Hollywood
die Hauptrolle spielt. Bei ihm und im Film. Deshalb soll ich sie mitbringen und bei ihm abliefern.«
»Wie heißt sie eigentlich?« fragte Motty.
»Judi Antoine.«
»Nie gehört«, sagte Motty. »Wo hat sie denn gespielt?«
»Sie hat bisher überhaupt noch nirgendwo mitgespielt«, sagte Joe. »Aber sie hat seit einem Vierteljahr einen Vertrag mit den Triple-S-Studios. Sie ist das beliebteste Pinup-Girl. Jede Woche werden Tausende von Postkarten mit ihrem Foto verschickt.«
»Also eine richtige Nutte«, sagte Motty verächtlich.
Joe lachte. »Diesmal hast du ausnahmsweise recht. Sie gehört zu den schlimmsten.« Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da wußte er schon, daß er einen riesigen Fehler gemacht hatte.
»Hat dir A.J. den Auftrag gegeben, weil du ein erfahrener Zuhälter bist? Oder braucht er wirklich einen, der ihm das Drehbuch verfaßt?« fragte sie.
»Das ist nicht fair«, sagte Joe leise.
»Du hättest ja ablehnen können«, sagte sie. »So dringend brauchst du den Auftrag doch nicht. Du hättest immer noch an deinem Roman schreiben können.«
»Dazu brauche ich Zeit«, sagte er. »Dazu brauche ich mindestens noch ein Jahr, und so viel Geld haben wir nicht, daß ich so lange aussetzen könnte.«
»Wir könnten es vielleicht schaffen«, sagte Motty. »Mr. Marks hat mir eine Gehaltsaufbesserung angeboten. Demnächst kriege ich achthundertfünfzig im Monat, und mit den Prämien könnten es bis zu fünfzehnhundert oder zweitausend werden. Wie findest du das?«
»Da ist doch ein Haken dabei«, sagte Joe. »So viel Geld kriegt man bestimmt nicht bloß fürs Schaufensterdekorieren.«
»Ein bißchen mehr wird schon verlangt«, sagte Motty. »Ich werde zum Beispiel nach New York und Paris fahren müssen, wenn die neuen Kollektionen vorgestellt werden.«
»Allein?« fragte er. »Ohne deinen Mr. Marks?«
»Du hast eine schmutzige Phantasie«, fauchte sie.
»Und wie kommst du darauf, daß er keine hat?« fragte er. Er schob sich die vier Fünfzigdollarscheine in das dunkelblaue Jackett. »Wenn ich schon als Zuhälter arbeiten muß, um mein Geld zu verdienen, verkaufe ich lieber richtige Callgirls als meine eigene Frau.«
***
Er saß an der Bar in der schummerigen Cocktail-Lounge vor der Coconut Grove. Aus dem Saal drangen leise die Klänge des Big-Band-Orchesters herauf. Der Barkeeper musterte sein halbgeleertes Glas und sagte: »Die Show fängt gleich an, Sir. Soll ich Ihnen einen Tisch besorgen?«
»Nein, danke«, erwiderte Joe.
Der Barkeeper warf einen Blick auf sein Glas. »Soll ich noch einmal nachfüllen?«
Joe schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Zwei Drinks sind mein Limit.« Er zog eine Zigarette heraus.
Sofort ließ der Barmann sein Feuerzeug aufblitzen. »Danke«, sagte Joe und warf einen Blick auf die Uhr. Zehn vor elf. »Sind Sie versetzt worden?« fragte der Barkeeper mitfühlend.
»Nein«, lächelte Joe. »Ich bin ein bißchen zu früh dran.«
Der Barkeeper warf einen Blick zum anderen Ende des Raumes. »Wenn die Dame nicht mehr kommen sollte, kann ich Sie gerne den beiden Ladys da drüben vorstellen«, sagte er höflich.
Joe lachte. »Sie sind in Ordnung«, sagte er und legte dem Mann einen Fünfdollarschein auf die Theke.
Das Geld verschwand wie der Blitz. »Ich wollte Ihnen nur behilflich sein, Sir.« Das Telefon am anderen Ende der Bar klingelte. Der Barkeeper nahm den Hörer. »Sind Sie Mr. Crown?« fragte er. Joe nickte. »Die Dame, mit der Sie verabredet sind, erwartet Sie in der Halle.«
Joe kam gerade rechtzeitig in die Hotelhalle, um Judi aus der Aufzugtür kommen zu sehen. »Ist alles okay?« fragte er.
»Ja«, sagte sie. Schweigend gingen sie hinaus und warteten, bis der Parkwächter seinen Wagen geholt hatte.
Er hielt Judi die Tür auf, gab dem Mann einen Dollar, stieg ein und fuhr langsam die Auffahrt hinunter. »Soll ich Sie nach Hause fahren?« fragte er.
»Macht es Ihnen was aus, mich an Dave's Blue Room abzusetzen?« fragte sie.
»Keineswegs«, sagte er. »Ganz, wie Sie wünschen.«
Judi starrte eine Weile durch die Windschutzscheibe. Dann drehte sie sich zu Joe um. »Ist der Kerl eigentlich echt?« fragte sie.
Joe mußte vor einer roten Ampel anhalten. »Mr. Metaxa?«
»Ja, der«, sagte sie. »Gehören ihm wirklich all diese Banken?«
»Ich weiß nicht«, sagte Joe und fuhr weiter. »Aber A.J. hat doch durchblicken lassen, daß morgen früh Kreditvereinbarungen über zwei Millionen Dollar unterzeichnet werden sollen, nicht wahr?«
»Mir hat
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