Hollywood
unbedingt auf mehr Geld aus. Aber er wollte sichergehen, daß er wenigstens das Geld für das alte Skript kriegte. Er hatte die erste Fassung eingereicht, aber das volle Honorar stand ihm erst zu, wenn der Film tatsächlich gedreht wurde. Er würde sich zwar die letzten Änderungen und Korrekturen ersparen, wenn sie jetzt ausstiegen, aber an seinem Honorar fehlten auch noch mindestens fünftausend Dollar.
A.J. wußte das natürlich genau. »Sie schreiben das neue Drehbuch im Rahmen des alten Vertrags. Sie kriegen das ganze Geld, sobald der erste Entwurf steht, und tausend Dollar extra, wenn der Film abgedreht ist.«
»Okay«, sagte Joe. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Gentlemen, fange ich gleich damit an.«
***
Joe machte sich auf einem gelben, linierten Notizblock eine Stunde lang Notizen. Dann war er zufrieden. Der grobe Handlungsverlauf stand jetzt fest. Er rief im Schreibbüro an.
Shirley meldete sich. »Ja, Joe?«
»Ich brauche Ihre Hilfe, Shirley.«
»Dafür sind wir ja da«, erwiderte sie.
»Können Sie mir bei Universal und Columbia ein paar Drehbücher von diesen Busenfilmen besorgen? Sie wissen schon: Urwaldgeschichten mit nackten Blondinen. Ich möchte den Stil ein bißchen studieren.«
»Verstehe«, sagte sie sachlich. »Genügt es bis morgen?«
»Das wäre großartig«, erwiderte er.
Shirley senkte vertraulich die Stimme. »Die Probeaufnahmen waren wohl nicht so besonders?« Der Studioklatsch hatte wieder einmal funktioniert.
»Sie waren hundsmiserabel«, bestätigte er.
»Das tut mir aber leid«, sagte sie. »Das Drehbuch fand ich wirklich sehr schön.«
»Vielen Dank«, sagte er.
»Warten Sie mal einen Moment«, sagte sie und deckte die Sprechmuschel zu.
Sie meldete sich aber sofort wieder. »Joe? Ich habe Besuch für Sie. Ein Mr. Cohen ist hier. Er würde gern mal bei Ihnen hereinschauen.«
»Bringen Sie ihn nur her«, sagte Joe, hängte das Telefon ein und stand auf. Im selben Augenblick öffnete Shirley auch schon die Tür, und Mickey Cohen trat ein. Damit sie die Tür wieder schließen konnte, mußte er beiseite treten. Joe wies auf den Besucherstuhl, und Cohen setzte sich hin.
Empört sah er sich in dem kleinen Raum um. »Das soll ein Büro sein?« höhnte er. »Das ist ja noch nicht mal ein richtiger Schrank.«
»Deshalb schreibe ich ja auch für die Schublade«, lächelte Joe.
Cohen grinste. »Wahrscheinlich fragst du dich, was ich hier will, oder?« – »Sie werden schon Ihre Gründe haben«, sagte Joe. »Mir brauchen Sie nichts zu erklären.«
»Ich kenne deinen Vater ganz gut«, sagte Cohen. »Wir waren auch gute Freunde in Brooklyn.«
»Meinem Vater geht's gut«, sagte Joe.
»Hat er immer noch diesen Geflügelmarkt?«
Joe nickte. »Immer noch in derselben Straße.«
Cohen lächelte zufrieden. »Richte ihm einen schönen Gruß von seinem alten Freund Mickey aus, wenn du ihn siehst.«
»Danke, das werde ich tun«, sagte Joe.
Cohen musterte ihn und dachte einen Augenblick nach. »Wir wollen das vertraulich behandeln«, sagte er schließlich. »Aber ich bin als Judis Manager hier.«
»Ich verstehe«, sagte Joe.
»Was meinst du, wird es klappen?« fragte Cohen besorgt.
»Ich kümmere mich nur um das Drehbuch«, sagte Joe achselzuckend. »Der Rest liegt bei A.J.«
»Er hat schon angefangen, an allen Ecken und Enden zu sparen«, sagte Cohen. »Den Vertrag mit Warner Brothers wegen O'Brien hat er gekündigt.«
»In so einem Film würde O'Brien sowieso nicht mitspielen«, sagte Joe.
»Der Regisseur hat auch schon die Kurve gekratzt«, sagte Cohen. »Er wolle keine solchen Filme mehr machen, hat er gesagt.«
»Kein Problem«, sagte Joe. »Regisseure gibt es genug.«
»Die Drehzeit hat er von dreißig Tagen auf zwölf heruntergekürzt«, sagte Cohen.
»Das reicht auch«, sagte Joe. »Wir brauchen nicht länger.«
»Metaxa ist ziemlich beunruhigt«, sagte Cohen.
»Das glaube ich gern«, sagte Joe. »Es ist sein Geld und sein Mädchen.«
»Falsch«, sagte Cohen. »Weder sein Geld noch sein Mädchen.«
Joe sah ihn verblüfft an.
»Hast du schon mal was von Judge Nicoletti gehört?«
Joe nickte. Nicoletti war der inoffizielle Schiedsrichter zwischen den verschiedenen New Yorker Mafiafamilien.
»Metaxa ist Nicolettis Strohmann. Der Grund, warum sie dem Studio Geld leihen, ist allerdings rein geschäftlich. Sie benutzen das Studio als Geldwaschanlage. Alles, was mit dem Film verdient wird, ist sauberes Geld. Was in die Sache reingesteckt wird, weiß dagegen
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