Hollywood
beeilen, Sir«, sagte der Gepäckträger. »Wir haben nur noch fünf Minuten bis zur Abfahrt.«
»Dann bringen Sie die Dame zum Zug, und ich hole noch eine Fahrkarte«, sagte Joe. »Sie erleben hier eine große Romanze!«
Teil 2
1946 -1947
14
Er lag im Bett, mit zwei dicken Kissen im Rücken, und sah ihr beim Anziehen zu. Vorläufig stand sie allerdings noch splitternackt vor dem Spiegel und arbeitete an ihrem Make-up. Sorgfältig zog sie ihre Augenbrauen mit einem schwarzen Stift nach. »Du hast einen prachtvollen Arsch«, sagte er.
Sie warf ihm durch den Spiegel einen spöttischen Blick zu. »Das sagst du allen Mädchen«, erwiderte sie.
»Nein, nicht zu allen«, lächelte Joe. »Nur zu denen, die wirklich einen prachtvollen Arsch haben.«
»Du bist widerlich«, sagte sie. »Gehst du heute nicht arbeiten?«
»Nein, ich bin arbeitslos.«
»Heißt das, du kriegst wieder mal kein Gehalt?«
»Nur ein paar Tage lang nicht«, sagte er. »A.J. sagt, in ein, zwei Wochen hat er wieder etwas für mich. Ein neues Projekt.«
»Das letzte Mal, als er das gesagt hat, hast du drei Monate lang auf der Straße gesessen.«
»Diesmal meint er es ernst«, sagte Joe unwillig und wechselte das Thema. »Wo ist denn das Kind?«
»Caroline ist unten in der Küche bei Rosa. Sie ißt gerade ihre Huevos rancheros zum Frühstück.«
Joe schüttelte den Kopf. »Was ist das für ein Frühstück für ein anständiges jüdisches Baby? Beugel, geräucherte Fische und Quark kämen mir viel überzeugender vor.«
»Für dreißig Dollar im Monat kriegt man bloß mexikanische Hausmädchen«, sagte Motty und wandte sich um. »Ist mein Make-up okay?«
»Absolut«, sagte Joe. »Aber dein Busen und dein Po sind auch Klasse.«
»Das verdanke ich der Sprechstundenhilfe beim Gynäkologen«, sagte Motty. »Sie hat gesagt, wenn ich nicht Gymnastik mache und Sport treibe, würde bald alles an mir herunterhängen wie Pudding.«
»Ich werde ihr ein Dankschreiben schicken«, sagte Joe.
Er schob seine Decke beiseite.
»Schau mal«, sagte er mit gespielter Überraschung, »ich hab einen Steifen.«
»Sonst noch Neuigkeiten?« fragte sie sachlich und machte den Kleiderschrank auf.
»Hast du nicht Zeit für ein Quickie?«
Sie lachte. »Denkst du, ich will mir mein Make-up ruinieren? Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich habe heute vormittag eine Besprechung.«
»Was könnte wichtiger sein als ein Morgenfick?« fragte er.
»Ein neuer Job«, sagte sie. »Unser Vizepräsident, Mr. Marks, will mich sprechen. Ich soll Einkäuferin in der Modeabteilung der Filiale in Beverly Hills werden.«
»Ich dachte, du wärst mit der Arbeit in der Werbeabteilung zufrieden?« fragte er.
»Das schon. Aber als Einkäuferin kriege ich das doppelte Gehalt, und ob ich mich in der Werbeabteilung halten kann, wenn die ganzen Kriegsveteranen zurückkommen, ist auch nicht sicher. Vor dem Krieg haben in der Werbeabteilung praktisch nur Männer gearbeitet.«
»Wieviel würdest du denn kriegen?« fragte er.
»Wahrscheinlich achthundert im Monat, vielleicht sogar tausend«, sagte sie. »Aber es gibt auch noch Prämien.«
Joe dachte einen Augenblick nach. Dann warf er ihr einen prüfenden Blick zu. »Was für Prämien?« fragte er. »Darfst du mit ihm ins Bett gehen?«
»Du hast eine schmutzige Phantasie«, sagte sie ärgerlich. »An was anderes kannst du überhaupt nicht mehr denken. Mr. Marks ist ein sehr zurückhaltender Mann. Trägt immer gestreifte Krawatten und eine Blume im Knopfloch. Außerdem ist er mindestens fünfzig.«
Joe sah zu, wie sie ihren Büstenhalter zumachte und ihr Höschen anzog.
»In den Studios laufen Dutzende von fünfzigjährigen Typen herum«, sagte er.
Motty knöpfte ihre langärmlige weiße Seidenbluse zu. »Das ist ein ganz anderes Gewerbe«, sagte sie nüchtern. »In den Studios laufen auch Hunderte von kleinen Nutten herum, die gern Filmschauspielerinnen wären.«
»Du hörst dich an wie meine Mutter«, knurrte er mürrisch.
»Es ist aber wahr«, sagte sie. »Außerdem habe ich Lippenstiftspuren an deinen Unterhosen gefunden, die es beweisen.«
Stumm beobachtete er, wie sie ihren Rock anzog und die Nähte ihrer Strümpfe zurechtrückte. »Ich dachte, Rosa erledigt die Wäsche?«
Motty gab keine Antwort.
»Möchtest du keine Erklärung hören?« fragte er.
»Nein«, erwiderte sie. »Du brauchst mir nichts zu erklären, ich kenne dich ja. Ich habe es vorher gewußt.«
Er starrte sie verblüfft an. »Bist du nicht
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