Hollywood
Satindecke und streckte lässig die Hand nach dem Sekt aus. Sie schien erst jetzt zu bemerken, daß er sie sprachlos anstarrte. »Na, gefalle ich dir?«
Er lachte mühsam und mußte sich erst einmal räuspern. »Was soll ich sagen? Daß du häßlich bist?«
Sie nippte an ihrem Glas und lächelte dann. »Wenn du mich hübsch findest, warum stehst du dann noch in deinen Kleidern herum?« Joe stand wie erstarrt. Mit einem Griff knöpfte sie seinen Hosenschlitz auf. »Worauf wartest du noch?« fragte sie. »Du bist doch voll da!«
»Allzeit bereit«, sagte er.
»Genau wie ich«, lachte sie.
11
Der erste Schnee fiel am Tag vor Thanksgiving. Joe stand am Fenster und sah auf die Straße hinunter. Die weißen Flocken vor den Scheiben waren schön anzusehen, aber in den Rinnsteinen stauten sich bereits schwarzbraune Pfützen.
Joe warf einen Blick auf die Uhr – kurz vor halb vier. Die Büros würden heute bestimmt früher schließen. Der Feiertag allein wäre schon Grund genug gewesen, und jetzt noch der Schnee! Wenn es dunkel war, würden die Straßen wie leergefegt sein.
Das Telefon klingelte. Er griff nach dem Hörer. »Crown.«
Die Stimme kam ihm bekannt vor. »Happy Thanksgiving!« Das war Laura Shelton.
»Happy Thanksgiving, Miß Shelton«, erwiderte er. »Sind Sie noch im Büro?« fragte er neugierig.
Sie lachte. »Ja, natürlich. Immer im Dienst der Autoren. Ich wollte Ihnen rasch noch eine erfreuliche Mitteilung machen, eine kleine Feiertagsfreude.«
»Haben Sie wieder eine Geschichte verkauft?« fragte er.
»Ja, das auch. Aber ich habe noch etwas viel Aufregenderes.«
»Spannen Sie mich nicht auf die Folter.« Er lachte.
»›Colliers‹ hat ›Ferien auf Coney Island‹ gekauft und will dafür zweihundertfünfzig Dollar zahlen.«
»Das ist ja phantastisch«, sagte er. »Was könnte es Besseres geben?«
»Die Triple-S-Studios haben ›Der Detektiv und die Ladendiebin‹ gelesen und wollen einen Film daraus machen. Mit James Stewart und Margaret Sullivan in den Hauptrollen. Sie erinnern sich vielleicht an den großen Erfolg, den die beiden in dem Film ›Der Laden an der Ecke‹ gehabt haben?«
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Doch, es ist wahr!« sagte Miß Shelton. »Sie haben für die Filmrechte zweitausendfünfhundert Dollar geboten, und wenn Sie fünf Monate nach Hollywood gehen und denen das Drehbuch schreiben, kriegen Sie noch mal fünftausend. Plus Spesen, natürlich.«
»Ich habe keine Ahnung von Drehbüchern«, sagte er kleinlaut. »Wissen die das?«
»Ja«, sagte sie. »Aber das sind die gewöhnt. Sie werden mit einem professionellen Drehbuchautor zusammenarbeiten. Im übrigen war das erst das erste Angebot. Ich bin sicher, ich kann diese Filmfritzen noch etwas hochkitzeln. Ich denke an dreitausendfünfhundert für die Rechte und siebentausendfünfhundert für das Drehbuch.«
»Vergraulen Sie uns die Leute bloß nicht«, sagte er ängstlich. »Womöglich springen sie wieder ab, wenn es zuviel kostet.«
»Keine Bange«, sagte sie. »Die springen nicht so schnell wieder ab. Ich hab das schon öfter erlebt. Und wenn alle Stricke reißen, können wir sie immer noch auf das erste Angebot festnageln.«
»Sie müssen es wissen«, sagte er. »Ich verlasse mich ganz auf Sie.«
»Vielen Dank«, sagte sie.
»Nein, Miß Shelton«, erwiderte er. »Ich danke Ihnen.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte sie fröhlich. »Bis Montag ist es unter Dach und Fach. Ich ruf Sie dann an.« Damit hängte sie ein.
Joe starrte das Telefon ungläubig an. Es dauerte eine Weile, bis er begriffen hatte, daß er nicht träumte. »Oh, verdammt!« brüllte er jubelnd.
Dann griff er erneut nach dem Hörer. Er mußte unbedingt gleich zu Hause anrufen. Vielleicht würden sie jetzt endlich glauben, daß er wirklich ein Schriftsteller war! Aber zu Hause meldete sich niemand.
Die Nachricht rumorte in ihm. Er mußte einfach mit jemandem reden! Er rief bei A&S an und ließ Motty ans Telefon holen. »Ist was Wichtiges?« fragte sie eilig. »Ich muß zu einer Besprechung.«
»Nur eine Minute«, sagte er rauh. »Ich muß es dir einfach erzählen. Hollywood will den ›Detektiv und die Ladendiebin‹ verfilmen. Was sagst du?«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie, aber sie klang überhaupt nicht begeistert. »Ich muß dir auch was erzählen.«
»Was denn?« fragte er.
»Ich glaube, ich kriege ein Kind«, flüsterte sie. »Es ist schon drei Wochen über die Zeit.«
»Scheiße!« rief er. »Bist du ganz
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