Hollywood
Mädchen. »Sie versteckt ihre Gefühle hinter ihrer beruflichen Tarnkappe.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Weiß sie etwas von uns?«
»Das glaube ich nicht«, sagte Kathy. Plötzlich wurde ihre Stimme ganz dienstlich. »Wenn der Boß jetzt das Telefon auflegt, sag ich ihm, daß du da bist, okay?«
»Tut mir wirklich leid wegen heute abend«, sagte Joe rasch. »Die Flasche Wodka, die ich dir mitbringen wollte, leg ich dir ins Auto, okay?«
»Das brauchst du doch nicht«, sagte sie.
»Ich bin genauso enttäuscht wie du, Kathy.«
Sie gab keine Antwort.
»Wie wär's denn mit morgen?« fragte Joe.
»Vielleicht«, sagte sie. Das weiße Licht auf ihrer Telefonanlage erlosch. Sie griff nach dem Hörer. »Joe Crown ist hier, Mr. Rosen. Ja, er kommt sofort zu Ihnen.«
»Vielen Dank«, sagte Joe und griff nach der Klinke der Tür, die ins Allerheiligste führte.
Kathy sah ihm nachdenklich nach. »Viel Glück«, sagte sie ernsthaft.
A.J. Rosen saß wie ein fetter, kahlköpfiger Napoleon hinter seinem festungsartigen Schreibtisch. Sein Sessel stand etwas erhöht, so daß er auf seine Besucher herabsehen konnte. Sein feistes Gesicht war zu einem strahlenden Lächeln verzogen. »Schön, daß Sie so schnell kommen konnten, Joe, vielen Dank!«
»Es ist mir ein Vergnügen, Mr. Rosen.«
»Ich habe da eine Idee für ein neues Projekt«, sagte A.J. bedeutungsvoll. »Das könnte vielleicht etwas für Sie sein. Sie stammen doch aus New York, oder?«
»Ich bin da geboren und aufgewachsen, das stimmt«, sagte Joe.
»Filme, die in New York spielen, sind zur Zeit sehr erfolgreich«, sagte A.J. »Erst kamen die ›Dead End Kids‹ von Universal, dann die ›East Side Kids‹, die Monogram zur Serie gemacht hat.«
Joe nickte ernsthaft. Er hatte immer noch keine Ahnung, worauf A.J. hinauswollte.
»Ich denke allerdings an ein sehr viel anspruchsvolleres Projekt. An einen Film wie ›Dead End‹ von Sam Goldwyn.«
»Das war ein schöner Film«, sagte Joe.
»Einer meiner New Yorker Bankiers hat mich darauf gebracht«, sagte A.J. »Es ist wirklich eine hübsche Idee: Ein New Yorker Gangster verliebt sich in ein Mädchen vom Ballett und bringt sie nach Hollywood, um einen Filmstar aus ihr zu machen.«
Joe bemühte sich um einen möglichst begeisterten Tonfall. »Das ist eine fabelhafte Idee, Mr. Rosen.«
A.J. lächelte zufrieden. »Ich dachte mir gleich, daß sie Ihnen gefällt.«
»Ja, sie ist wirklich sehr gut, Mr. Rosen. Und wie ich Sie kenne, haben Sie auch schon darüber nachgedacht, wer die Hauptrollen spielen soll?«
»Das Mädchen habe ich schon«, sagte A.J. »Nur über die männliche Hauptrolle muß ich noch nachdenken. Sicher wird es auf Bogart, Eddie Robinson oder Cagney hinauslaufen.«
Joe nickte ernsthaft, obwohl er genausogut wie A.J. wußte, daß keiner dieser Stars bereit sein würde, die Rolle zu übernehmen. »Das Mädchen haben Sie schon?« fragte er vorsichtig.
»Ja«, sagte A.J. und schob ihm ein Foto über den Tisch. »Judi Antoine.«
Joe warf einen Blick auf das Foto. Judi war eine aufreizende Blondine in einem hautengen Kostüm aus Silberlamé, das weit mehr zeigte, als er von Betty Grable oder Lana Turner je gesehen hatte. »Die kenn ich«, sagte er.
»Die ganze Welt kennt sie«, sagte A.J. enthusiastisch. »Wir haben sie seit sechs Monaten unter Vertrag, und obwohl sie bisher noch in keinem einzigen Film mitgespielt hat, werden jeden Monat über tausend Fan-Postkarten von ihr verlangt. Ihre Bilder waren in jeder Illustrierten und jeder Tageszeitung der Vereinigten Staaten.«
»Sie ist ein ganz heißer Tip«, bestätigte Joe. Er mochte A.J. nicht erzählen, daß Judi in den Studios nur die ›Sirene‹ genannt wurde, weil sie laut kreischte, wenn sie genommen wurde. Joe persönlich hatte sie allerdings nur mal ein Quickie spendiert, weil sie dem Regisseur eines Films vorgestellt werden sollte, an dem er gearbeitet hatte.
»Auch mein Finanzberater, ein Bankier aus New York, ist überzeugt, daß sie für die Rolle die richtige wäre«, sagte A.J. und fügte dann plötzlich, als wäre es ihm gerade erst eingefallen, hinzu: »Meine Frau und ich gehen heute abend mit dem Mann aus. Wir treffen uns bei Perino. Wie wäre es, wenn Sie Judi zu Hause abholen und dann mit uns essen würden?«
Joe rieb sich mit dem Handrücken über das Kinn. »Gleich heute abend?«
»Ja«, sagte A.J.
»Vielleicht hat sie gar keine Zeit«, gab Joe zu bedenken.
»Sie hat bestimmt Zeit«, sagte A.J. »Dafür hab
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