Hollywood
Menge zu hören«, sagte er. »Aber ich muß Sie enttäuschen. Ich bin zwar verheiratet, aber meine Frau ist zur Zeit in New York, und Judi vögle ich auch nicht.«
»Ich habe gehört, Sie hätten ihr die Rolle verschafft.«
»Das stimmt nicht.«
»Wie ist sie denn dann an die Rolle gekommen?« fragte Tammy. »Sie ist doch überhaupt keine Schauspielerin. Selbst an meinen schlechtesten Tagen wirke ich neben der noch mindestens wie die Garbo.«
Joe hob die Hände. »Keine Ahnung«, sagte er. »Ich hab bloß das Drehbuch geschrieben.«
Tammy warf einen Blick zum Eingang, wo sich gerade ein Dutzend Fotografen bemühte, Judi und Steve Cochran auf die Platte zu bannen. »Sie ist eine verdammte Hure!« zischte sie eifersüchtig. Dann wandte sie sich wieder an Joe. »Haben Sie einen Wagen hier?« Joe nickte.
»Ich bin mit einem Taxi gekommen«, sagte sie. »Können Sie mich vielleicht nachher mitnehmen?«
»Natürlich«, sagte er. »Gern.«
»Sagen Sie mir dann Bescheid?« fragte sie und bewegte sich in Richtung zum Eingang. »Ich werde mich mal darum bemühen, auf das eine oder andere Foto zu kommen.« Er beobachtete, wie sie sich an die Fotografen heranpirschte, und schlenderte dann zur Bar, um sich einen neuen Drink zu besorgen. Je mehr Menschen hereinkamen, desto heißer wurde es im Raum, und er suchte sich einen Platz bei einem offenen Fenster, um frische Luft zu haben. Mr. Metaxa, der Bankier, kam durch den ganzen Saal auf ihn zu. »Joe«, sagte er, »herzlichen Glückwunsch!«
Joe lächelte. »Vielen Dank! Aber wozu?«
»Zu Ihrem phantastischen Drehbuch. Der Film wird ein Kassenschlager dank Ihrer Idee. Die Bruttoeinnahmen der Verleiher könnten glatt zwei Millionen erreichen. Wir sind alle sehr zufrieden.«
»Das freut mich«, sagte Joe.
Der Bankier ergriff seinen Arm. »Kommen Sie«, sagte er. »Ich möchte Sie einem guten Freund von mir vorstellen. Er ist Italiener. Ein Filmproduzent. Er möchte Sie gern kennenlernen.« Er führte Joe zu einem hochgewachsenen, gutaussehenden Mann, dessen edler Kopf von dichten, schlohweißen Haaren gekrönt wurde. Metaxa sprach italienisch mit ihm und übersetzte dann für Joe. »Das ist Joe Crown, der Scrittore«, sagte er. »Das ist der große italienische Regisseur und Produzent Raffaelo Santini. Signor Santini hat unter anderem ›Das Motorrad‹ produziert.«
Joe hatte davon gehört. Das Motorrad war einer jener neorealistischen italienischen Filme, die zur internationalen Avantgarde gehörten. Die Kritiker waren begeistert gewesen, und Santini hatte beinahe den Oscar für den besten ausländischen Film gekriegt.
»Es ist mir eine Ehre«, sagte Joe aufrichtig.
»Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Mr. Crown«, sagte Santini mit einem freundlichen Lächeln. »Ihr Film hat mir sehr gut gefallen. Er zeigt, daß Sie sehr viel Humor haben und sehr genau wissen, was das Publikum will. Ich mag diese professionelle Einstellung.«
»Vielen Dank, Mr. Santini«, sagte Joe.
Santini nickte ernsthaft. »Vielleicht kommen Sie eines Tages mal nach Italien, und wir machen etwas zusammen.«
»Das würde ich sehr gern tun«, sagte Joe.
In diesem Augenblick ertönte hinter ihm die Stimme A.J.s. »Was brütet ihr hinterlistigen Burschen schon wieder aus?« fragte der Produzent lächelnd. »Wollt ihr meinen besten Drehbuchautor entführen?«
»Aber nein«, sagte Metaxa sofort. »Mr. Santini hat ihm nur gratuliert.«
»Ich habe Joe für drei Filme unter Vertrag«, sagte A.J.
Joe staunte. Bis zu diesem Augenblick hatte er von einem Vertrag nichts gehört. Vorsichtshalber hielt er aber den Mund.
»Am Montag unterhalten wir uns über das nächste Drehbuch«, sagte A.J. und warf Joe einen Blick zu. »Stimmt's nicht, Joe?«
»Ja, so ist es, Mr. Rosen«, bestätigte Joe.
»Und wie lautet der Titel des neuen Films?« fragte Santini.
A.J. starrte ihn unsicher an und wandte sich dann an Joe. »Sagen Sie es ihm, Joe.«
Joe sagte, ohne zu zögern: »Die Wiederkehr der Amazonenkönigin.«
»Ah, natürlich«, sagte Santini. »Wie einfach, wie einfach und wie genial. Der Film ist ja schon so gut wie verkauft.«
»Joe, vergessen Sie nicht: Montag morgen um neun in meinem Büro«, sagte A.J. und zog sich lächelnd zurück.
Joe spürte, daß ihn die beiden Italiener beobachteten. Santini flüsterte dem Bankier etwas zu und sagte dann laut: »Vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe, Mr. Crown. Eines Tages machen wir einen Film zusammen. In Rom.«
Aus den Augenwinkeln sah Joe,
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