ja auch über ein bisschen Gesellschaft?«, meinte er, und seine Miene hellte sich auf. »Jess und ich helfen dir auch, so gut wir können.«
»Wird Tilda einverstanden sein, nach Old Place umzuziehen?«
»Oh ja, ganz bestimmt.«
»Soll ich dann in ein paar Stunden mit dem Auto runterfahren und euch abholen, nachdem ihr einige Sachen gepackt habt?«
»Nein, nicht nötig, George kommt später mit der Zeitung, sofern die bis nach Little Mumming durchgedrungen ist, und es macht ihm bestimmt nichts aus, uns in seinem Land Rover hinaufzubringen.«
»Offenbar ist er sehr hilfsbereit und hält die Auffahrt zuverlässig frei von Schnee!«
»Er ist ein wirklich netter Kerl, unser George. Er und sein Sohn Liam leisten beim Schneeräumen gute Arbeit, und die Leute von der Weasel Pot Farm unterhalb vom Dorf pflügen die Landstraße auf ihrer Seite, auch wenn sie manchmal bei dem letzten steilen Stück zur Hauptstraße hinunter aufgeben müssen, wenn es allzu stark geschneit hat.« Er spähte zum Fenster
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