Hollywood
mich angerufen?« fauchte sie. »Seine Frau bin doch ich, oder nicht? Ich habe das Recht, als erste zu erfahren, was mit meinem Mann los ist!«
»Natürlich, Mama«, sagte Joe. »Ich war nur zufällig gerade bei ihm, als es passierte. Ich habe ihm seine Tabletten gegeben und Dr. Rosewater gerufen.«
»Ich weiß noch immer nicht, was eigentlich los ist«, sagte Marta. »Am Telefon geben die überhaupt keine richtige Auskunft.«
»Es war ein Herzanfall. Er hat sich wohl überanstrengt.«
»Und wie ist das passiert?« fragte sie mißtrauisch.
»Zwanzig Hühnerkisten abladen ist keine Kleinigkeit«, sagte Joe. »Das haut den stärksten Mann um.«
»So ein Idiot!« knurrte sie. »Er wußte doch, daß er so was nicht tun darf. Aber dein Vater hat sich immer für Samson gehalten.«
»Aber wie geht es ihm jetzt?« fragte Motty dazwischen.
Joe lächelte und küßte seine Kusine. »Schon wieder viel besser.«
»Dann werden wir jetzt zu ihm hinaufgehen«, sagte Marta.
»Warte einen Augenblick, Mama«, sagte Joe. »Dr. Rosewater hat gesagt, er wird uns rufen, wenn er mit seinen Untersuchungen fertig ist.«
»Dein Vater ist ein Trottel!« sagte Marta. »Manchmal könnte ich ihn erschlagen, weil er so blöd ist.«
»Die Mühe hätte er dir fast erspart«, sagte Joe trocken. »Es hat nicht viel gefehlt.«
Marta starrte ihn mit offenem Mund an, und plötzlich begann sie zu weinen. »Oh, mein Gott! Phil!« schluchzte sie.
Joe legte ihr seinen Arm um die Schultern. »Er wird schon wieder gesund werden, Mama. Beruhige dich.«
»Es war wirklich ein Glück, daß Joe gerade bei ihm war, Tante«, fügte Motty hinzu.
»Ja, ja«, sagte Marta geistesabwesend. Dann warf sie ihrem Sohn einen prüfenden Blick zu. »Was hast du überhaupt hier gemacht?« fragte sie. »Ich dachte, du wolltest in der nächsten Zeit nicht mehr nach Brooklyn zurückkommen?«
»Ich wollte Papa etwas fragen«, sagte Joe.
»Und was war das?« fragte sie hartnäckig.
»Ich wollte ihn bitten, mit Mister B. darüber zu reden, ob ich meinen Job in Manhattan aufgeben und nach Hollywood gehen darf.«
Mama nickte. Das war ein Gebiet, auf dem sie sich auskannte. Das würde sie regeln. Mit einem Schlag war sie wieder die Stärkere.
»Keine Sorge, das nehme ich in die Hand«, sagte sie. »Diese Kerle werden tun, was ich sage, sonst wird es ihnen sehr leid tun!«
In diesem Augenblick kam Dr. Rosewater herein. Er lächelte, als er Joes Mutter begrüßte. »Jetzt ist alles in Ordnung. Das Elektrokardiogramm zeigt normale Werte. Es kann kein großer Schaden mehr entstehen. Er hat kein Fieber, und der Blutdruck ist hundertfünfunddreißig zu fünfundachtzig. Wenn er heute nacht ruhig schläft, kann er morgen früh wieder nach Hause.«
»Vielen Dank, Herr Doktor«, sagte Marta. »Darf ich ihn jetzt sehen?«
»Ja«, sagte der Arzt. »Aber bitte bleiben Sie ruhig, Mrs. Kronowitz. Denken Sie daran, daß er sich nicht aufregen darf. Bleiben Sie bitte auch nicht länger als zehn Minuten. Er muß unbedingt schlafen.«
»Ich glaube, wir bleiben lieber hier, Mutter«, sagte Joe rasch.
Befriedigt ging Marta Kronowitz hinter dem Arzt her zum Aufzug. Als sie verschwunden waren, sagte Joe: »Du siehst gut aus, Motty, wie fühlst du dich?«
»Ich bin jetzt wahrscheinlich schon sechs Wochen schwanger. Ist das nicht die Zeit, in der die künftige Mutter am blühendsten aussieht?« Ihr Tonfall war bitter.
Joe versuchte, sie zum Lachen zu bringen. »Na, da wird Stevie sich aber freuen.«
Aber Motty lachte nicht. Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Stevie wird übermorgen hier sein, am Mittwoch. Die Hochzeit ist Sonntag. Falls er nicht vorher Verdacht schöpft.«
»Das wird er nicht«, sagte Joe zuversichtlich.
»So sicher bin ich mir nicht«, erwiderte sie. Ihre Augen glitten unruhig über ihn hin. »Wann willst du denn abreisen?«
»Am Samstag. Mit dem Twentieth Century von der Grand-Central-Station, hat meine Agentin gesagt.«
»Damit wäre wohl alles geklärt«, sagte sie. »Aber denk nur nicht, daß mir das gefällt. Ich habe gar kein gutes Gefühl.«
»Wenn du erst verheiratet bist, geht es dir bestimmt wieder besser«, sagte er.
»Ich weiß nicht«, beharrte sie unglücklich. »Ich bin so verwirrt. Und womöglich wird die Hochzeit wegen der Krankheit deines Vaters ja auch noch verschoben.«
»Mein Vater ist morgen vormittag wieder zu Hause. Es verläuft alles nach Plan. Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
»Ich kann aber nicht aufhören.«
»Das ist sicher nur
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