Hollywood
sondern Bilanzen.«
Plötzlich hatte Joe eine Idee. »Sag mal, Kathy, hast du nicht Lust, mit zu der Party zu kommen?«
»Ich fürchte, das geht nicht«, sagte sie. »Erstens wohne ich jetzt bei meinem Freund, und zweitens mag es A.J. nicht, wenn das Büropersonal auf seinen Partys erscheint.«
»Er ist und bleibt nun mal ein Arschloch«, sagte Joe.
»So ist Hollywood eben«, lachte Kathy. »Lauter Snobs. Warum lädst du nicht Laura ein? Sie war noch nie auf einer Hollywood-Party.«
»Wie soll ich das machen? Laura wohnt in New York.«
»Hat sie dir das nicht gesagt?« fragte Kathy verblüfft. »Sie ist hier in Hollywood. Ich hätte bestimmt gedacht, daß sie dich anruft. Sie ist gestern abend angekommen. Sie wohnt im Bel-Air-Hotel, Zimmer 121.«
»Ich ruf sie mal an«, sagte Joe. »Vielen Dank, Kathy.«
»Aber bitte verrat ihr nicht, daß ich es dir gesagt habe«, bat Kathy.
»Also jetzt verstehe ich bald überhaupt nichts mehr«, sagte Joe. »Was soll denn die Geheimnistuerei?«
»Ach, meine Schwester ist immer noch böse auf mich, weil ich ein paarmal mit dir ausgegangen bin.«
»Und woher weiß sie das?« fragte er.
»Das ist eben Hollywood. Die Leute reden. Und sie hat ein paar Freunde hier.«
»Okay«, sagte er. »Das werde ich mit ihr klären.«
Er war schon dabei, das Bel-Air-Hotel anzurufen, als er einen Blick auf die Uhr warf. Es war jetzt beinahe fünf Uhr nachmittags. Sie würde noch unterwegs sein. Vor halb sieben kehrte eine fleißige New Yorker Agentin bestimmt nicht in ihr Zimmer zurück.
Dann hatte er eine Idee. Wenn sie ihn nicht angerufen hatte, um ihm zu sagen, daß sie nach Hollywood kam, würde er sie jetzt mit einem Besuch im Hotel überraschen.
Rasch suchte er den Durchschlag des neugeschriebenen Romananfangs zusammen und steckte ihn in einen Umschlag. Dann rief er in einem Blumengeschäft an und bestellte für halb sieben ein Dutzend Rosen.
»Rosa!« brüllte er in die Küche hinunter.
Sie kam ins Wohnzimmer. »Sí, Señor?«
»Ist noch ein weißes Hemd im Schrank?«
»Ich kann Ihnen eins bügeln«, rief sie zurück. »Dauert nur fünf Minuten.«
»Danke«, sagte er. »Ich gehe jetzt duschen. Bring es dann rauf, ja?«
»Gehen Sie aus?« fragte sie.
»Ich weiß noch nicht«, sagte er. »Wollen mal sehen.«
***
Als er an Lauras Tür klopfte, war es Viertel vor sieben. Er hatte zwölf rote Rosen in der einen und eine Flasche eisgekühlten Dom Perignon in der anderen Hand.
Laura machte die Tür auf und starrte ihn verblüfft an. »Willkommen in Hollywood!« sagte er lächelnd.
»Was für eine reizende Überraschung!« sagte sie und nahm die Blumen. »Vielen Dank!«
»Eine Flasche Champagner habe ich auch mitgebracht!« sagte er.
»Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen«, sagte sie lächelnd. »Kommen Sie rein!«
Er folgte ihr in den geschmackvoll eingerichteten Raum. »Ich war ziemlich überrascht, als ich hörte, daß Sie in Hollywood sind«, sagte er.
»Hat es Ihnen meine Schwester erzählt?« fragte sie rasch.
»Nein«, sagte er. »Seit wir den Film abgedreht haben, habe ich nicht mehr mit Kathy gesprochen. Das ist jetzt fast vier Monate her.«
»Aber irgend jemand muß es Ihnen doch erzählt haben«, sagte sie hartnäckig.
»Es hat in der Zeitung gestanden«, behauptete er. »Die Hotels geben der örtlichen Presse jeden Tag eine Liste mit den wichtigsten Gästen.«
»Kalifornien bekommt Ihnen gut«, sagte sie. »Sie machen einen sehr gesunden Eindruck.«
Joe lachte. »Und Sie sehen hinreißend aus, Laura!«
Sie schüttelte den Kopf. »In diesem alten Bademantel?«
»Ich habe keinen Anlaß, mich zu beschweren«, sagte Joe lächelnd. »Ich finde Sie immer schön, Laura.«
»Lassen Sie mir fünf Minuten Zeit, damit ich mir etwas Richtiges anziehen kann«, sagte sie. »Vielleicht machen Sie inzwischen schon mal Ihren Dom Perignon auf?«
»Ich habe auch den Anfang von meinem Manuskript mitgebracht«, sagte er. »Hundertfünfzig Seiten, fertig redigiert und neu abgeschrieben.«
»Großartig«, sagte sie.
»Was führt Sie nach Kalifornien?«
»Ich hatte mit einer Klientin einen Vertrag durchzusprechen«, sagte sie knapp. »Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte einen Moment, sonst werde ich nie fertig.«
Sie ging ins Badezimmer und schloß die Tür hinter sich. Einen Augenblick später hörte er das Plätschern der Dusche und begann, die Flasche aufzumachen. Freundlicherweise hatte man ihm an der Bar nicht nur einen Kübel mit Eis, sondern auch
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