Hollywood
dieser Metaxa erzählt, das Geld sei für meinen Film und ich würde einen neuen Vertrag kriegen. Mit zweitausend im Monat. Er hat gesagt, ich soll eine neue Wohnung mieten, damit er mich immer besuchen kann. Er will zweimal im Monat nach Hollywood kommen.«
Joe warf ihr einen schrägen Blick zu. »Na, dem müssen Sie es aber wirklich besorgt haben.«
»Das ist das, was ich überhaupt nicht verstehe«, sagte sie. »Er hat überhaupt nichts von mir gewollt.«
»Gar nichts?« fragte Joe überrascht.
»Ich durfte ihn nicht mal anfassen«, sagte sie. »Ich stand splitternackt vor ihm, und er hat einfach weitergeredet, als ob ich mein Kleid immer noch an hätte. Ich glaube, er hat es gar nicht gemerkt, als ich mich wieder angezogen habe.«
»Eigenartig«, sagte Joe.
Das Mädchen sah eine Weile zum Fenster hinaus. »Kennen Sie Mickey Cohen?« fragte sie.
»Den Gangster?«
»Wen sonst?« sagte sie schnippisch.
»Nur aus der Zeitung«, sagte Joe.
»Haben Sie Lust, ihn persönlich kennenzulernen?«
Er warf ihr einen überraschten Blick zu. »Heute abend?«
»Ja. Ich bin im Blue Room mit ihm verabredet.«
»Ich würde ihn sehr gern kennenlernen«, sagte Joe. »Aber ich muß jetzt nach Hause. Meine Frau ist schon wütend genug wegen heute abend.«
»Ich könnte wetten, daß Mickey ein bißchen mehr weiß über diesen Mr. Metaxa«, sagte sie nachdenklich.
Joe ging plötzlich ein Licht auf. »Kennen Sie Mickey schon lange?« fragte er Judi.
»Ziemlich lange«, gab sie zur Antwort. »Wir kennen uns noch aus New York. Er hat gesagt, ich soll nach Hollywood gehen. Er hat gesagt, ich hätte das Zeug, ein Filmstar zu werden.«
Wieder mußte Joe anhalten. »Hat er Sie hier untergebracht?«
Sie nickte. »Ja, wir sind sehr eng befreundet.«
Einen Augenblick lang beanspruchte der Verkehr seine ganze Aufmerksamkeit. Die Geschichte, die A.J. ihm erzählt hatte, war also gar nicht erfunden. Sieh mal an!
Er brachte den Wagen vor dem Eingang zu Dave's Blue Room zum Stehen. Einen Moment lang war er in Versuchung, Judi in das Lokal zu begleiten, aber dann überlegte er es sich doch anders. Es war noch zu früh für eine solche Begegnung. Er mußte erst noch genauer wissen, was es mit diesem Bankier auf sich hatte.
Der Türsteher hielt Judi den Schlag auf. Sie stieg aus und beugte sich noch einmal hinunter zu Joe. »Vielen Dank«, sagte sie höflich.
»Es war mir ein Vergnügen«, sagte er, ebenso höflich. »Rufen Sie mich morgen im Studio an? Und sagen Sie bitte Mr. Cohen, ich würde mich freuen, ihn kennenzulernen. Er braucht nur zu sagen, wann es ihm recht ist.«
Er sah zu, wie Judi im Eingang des Restaurants verschwand, dann ließ er den Motor aufheulen und machte sich auf den Heimweg.
18
»Ein phantastisches Drehbuch«, sagte A.J. »Ganz fabelhaft, wirklich. Aber wir haben ein kleines Problem.«
»Ich verstehe nicht ganz«, sagte Joe. Er mußte den Telefonhörer ein Stück von seinem rechten Ohr weghalten, weil A.J. so laut brüllte.
»Haben Sie mal Judis Probeaufnahmen gesehen?« fragte A.J.
»Nein«, sagte Joe. »Es hat mich nie jemand dazu eingeladen.«
»Kommen Sie doch mal rüber in den Vorführraum B«, sagte A.J. »Sie werden gleich sehen, worauf ich hinauswill.«
Joe legte den Hörer auf und strich mit der Hand über das saubere Manuskript, das vor ihm auf dem Tisch lag. Er war so stolz darauf gewesen. In drei Monaten hatte er zunächst ein Treatment und dann ein komplettes Drehbuch verfaßt. Ein Drehbuch, von dem er wußte, daß es gut war. Es war sogar das beste Drehbuch, das er jemals verfaßt hatte. Er überlegte einen Augenblick, ob er das Manuskript mitnehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Im Vorführraum hatte das Manuskript nichts zu suchen. Er ließ es auf seinem Schreibtisch liegen und machte sich auf den Weg.
A.J. war nicht allein. Mr. Metaxa, der Bankier aus New York, Ray Stern, der Regisseur, und ein vierter Mann, den Joe nicht kannte, saßen im Vorführraum B. Der Produzent nickte ihm zu. »Guten Tag, Joe«, sagte er. »Mr. Metaxa und Ray kennen Sie ja. Ich möchte Sie außerdem Mr. Cohen vorstellen. Sie kennen doch Mickey Cohen?« Joe musterte den untersetzten, breitschultrigen Gangster. Dann streckte er lächelnd die Hand aus. »Guten Tag, Mr. Cohen.«
Der Gangster lächelte ebenfalls. »Schön, dich persönlich kennenzulernen«, sagte er mit einer heiseren Baßstimme. »Ich habe schon so viel von dir gehört, Joe.«
»Vielen Dank, Mr. Cohen«, sagte Joe höflich. A.J. winkte
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