Hollywood
warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Stimmt, Joe, das sind nun einmal die Vorschriften.«
»Vielleicht können wir mal eine klitzekleine Ausnahme machen?« fragte Joe lächelnd.
»Tut mir leid«, sagte Ross. »Wir haben schrecklich viel zu tun. Das ist immer so vor den Feiertagen.«
»Ich weiß«, sagte Joe. »Ich habe die Straßenkreuzer gesehen, die rund um den Block stehen.«
Ross lächelte. »Ja, wir haben eine Menge Stargäste. Ilona Massey und Richard Arien waren auch schon da heute.«
»Weihnachten ist nun einmal das Fest der Liebe«, sagte Joe.
Ross fuhr sich mit dem Handrücken über das Kinn. »Ich kann deinen Antrag natürlich sieben Wochen vordatieren. Aber das kostet ein bißchen was. Fünfundzwanzig bar auf die Hand und zehn Prozent von jedem Scheck, den du einsteckst.«
»Das ist mir sehr recht«, sagte Joe und blätterte dem Mann das Geld auf den Tisch.
Die fünf grünen Scheine verschwanden blitzartig in der Tasche des Dicken. Er füllte das Formular aus und schob es Joe über den Tisch. »Unterschreib da, wo ich die Kreuze gemacht habe.«
Joe gehorchte und schob das unterschriebene Formular dann wieder über den Tisch. »Wann kriege ich meinen Scheck?« fragte er.
»Morgen früh um halb zehn«, sagte Ross. »Komm direkt zu mir ins Büro. Ich geb dir dann die Schecks für zwei Wochen.«
»Vielen Dank«, sagte Joe. »Bis morgen dann, Jack.«
Ross lächelte. »Ich werde auf dich warten. Paß auf dich auf, ja?«
»Mach ich«, sagte Joe. »Wir sollten bald mal wieder zusammen essen.«
»Nach den Feiertagen«, sagte Ross. »Jetzt ist zuviel los.«
»Okay«, sagte Joe. »Du brauchst bloß zu sagen, wann es dir paßt. Vielen Dank noch mal.«
16
Die Triple-S-Studios lagen im Valley. Obwohl sie deutlich weniger Platz als die von Universal und Warner Brothers einnahmen, bestanden sie doch aus vier großen Studiohallen und drei kleineren Gebäuden, in denen Tonaufnahmen gemacht und kleinere Szenen mit wenig Personal gedreht werden konnten. Direkt bei der Einfahrt standen ein großes, grau gestrichenes Verwaltungsgebäude, zwei doppelstöckige Holzhäuser und die Produzentenbüros. Ein ziemlich schäbiger Backsteinbau beherbergte die Kantine und im Obergeschoß die engen Kammern der Drehbuchautoren. Über das ganze Gelände waren vier oder fünf altersschwache Bungalows für die Regisseure und Kameraleute verteilt, während die Musikabteilung mit Wellblechhütten vorliebnehmen mußte. Die Kulissen und Kostüme waren in großen, scheunenähnlichen Hallen untergebracht. Da das Grundstück für Außenaufnahmen zu klein war, durften die Teams des Triple-S-Studios für solche Fälle die Einrichtungen der benachbarten Warner Brothers benutzen.
Ein gelangweilter Wächter mit einem grauen Hemd stand vor dem offenen Schlagbaum in der Einfahrt zum Studio.
Joe stoppte neben ihm und nickte ihm zu.
Der Wachmann warf ihm einen eigentümlichen Blick zu. »Ich dachte, Sie wären gestern auf Eis gelegt worden?« sagte er heiser.
»Das stimmt«, lächelte Joe. »Aber A.J. hat mich zu einer Besprechung gebeten.«
Der Mann zog sich in seine Bretterbude zurück und blätterte in der Besucherliste. »Sie sind aber erst für drei Uhr eingetragen«, knurrte er. »Jetzt ist es noch nicht einmal eins.«
»Ich bin gerne pünktlich«, sagte Joe. »Wo soll ich meinen Wagen abstellen?«
»Wie üblich. Wir haben Ihren Platz noch nicht neu vergeben.«
»Vielen Dank«, sagte Joe. Er warf dem Mann einen Blick zu. »Ist Maxie Keyho irgendwo in der Nähe?«
»Haben Sie einen heißen Tip?« fragte der Wachmann. Maxie Keyho, einer der Vertragsmusiker, war zugleich der inoffizielle Buchmacher für die Beschäftigten der Triple-S-Studios.
»Nein, heute nicht«, sagte Joe. »Aber Keyho hat einen Fünf-Dollar-Schuldschein von mir, und den möchte ich gerne auslösen.«
»Ich habe ihn gerade in die Kantine gehen sehen«, sagte der Wachmann.
Joe winkte ihm mit der Hand und fuhr auf den Parkplatz vor dem Gebäude der Drehbuchautoren. Er parkte den Wagen an der üblichen Stelle, stieg aus und schloß sorgfältig die Tür ab.
Die Kantine war ein langgestrecktes, ziemlich schäbiges Restaurant, dessen Wände mit Bildern der Stars bedeckt waren, die in Filmen der Triple-S-Studios mitgespielt hatten. Im hinteren Teil des Lokals ging es ein wenig vornehmer zu, dort gab es gedeckte Tische und Kellnerinnen. Aber wer nicht zu den Managern, Regisseuren und Filmstars gehörte, hielt sich meist nur im vorderen, größeren Teil des
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