Hollywood
Lampenfieber«, sagte er lächelnd. »Das muß jede Braut durchmachen.«
13
Miß Shelton gab ihrem Klienten zwei verschlossene Umschläge über den Tisch. »Im einen ist Ihre Fahrkarte, Joe. Erster Klasse, natürlich. Im zweiten finden Sie ein Empfehlungsschreiben an Mr. Ray Crossett, den Chefdramaturgen der Filmgesellschaft. Mr. Crossett wird Ihr direkter Vorgesetzter in Hollywood sein. Außerdem sind in diesem Umschlag Ihre Schecks: Zweitausendfünfhundert für die Filmrechte an der Geschichte, abzüglich unserer Provision sind zweitausendzweihundertfünfzig, außerdem ein Scheck über zweihundertfünfundzwanzig Dollar für den Abdruck in ›Colliers‹ und schließlich noch hundert Dollar in bar, falls Sie auf der Reise irgendwelche Auslagen haben. Während Sie das Drehbuch schreiben, kriegen Sie ein festes Gehalt von der Filmgesellschaft. Der Gehaltsscheck geht direkt an uns, wir ziehen unsere Provision ab, den Rest überweisen wir Ihnen.«
»Ich kann Ihnen gar nicht genug danken«, sagte Joe, während er die Umschläge in der Hand hin und her drehte. »So viel Geld habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehabt.«
»Bei uns brauchen Sie sich nicht zu bedanken«, sagte Miß Shelton. »Sie haben das Geld selbst verdient. Sie haben die Geschichten geschrieben.«
»Trotzdem würde ich gern ein bißchen feiern«, sagte er. »Wollen wir nicht zusammen essen gehen in der Stadt?«
»Ich fürchte, das ist keine so gute Idee«, sagte sie. »Es gibt ein paar sehr strenge Regeln hier. Die Agentur erlaubt keine privaten Beziehungen zwischen ihren Angestellten und ihren Klienten.«
»Und was ist so schrecklich privat daran, wenn Sie mit mir essen gehen und danach vielleicht noch ins Kino?«
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Hatten Sie meine Schwester Kathy nicht schon dasselbe gefragt?«
»Sie hat mich nie zurückgerufen«, sagte er. »Ich nehme an, sie war nicht daran interessiert.«
»Sie war durchaus interessiert«, sagte Miß Shelton. »Aber sie ist umgezogen. Sie wohnt jetzt in Los Angeles, sie arbeitet übrigens auch für Triple-S. Sie sollten sich mal bei ihr melden, wenn Sie in Hollywood sind. Sie kann Ihnen sicherlich irgendwie helfen.«
»Das wäre natürlich sehr nett. Vielen Dank!« sagte Joe. »Aber was ist mit uns beiden? Was Sie in Ihrer Freizeit machen, geht die Firma doch wirklich nichts an.«
»Ich würde gern mit Ihnen ausgehen«, sagte sie, »aber ich müßte dauernd Angst haben, daß mich jemand aus dem Büro sieht. Ich möchte nämlich weiterkommen. Ich will nicht mein ganzes Leben hier arbeiten, sondern Lektorin bei einem großen Verlag werden.«
»Das klingt nicht schlecht«, sagte er. »Aber wird nicht von Lektoren erwartet, daß sie ein paar gute Autoren mitbringen?«
Miß Shelton starrte ihn verblüfft an. »Da haben Sie recht«, sagte sie nachdenklich. »Schreiben Sie doch einen Roman. Gut genug sind Sie, und mir würde es helfen.«
»Ich habe schon oft darüber nachgedacht«, sagte er. »Aber das erfordert eine Menge Erfahrung und Zeit, und man muß auch von Komposition was verstehen.«
»Vielleicht kann ich Ihnen helfen?« sagte sie. »Romane sind der Hauptgegenstand meiner Arbeit hier. Wenn Sie einen Roman schreiben und ich Ihnen dabei helfen darf, dann ist uns womöglich beiden gedient.«
»Ich brauche aber Geld«, sagte er.
»Ein guter Roman bringt auch Geld«, sagte sie. »Wenn Sie einen guten Roman veröffentlichen, verdienen Sie so viel damit, daß alles Bisherige Ihnen wie ein Trinkgeld vorkommen wird.«
»Und was wird dann aus der Agentur?«
»Das ist mir scheißegal«, sagte sie heftig. »Die speisen mich hier mit fünfunddreißig Dollar die Woche ab und behandeln mich wie ein Schulmädchen.«
»Und wieviel verdient man so mit einem Roman?«
»Das hängt vom Verkauf ab. Aber mit einem richtigen Bestseller verdienen Sie fünfundzwanzigtausend und mehr.«
Joe stand abrupt auf. »Sie gefallen mir immer besser!« sagte er aufgeregt.
Sie war ebenfalls aufgestanden, kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und streckte ihm ihre Hand hin. »Sie gefallen mir auch.«
Er lachte und nahm ihre Hand. »Und Sie gehen auch mit mir essen?«
Sie lachte. »Alles, was Sie wollen.«
»Gut«, sagte Joe. »Ich werde jetzt schon ganz scharf.«
Sie ließ abrupt seine Hand fallen und kehrte hinter ihren Schreibtisch zurück. »Ich wünsche Ihnen eine gute Reise nach Kalifornien«, sagte sie. »Und lassen Sie von sich hören.«
»Mach ich«, sagte er. »Vergessen Sie nicht,
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