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Holst, Evelyn

Holst, Evelyn

Titel: Holst, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Liebesunfall
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ja ganz weit weg mit deinen Gedanken ...“ Sie fühlte seine Hand auf ihrem Arm, eine warme, feste Hand, sie hob die Augen, in denen jetzt Tränen schimmerten, die sie nicht mehr unter Kontrolle hatte. „Leonie, was ist los, warum weinst du? Hast du Kummer?“ Sein Händedruck verstärkte sich. Und dann konnte sie es plötzlich nicht länger in ihrem Herzen verschließen: „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt, Hendrik.“ Der Satz hing in der Luft und senkte sich wieder und keiner von ihnen sagte ein Wort. Doch dann lächelte er und sagte: „Ich glaube, es geht mir genauso.“ Er hob die Hand, legte sie auf ihre Wange und streichelte sie. Es war nur der Hauch einer Berührung, nur ein vorsichtiges Tasten seiner Finger, aber ihr Gesicht erglühte. „Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll“, flüsterte sie, aber noch während sie dies sagte, war sie ein Stück nach vorn gerutscht, so dass sie jetzt ganz dicht vor ihm saß. „Aber ich weiß es“, flüsterte er zurück und dann zog er sie an sich und sie schloss die Augen, spürte seine weichen Lippen auf ihrem Mund, auf ihrem Hals, auf ihrer Haut und sie wusste plötzlich, dass sie nie wieder einen Mann so lieben würde wie ihn. Egal was passierte. Diesen Kuss, diese Zärtlichkeiten würde sie nie vergessen. „Es ist wunderschön mit dir“, sagte er und sie öffnete die Augen und lächelte: „Rede nicht soviel. Küss mich lieber.“
    Und das tat er.

24. Kapitel
    Ludwig Kaltenberg saß an seinem Lieblingsplatz am Fenster, als Marion von Lehsten das kleine Bistro betrat, in dem sie sich in glücklicheren Zeiten oft zum Lunch getroffen hatten. Er schaute aus dem Fenster und sah schmunzelnd, wie sie, natürlich in zweiter Reihe, direkt vor der Eingangstür parkte, ihre langen, immer teuer bestrumpften Beine aus dem Cabrio schwang, die Fahrertür zuknallte und das Bistro betrat. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie auf ihn zuging, die Schultern durchgedrückt, das braune Haar nach hinten geworfen, ihre Augen blitzten. Wie er sie liebte! Wie er sie vermisste! Er wusste, dass sie ihm gleich eine Stärke und Überlegenheit vorspielen würde, die sie keineswegs empfand. Auch das liebte er an ihr. Trotz ihres perfekten Make-ups, des teuren Kostüms, der teuer gestylten Haare ahnte er, wie klein und schwach und schlecht sie sich fühlte. Wie gern hätte er sie in seine Arme genommen, sie gestreichelt und ihr alle Sorgen weggeküsst. „Du wolltest mich sprechen?“, ihre Stimme klang sehr kühl, als sie sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte. „Hier bin ich. Sag, was du zu sagen hast, Ludwig, ich bin in Eile, Hendrik erwartet mich.“
    Ich werde mich nicht von ihr provozieren lassen, dachte er, und winkte der mürrischen Kellnerin, die erst reagierte, als er sich halb den Arm auskugelte. „Was darf’s sein?“, fragte sie und sah betont gelangweilt an ihm vorbei. „Champagner“, sagte er. „Zwei Gläser, eisgekühlt. Und bitte heute noch.“ „Wir haben nur Prosecco“, sagte die Kellnerin. „Auch gut“, meinte Ludwig und wischte Marions Proteste mit einer lässigen Handbewegung weg. „Ich weiß, du trinkst tagsüber nicht, aber da wir uns so lange nicht gesehen haben, kannst du ruhig mal eine Ausnahme machen. Wie geht’s dir, mein Schatz?“ Sie schwieg und er hätte viel darum gegeben, jetzt ihre Gedanken lesen zu können. Liebte sie ihn noch, vermisste sie ihn? Lag sie auch nachts wach und konnte vor Sehnsucht nicht einschlafen? Hörte sie auch Alicia Keys „Falling“, ihr gemeinsames Lieblingslied, und dachte daran, wie sie sich zum letzten Mal geliebt hatten?
    „Danke“, hörte er ihre Stimme, kühl, fest, beherrscht. „Mir geht es den Umständen entsprechend ... gut.“ „Und deinem Mann?“ „Unverändert“, sagte sie. „Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt.“ Und dann, ganz unerwartet, nahm sie seine Hand und küsste sie. „Ludwig“, flüsterte sie und er fühlte, wie seine Hand nass wurde, nass von ihren Tränen. „Ich muss dir etwas sagen, Ludwig.“
    Er schwieg, er wartete, sein Herz klopfte. „Ich bin schwanger, Ludwig“, ihre Stimme klang tieftraurig. „Ich bekomme ein Baby.“
    Jetzt wurde sein Herz zum Presslufthammer. Er bekam keine Luft mehr. „Du bist ..., von wem?“, brachte er endlich mühsam heraus. Sie sah ihn an, einen langen Augenblick, in dem all das lag, was sie ihm nicht mehr sagen durfte. All ihre Liebe, all ihre Zärtlichkeit, all ihre verzweifelte Sehnsucht nach ihm. „Du weißt, von

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