Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip
durchdringend an, als könnte er tatsächlich in meine Psyche schauen. Dann wurde seine Stimme leise und innig.
»Ich hab so ein Gefühl, dass an Ihnen überhaupt nichts gewöhnlich ist, Bender.«
Einen Moment lang befürchtete ich, er würde mich küssen. Ich sage »befürchten«, weil ich keine Ahnung hatte, ob ich seinen Kuss erwidern würde.
Glücklicherweise bückte er sich, bevor ich einen Entschluss fassen konnte, und hob ein weiteres kaputtes Kissen auf.
»Ich glaube, ich schlafe heute Nacht besser hier.«
Mir stockte der Atem. Mist, standen mir meine Gedanken so deutlich ins Gesicht geschrieben?
Als könnte er meine Gedanken lesen, zogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben. »Auf der Couch.«
Natürlich. Ich räusperte mich. »Ähm, ja. Sicher, ja. Das wäre prima.«
Ich stand auf, wischte mir die feuchten Handflächen an der Jeans ab, holte ein paar Decken aus dem Flurschrank und warf sie auf das Sofa.
»Also, ähm, das Badezimmer ist hier, und frische Handtücher sind unter dem Waschbecken, falls Sie welche brauchen.«
Cal nickte. »Danke.«
»Also dann … gute Nacht.« Ich hob etwas verlegen die Hand.
Er lächelte, und seine Augen funkelten noch immer, als könnte er in mich hineinschauen. »Nacht, Bender.«
Ich flüchtete mich eilig in mein Schlafzimmer und ignorierte das Chaos aus Kleidern, Zetteln und Unterlagen, das der Eindringling auf dem Boden hinterlassen hatte. Stattdessen schleuderte ich meine Schuhe von mir, schlüpfte aus meiner Jeans und sprang ins Bett. Im T-Shirt glitt ich unter die Bettdecke und fühlte, wie erschöpft ich war von all dem Adrenalin, das mich überflutet hatte. Ich schloss die Augen und ließ mich von den fernen Autobahngeräuschen in den Schlaf wiegen. Erst als ich schon fast eingeschlafen war, fiel mir auf, dass ich mein Cyber-Date mit Black verpasst hatte.
Am nächsten Morgen weckte mich die Stimme von Matt Lauer, die lautstark aus dem Wohnzimmer herüberschallte. Widerwillig schälte ich mich aus dem Bett und stolperte durch die Schlafzimmertür. Ich bin nicht unbedingt das, was man als einen Morgenmenschen bezeichnet. Für mich gilt eher, dass man mich nicht ansprechen sollte, bevor ich nicht meinen vierten Kaffee getrunken habe. Und das möglichst erst am Nachmittag.
»Himmel, was ist das für ein Lärm?«, fragte ich, als ich ins Wohnzimmer stolperte.
Tante Sue saß in einem flauschigen hellblauen Bademantel und passenden Pantoffeln auf dem Sofa; neben ihr saß Cal, die Arme vor der Brust verschränkt, die Haare noch feucht von der Dusche und die Nase nur noch ein bisschen geschwollen. Helle Bartstoppeln zierten sein Kinn und sagten mir, dass er zu sehr Macho war, um die pinkfarbenen Rasierklingen im Bad zu benutzen. Allerdings stand ihm der Anflug von Bartstoppeln recht gut. Instinktiv hob sich meine Hand zu meinen zerzausten Haaren und versuchte vergeblich, die widerspenstigen Strähnen zu glätten.
Auf dem Tisch lag der Grund dafür, dass die Today Show voll aufgedreht war – Tante Sues Hörgerät, das sich ganz offensichtlich nicht in ihrem Ohr befand.
»Ihr werdet noch die gesamte Nachbarschaft aufwecken«, stellte ich fest und durchquerte den Raum. Cals Augen folgten mir, und ich wünschte plötzlich, ich hätte mir die Zeit genommen, erst eine Jeans anzuziehen. Stattdessen zog ich am Saum meines T-Shirts, damit es wenigstens meinen Hintern bedeckte.
Was mir fast gelang.
»Morgen, Kleines«, sagte Tante Sue, und ihr Blick schweifte zur Küchenzeile.
»Morgen.«
»Was?«
»Ich sagte: ›Morgen!‹«, brüllte ich. »Warum trägst du dein Hörgerät nicht?«
Sie sah mich verwirrt an.
»Dein Hör-gerät«, wiederholte ich und zeigte darauf.
Sie winkte ab. »Ich brauche das Ding nicht. Ich kann den Fernseher auch so sehr gut hören.«
»Genauso wie sämtliche Einwohner Kanadas. Drehst du ihn bitte leiser?«
»Was?«
»Leiser! Mach ihn leiser!«
»Wirklich, ja, ein Kaffee wäre toll, danke!«
Ich warf die Hände in die Luft. Es war sinnlos. »Ich geh unter die Dusche«, murmelte ich und gab auf.
»Mit Sahne!«, rief Tante Sue mir nach.
Ich ignorierte sie und schloss die Badezimmertür hinter mir.
Das Bad war immer noch warm und feucht, und Cal hatte eine Duftnote hinterlassen, die zwar dezent, aber sehr eindeutig männlich war. Als ich unter den Wasserstrahl trat, konnte ich den Gedanken nicht verdrängen, dass sich sein nackter Körper nur kurze Zeit vor mir an derselben Stelle befunden hatte . In meinem Magen
Weitere Kostenlose Bücher