Hollys Weihnachtszauber
geht es auch rundum bestens – heute Morgen habe ich Becca angerufen, um sie zu fragen, ob es zu kalt sei, die zwei auf die Weide zu bringen, und sie meinte, nein. Das einzige Lebewesen weit und breit, dem es nicht bestens geht, bin ich, denn ich bin erschöpft, durchgefroren und hungrig«, fügte ich scharf hinzu.
»Nun, dann entschuldige die Störung!«
»Schon gut, ich hatte früher bereits ein oder zwei Klienten, die mit ihren Tieren dermaßen neurotisch waren, dass sie jeden Tag angerufen haben. Gibt es für dieses Telefonat irgendeinen besonderen Grund?«
»Nein, es ist nur so, dass der Neuigkeitswert, von meinen Angestellten beleidigt zu werden, sich noch nicht abgenutzt hat.«
»Ich bin nicht wirklich deine Angestellte«, betonte ich. »Ich arbeite für Homebodies. Und das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Normalerweise loben mich meine Klienten über den grünen Klee, anstatt meine Integrität in Zweifel zu ziehen.«
Ich glaube, dieses Mal haben wir beide beinahe gleichzeitig den Hörer aufgeknallt.
Kapitel 13
Festtagsvorbereitungen
An meinem freien Nachmittag fuhr ich mit dem Fahrrad los, um N in einer Teestube zu treffen. Einer seiner Brüder setzte ihn dort ab und sollte ihn später wieder abholen. Es war schön, ihn wiederzusehen, und auch wenn ich zunächst sehr befangen war, waren wir bald wieder genauso vertraut miteinander wie im Lazarett.
Februar 1945
Beim Frühstück las ich noch ein Stück weiter in Omas Tagebuch. Nun, da sie anscheinend drauf und dran war, sich auf eine heimliche Romanze mit Ned Martland einzulassen, war ich noch stärker versucht vorzublättern, um herauszufinden, woran die Beziehung gescheitert war, beherrschte mich aber.
Allerdings wäre es mir lieber gewesen, wenn sie zwischen den Einträgen nicht andauernd in langatmige Selbstgespräche über ihre Gewissenslage und die Frage, was Gott ihrer Meinung nach wohl mit ihr vorhatte, abgeschweift wäre.
Ich dachte über sie nach, während ich meine Pflichten erledigte und dann Merlin zu einem kleinen Spaziergang mitnahm, und sobald ich weit genug den Hügel hinaufgekommen war, um ein brauchbares Handysignal zu haben, rief ich schließlich Laura an, um mit ihr darüber zu sprechen.
»Wie fühlst du dich?«, wollte sie wissen.
»Ich?«, antwortete ich überrascht. »Ach, mir geht es gut, nur dass es hier schrecklich viel zu tun gibt. Laura, du weißt doch, diese alten Tagebücher meiner Oma?«
»Hm, hm, du hast gesagt, du liest jeden Abend ein Stück und hast allmählich den Verdacht, dass einer der Martlands die verlorene Liebe deiner Oma gewesen sein könnte – du siehst, ich bin auf dem Laufenden«, sagte sie aufmunternd.
»Ja, und zwar Edward – Ned –, Noel Martlands jüngerer Bruder, ich bin überzeugt, er ist der N. M. in ihrem Tagebuch, der Mann, den sie gesund gepflegt hat. Allmählich scheint sie sich in ihn zu verlieben, und die beiden treffen sich heimlich!«
»Nun, dass sie ihn geliebt hat, wusstest du ja schon. Was mag nur schiefgegangen sein?«
»Ich weiß es nicht, ich hoffe nur, er hat ihr nicht das Herz gebrochen, denn es klingt, als wäre er ein schlimmer Schwerenöter gewesen. Über Weihnachten werde ich vermutlich ein bisschen mehr über ihn herausfinden …«, begann ich, aber dann hörte man an ihrem Ende der Leitung ein Krachen und Heulen, als einem der Kinder irgendeine kleinere Katastrophe passiert war, und sie musste schnell auflegen.
Immerhin ist nun für den Weihnachtstag alles mehr oder weniger geregelt. Ich habe den schönen Schinken, den die Chirks dagelassen haben, aus der Tiefkühltruhe geholt und zum langsamen Auftauen in den Kühlschrank gelegt, der Menüplan steht, der Kuchen wartet auf seine Marzipanschicht und Glasur, und ich habe alle Zutaten, um Unmengen von Mince-Pies zu backen.
Dann aber geriet ich in eine Art Rausch und putzte das ganze übrige Haus – oder zumindest alles, was nicht abgeschlossen war. Nachdem ich nun schon mal dabei war, wollte ich keine halben Sachen machen, bloß weil Jude Martland so ein Unsympath war, und außerdem hatte der Rest neben den sauberen Bereichen noch viel schlimmer ausgesehen …
Der leicht modrige, muffige Geruch von Vernachlässigung war den anheimelnden Düften von Holzfeuer, Bienenwachs und Lavendelpolitur, Gebackenem und frischem Kaffee gewichen.
Während ich vor mich hinwerkelte, behielt ich das Wetter im Blick, denn verstohlen fielen draußen große Flocken Schnee. Ich sah George mit dem Schneepflug die Einfahrt
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