Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip
irgendjemand anders passiert wäre, dann hätte ich im Geiste längst an einer saftigen Schlagzeile für die Morgenausgabe gefeilt. Aber wie die Dinge lagen, zog ich mir nur Cals Jacke enger um die Schultern.
Jemand war in mein Heim eingebrochen. Jemand war dort von Mrs Carmichael gesehen worden. Und jemand hatte sie ermordet. Wenn irgendjemand die Schuld daran trug, dann war das nicht Alex Trebek und seine Fernsehshow, so laut sie auch aufgedreht gewesen sein mochte. Ich war schuld.
Mein Anrufer, der sich bereits in einen Vandalen verwandelt hatte, war soeben zum Mörder geworden.
Da unsere Eigentumswohnung nun offiziell der Schauplatz eines Verbrechens geworden war, hatte Cal darauf bestanden, dass Tante Sue und ich die Nacht über bei ihm bleiben sollten. Ausnahmsweise widersprach ich ihm nicht. Sobald die Polizisten es erlaubten, schlüpfte ich in mein Schlafzimmer. Ich vermied es sorgfältig, auf den mit einer Plane bedeckten Haufen auf meinem Wohnzimmerfußboden zu schauen – ein Haufen, der einst meine Nachbarin gewesen war. Ich zog den kalten, nassen Bikini aus, schlüpfte in irgendetwas anderes und packte ein paar Sachen in eine Tasche. Dann durchquerte ich die Diele und suchte ein paar Kleider für Tante Sue heraus, bevor ich mich wieder zu den anderen gesellte, die draußen warteten.
Cal, Tante Sue, Tante Millie und ich stiegen in den Hummer und fuhren schweigend durch die dunklen Straßen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Wir setzten Millie in der Sunset-Palms-Seniorensiedlung in Glendale ab und fuhren dann auf die Autobahn, wo der stetige Rhythmus der sich unter mir drehenden Autoreifen schließlich dazu führte, dass mein Körper den Tribut verlangte für die Anstrengungen des Tages. Großartiger Zeitpunkt. So großartig, dass ich, bis wir Cals Wohnung im Westen von L.A. erreichten, im Halbschlaf lag und Tante Sue auf dem Rücksitz schnarchte.
Cal stellte den Motor ab, und Stille senkte sich über unser Dreiergespann, während ich das einstöckige Haus anstarrte, das im »American Craftsman«-Stil gebaut war.
»Alles in Ordnung?«, fragte Cal und wandte sich mir zu.
Seine Gesichtszüge waren im Schein der Straßenlaterne kaum zu erkennen.
Ich nickte. »Wird schon wieder.« Was mehr war, als man von der armen Mrs C. sagen konnte.
»Die Polizei wird morgen mit Ihnen sprechen wollen.«
»Ich weiß.«
»Tun Sie mir einen Gefallen, und lügen Sie sie nicht an, okay?«
Ich nickte wieder.
»Ich meine das ernst.« Er hielte inne. »Sie werden das schaffen, nicht wahr?«
Ich warf ihm einen raschen Blick zu. »Ja.«
»Gut. Erzählen Sie ihnen alles. Sie müssen von den Anrufen wissen, von dem Einbruch. Alles.«
Völlige Offenheit war mir eigentlich eher fremd. Dennoch, in dieser Sache musste ich Cal recht geben. Jemand war gestorben. Und das war alles meine Schuld.
Ich nickte noch einmal in die Dunkelheit.
»Gut.«
Er stieg aus dem Wagen. Ich weckte Tante Sue, und wir folgten ihm den Gehweg hinauf zu der dunklen Veranda; er stocherte einen kurzen Moment mit dem Schlüssel im Schloss herum, dann ließ er uns hinein.
Kaum dass er das Licht angemacht hatte, verliebte ich mich in das kleine Haus. Sogar gemessen am Standard von L.A. war es klein – es gab ein schmales Wohnzimmer vorn, eine Küchen/Esszeile zur Linken und einen Flur, der im hinteren Teil sichtbar war. Doch die niedrige Balkendecke und der dunkle Hartholzfußboden vermittelten kein Gefühl von Enge, sondern eher von Gemütlichkeit.
Ein rotes Ledersofa schmiegte sich an die Rückwand, und darunter krümmten sich verchromte Sofafüße zu Klauen. Rechts und links daneben standen zwei schwarz lackierte Beistelltischchen, und auf einem davon thronte eine Lampe mit einem aufgemalten Hula-Mädchen. Zwei weiße, futuristische Stühle im Jetson-Stil flankierten den Kamin, und auf dem Schild, das über dem Sims hing, stand in knalliger, neonfarbener Schrift »Eat at Joe’s«. Auf dem Boden lag ein Läufer im Zebrastreifen-Design, und die Küche zur Rechten war im Schachbrettmuster schwarz-weiß gekachelt. In der Ecke stand ein alter türkisfarbener Herd aus den Fünfzigerjahren.
Trotz des anstrengenden Tages, der hinter mir lag, spürte ich, wie meine Mundwinkel nach oben wanderten. Wer hätte gedacht, dass Cal so viel Persönlichkeit besaß?
»Das Gästezimmer ist am Ende des Flurs«, sagte er und ließ seine Schlüssel in einen olivgrünen Aschenbecher neben der Tür fallen, während er uns den Weg zeigte. »Sue, Sie können
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