Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
Vom Netzwerk:
daß Tammy Sheridan sich wieder näherte. »Joe!« rief sie aus etwa zwei Metern Entfernung, als wären sie zwei alte Freunde, die sich nach jahrelanger Trennung zufällig wieder begegneten. »Joe, Sie müssen mich Mr. Santini vorstellen. Er ist der beste Mann in der Branche, den ich kenne.«
    »Mr. Santini«, sagte Joe, »das ist Tammy Sheridan.«
    »Ich fand Ihren Film ganz fabelhaft«, jubelte Tammy. »Ich habe ihm auch in der Akademie meine Stimme gegeben, und es tat mir sooo leid, daß er dann doch keinen Oscar gekriegt hat.«
    »Vielen Dank, Miß Tammy«, sagte Santini höflich.
    »Es wird gerade zum Essen gerufen«, sagte die junge Frau. »Darf ich neben Ihnen sitzen? Ich möchte Sie so viele Dinge über Ihren Film fragen.«
    »Tut mir leid«, sagte Santini bedauernd, »aber zum Essen kann ich leider nicht bleiben. Ich war schon bei Chasens verabredet.« Der Italiener ergriff ihre Hand, küßte sie und verbeugte sich. »Ciao«, sagte er.
    Tammy seufzte, als sie ihm nachsah. »Der Kerl geht vielleicht ran!« flüsterte sie. »Als er mir die Hand küßte, dachte ich, er kitzelt mich mit der Zunge.«
    »Oh, verdammt«, sagte Joe. »Das könnte ich auch.«
    Tammy starrte ihn empört an. »Mir auf diese Weise die Hand küssen?«
    »Nein«, lächelte Joe. »Sie ein bißchen kitzeln.«

22
    Partys in Hollywood dauerten nicht lange. Meist entschuldigte man sich lange vor Mitternacht mit dem Hinweis, daß die Arbeit in den Studios morgens um sieben begann. Die Schauspieler gingen sogar noch früher, weil sie schon zwischen halb sechs und sechs beim Make-up sein mußten. Als Tammy zu ihm ins Auto stieg, war es kurz vor elf. Joe gab dem Parkwächter einen Dollar und rollte langsam die Straße herunter. »Wo wohnen Sie?« fragte er.
    »Im Valley«, sagte sie mit einer gewissen Ablehnung in der Stimme, wie es ihm schien.
    »Okay«, sagte er locker. »Sagen Sie mir, wie ich da hinkomme.«
    »Fahren Sie zum Laurel Canyon hinüber«, sagte sie. »Es ist kurz vor dem Ventura Boulevard.«
    »Gemacht«, sagte er und bog auf den Sunset Boulevard ein.
    »Nachts wird es schon ziemlich kalt«, sagte sie fröstelnd. »Könnten Sie vielleicht die Heizung einschalten?«
    Joe gehorchte. Ein Strom warmer Luft wirbelte durch den Wagen. »Ah, das tut gut«, sagte Tammy. »Werden Sie den neuen Film machen?«
    Joe zuckte die Achseln. »A.J. hat gesagt, ich soll am Montag zu ihm ins Büro kommen.«
    »Dann werden Sie den Film sicher machen«, sagte sie mit Überzeugung.
    »Wir werden sehen«, sagte er. »Ich weiß nicht recht. A.J. hat noch nicht gesagt, wieviel er bezahlt.«
    »Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Er wird anständig zahlen«, sagte sie. »Der Film ist so gut wie Bargeld für ihn.«
    Joe lächelte. »Sie klingen wie eine Agentin.«
    »Warum auch nicht«, lachte sie. »Ich bin ja schon ziemlich lange im Gewerbe.«
    »So alt können Sie doch noch gar nicht sein.«
    »Ich bin sechsundzwanzig«, sagte sie. »Ich bin seit meinem sechzehnten Lebensjahr in Hollywood.«
    »Sie sehen viel jünger aus.«
    »Das ist eben ein gutes Make-up«, sagte sie spöttisch. »Der neue Auftrag ist Ihnen sicher«, fügte sie ernsthaft hinzu.
    »Warum sind Sie sich dessen so sicher?«
    »Blanche hat ein Auge auf Sie geworfen.«
    »Die Frau von A.J.?« fragte Joe zweifelnd. »Die hat doch kaum zwei Worte mit mir gewechselt.«
    »Aber sie hat Sie dauernd beobachtet.« Tammy wartete, bis er vom Sunset Boulevard in den Laurel Canyon abgebogen war. »Wußten Sie, daß Blanche als Dramaturgin bei ihm gearbeitet hat, bevor sie A.J. geheiratet hat?« – »Nein.«
    »Sie liest heute noch alle Drehbücher. A.J. liest überhaupt nichts. Aber Blanche liest gern, und sie mag Schriftsteller. Vor allem junge Schriftsteller.«
    »Und inwiefern ist das eine Garantie für mich, daß ich den neuen Auftrag erhalte?«
    »Sie schicken Ihr morgen Blumen und bedanken sich für die Einladung«, sagte sie. »Ein oder zwei Tage später wird Blanche Sie unter der Woche zum Essen in ihr Haus in Malibu einladen. Alles andere ergibt sich von selbst.«
    Joe warf Tammy einen prüfenden Blick zu. »Sie wissen ja wirklich Bescheid.«
    Sie nickte. »Bloß schade, daß es mir bisher nicht viel genutzt hat«, sagte sie bitter. »Das ist schon das dritte Studio, bei dem ich unter Vertrag bin, aber ich habe noch nie eine Hauptrolle gekriegt.«
    »Beim dritten Mal hat man Glück, sagen die Leute.«
    »Hoffentlich«, sagte sie ohne Überzeugung.
    Es entstand eine Pause. Schweigend

Weitere Kostenlose Bücher