Hollywood
fuhren sie durch die Nacht. Dann tauchten die hellen Lichter des Ventura Boulevards vor ihnen auf. »An der dritten Straße rechts«, sagte Tammy. »Das zweite Haus auf der rechten Seite.«
Joe verlangsamte die Fahrt, bog um die Ecke und stoppte. »Ein hübsches Häuschen«, sagte Joe. »Sehr freundlich.«
Tammy warf ihm einen müden Blick zu. »Ich würde Sie gern hereinbitten«, sagte sie. »Aber ich wohne mit zwei anderen Mädchen zusammen.«
»Danke, das ist gar nicht nötig«, wehrte Joe ab.
Sie legte ihm die Hand in den Schoß. »Ich könnte auch hier im Auto ein bißchen nett zu dir sein«, sagte sie.
Er lächelte. »Nein, vielen Dank.«
»Ich mache es sehr gut«, sagte sie.
»Das glaube ich gern«, sagte er. »Aber ich habe viel Zeit. Ich kann warten.«
Sie beugte sich zu ihm herüber und küßte ihn auf die Wange. »Vielen Dank«, sagte sie, »daß Sie mich mitgenommen haben. Ich ruf Sie in der nächsten Woche mal im Studio an.«
»Tun Sie das«, sagte er. »Gute Nacht.«
Er beobachtete, wie sie die Auffahrt hinauflief, die Tür aufschloß und im Haus verschwand. Dann wendete er den Wagen und machte sich auf den Heimweg. Kurz nach Mitternacht lag er im Bett.
***
»Sie sind ein wichtiger Mann geworden, Joe«, sagte Shirley. »Wir haben Anweisung von allerhöchster Stelle, Ihnen ein neues Büro zu geben. Ab sofort sitzen Sie in einem Eckzimmer mit Fenstern an zwei Wänden.«
»Aber ich habe doch erst vor zwanzig Minuten den neuen Vertrag mit A.J. unterschrieben«, sagte er.
»Er war sich seiner Sache wohl schon ziemlich sicher«, lächelte Shirley. »Er hat mir bereits am Freitag gesagt, daß Sie ein neues Büro kriegen.« Sie nahm ihren Schlüsselbund aus der Schublade. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr neues Reich.«
Joe folgte ihr zum Ende des langen Korridors. Die Tür seines neuen Arbeitszimmers bestand völlig aus Holz, ohne die Milchglasscheibe, die einem immer das Gefühl gab, man wäre in der offenen Abteilung einer psychiatrischen Anstalt.
Shirley hielt ihm die Tür auf. Ein flauschiger Teppichboden und halbhohe Holzpaneele an den Wänden verliehen dem Raum einen gediegenen Eindruck. Die Couch und die beiden Sessel waren zwar alt, aber mit echtem Leder bezogen, und die Schreibmaschine stand nicht auf dem Schreibtisch, sondern auf einem Extra-Schreibmaschinentisch. Durch zwei Fenster fiel die helle Frühlingssonne herein.
»Na, gefällt es Ihnen?« fragte Shirley.
Joe nickte. »Man kann wenigstens atmen«, sagte er.
»Gut«, sagte sie. »Konzeptpapier, Schreibmaschinenpapier, Kohlepapier und Bleistifte habe ich Ihnen hingelegt. Das Telefon ist direkt mit der Telefonzentrale verbunden. Aber wenn Sie diesen kleinen Hebel hier bedienen, kommen die Gespräche bei mir an, wenn Sie nicht gestört werden wollen oder wenn Sie mal nicht im Haus sind.«
»Das klingt gut«, sagte er.
»Was glauben Sie, wie lange werden Sie für das Skript brauchen?«
»Für den ersten Entwurf vielleicht einen Monat und dann noch einmal einen Monat für die Reinschrift. A.J. will im Juni mit den Dreharbeiten beginnen.«
»Dann haben Sie aber nicht mehr viel Zeit.«
»Ich werd's schon schaffen«, sagte er fröhlich.
»Ich muß wieder nach vorn«, sagte die Bürochefin. »Machen Sie es sich bequem, und wenn Sie noch etwas brauchen, rufen Sie mich einfach an.«
»Vielen Dank, Shirley«, sagte er.
»Viel Glück«, sagte sie und schloß die Tür hinter sich.
***
Joe setzte sich hinter den Schreibtisch und sah sich erst einmal um. Es war wirklich nicht übel. Es gab sogar ein paar geschmackvolle Drucke an den Wänden. Er legte seine Zigaretten auf den Tisch, zog eine heraus und steckte sie nachdenklich an. Trotz des neuen Büros hatte sich A.J. wieder einmal als Halsabschneider erwiesen. Statt der Aufträge für drei neue Drehbücher, die er ihm bei der Dinnerparty versprochen hatte, war heute plötzlich nur noch von einem Auftrag die Rede gewesen. Er hatte jetzt zwar einen Vertrag über zwanzigtausend Dollar gekriegt, aber für die beiden nächsten Drehbücher gab es nur eine vage Option. A.J. wollte sich auf feste Vereinbarungen erst nach Erhalt des neuen Skripts einlassen.
Joe fuhr erschrocken zusammen. Das Telefon hatte geklingelt. Es war doch erst elf Uhr morgens. Wer konnte das sein? Zögernd griff Joe nach dem Hörer. »Joe Crown.«
Eine Frauenstimme. »Spreche ich mit Joe Crown?«
»Ja«, sagte er vorsichtig.
»Hier spricht Blanche Rosen«, sagte die Stimme. »Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem
Weitere Kostenlose Bücher