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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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sicher?«
    »Ich habe Angst, einen Doktor zu fragen«, sagte sie. »Und nächste Woche kommt Stevie. Was soll ich bloß sagen?«
    »Sag überhaupt nichts!« rief Joe. »Die Hochzeit soll doch schon nächstes Wochenende stattfinden. Danach ist alles in Ordnung. Fünf Wochen haben gar nichts zu sagen. Es werden so viele Babys wochenlang früher geboren.«
    »Du bist ein Schwein«, sagte sie wütend. »Stevie ist doch dein Bruder. Bedeutet dir denn das gar nichts?«
    »Doch«, sagte er. »Deshalb sage ich ja, daß du den Mund halten sollst. Wenn du was erzählst, machst du die ganze Familie kaputt. Die ganze Scheißfamilie löst sich in nichts auf, wenn sie erfahren, was los ist.«
    Motty dachte einen Augenblick nach. »Denkst du wirklich, das funktioniert?«
    »Klar«, sagte er. »Vor dem dritten Monat ist überhaupt nichts zu sehen.«
    »Meine Brüste werden jeden Tag schwerer.«
    »Das kommt doch vor der Periode auch manchmal vor, oder? Du hast mir oft genug erzählt, daß deine Titten unheimlich anschwellen, wenn deine Tage bevorstehen.«
    »Ich habe Angst«, sagte sie. »Stevie ist schließlich Arzt. Der kommt bestimmt dahinter.«
    »Arzt oder nicht«, sagte er. »Stevie ist ein Idiot. Tu, was ich dir gesagt habe.«
    »Oh, Gott, ich muß weg«, rief sie. »Die Konferenz hat schon angefangen.«
    »Okay, reden wir später«, sagte Joe. »Aber, bitte, behalte die Nerven!«
    Er hörte das Klicken des Telefons, als sie einhängte. Nachdenklich starrte er den Hörer an, den er immer noch in der Hand hielt. »Verdammt!« sagte er zu sich selbst. »Wer hat mir eigentlich erzählt, daß eine Jungfrau beim ersten Mal nie schwanger wird?«
    ***
    Phil Kronowitz schnitt sich ein großes Stück von der Rinderlende auf seinem Teller ab und bedeckte es systematisch mit Meerrettich. Er kaute heftig und sagte mit vollem Mund: »Wir haben heute hunderteinundzwanzig Truthähne verkauft.«
    »Toll«, sagte seine Frau beifällig. Motty nickte.
    »Der Spaghetti hat über vierhundert verkauft«, brummte Phil.
    »Beklag dich nicht«, sagte Marta. »Ich weiß doch genau, daß wir vor ein paar Jahren sehr froh waren, wenn wir zwanzig oder dreißig verkauft haben. Damals hat niemand von unseren Leuten Truthahn gegessen. Wir kannten bloß Kapaune und Hühnchen, Truthähne waren für Gojim.«
    Phil wischte die Soße auf seinem Teller mit einem Stück Roggenbrot auf. »Ach, geht es uns wieder gut, Mama«, sagte er schmatzend.
    »Du kannst froh sein, daß wir das Geschäft haben«, sagte Marta. »Sonst müßtest du auch Truthahn essen, statt deiner Rindslende. Wenn ich an die Lebensmittelmarken denke, wird mir ganz anders. Kapaune und Hühnchen kriegt man auch kaum noch, und die Preise sind Wahnsinn. Kein Wunder, daß unsere Leute jetzt Truthähne kaufen.«
    »Da würde ich lieber verhungern«, erklärte Phil mannhaft. »Truthahnfleisch hat kein Schmalz, und ohne Schmalz hat Fleisch keinen Geschmack. Truthahnfleisch ist einfach zu trocken.«
    »Hör auf zu meckern«, sagte Marta. »Mit Truthähnen verdienst du mehr als mit allem anderen, was du verkaufst.«
    »Warum kommst du eigentlich nicht mehr ins Geschäft und hilfst mir ein bißchen?« fragte Phil plötzlich. »Du hast doch zu Hause sowieso nichts zu tun?«
    »Albertos Frau hilft ja auch nicht mit im Geschäft«, sagte sie.
    »Das hat sie noch nie getan«, sagte Phil. »Die war doch andauernd schwanger. Jedes Jahr hat sie ein Kind auf die Welt gebracht. Wie soll sie dann arbeiten?«
    »Darauf kommt es nicht an«, sagte Marta. »Wie sähe das denn aus, wenn ich im Geschäft mithelfen würde und sie bleibt zu Hause? Alle Leute würden denken, du verdienst nicht so viel wie Alberto.«
    »Das geht niemand was an, wieviel ich verdiene«, sagte er und schnitt sich noch ein Stück Rinderlende herunter. »Juden kriegen immer nur Ärger, wenn die Leute denken, ihnen geht es zu gut. Was meinst du, warum die Nazis so über sie herfallen? Weil sie neidisch auf uns sind!«
    »Hier sind wir in Amerika und nicht in Europa«, sagte Marta.
    »Sei doch nicht so beschränkt«, sagte er und zeigte mit der Gabel zur Tür. »Da draußen gibt es genug Nazis. Wir haben allen Grund, uns hübsch unauffällig und still zu verhalten. Man soll niemandem Anlaß zum Neid geben.«
    »Vielleicht hat Onkel Phil recht«, sagte Motty auf einmal.
    »Was meinst du damit?« fragte Marta verblüfft.
    »Vielleicht sollten wir auf die große Hochzeit in der Twin-Cantor-Synagoge verzichten. Schließlich haben wir Krieg, und jeder

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