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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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    hinter Holmestrand gehalten und getankt, und Cecilie hatte sich ein Eis
    gekauft und es gegessen, ohne daß ihr schlecht geworden war. Als Hanne auf
    den holprigen Weg abgebogen war, der zu Karen Borgs Hütte führte — sie war
    auf den Ruinen der alten errichtet worden, die ein heftiger Brand zu Beginn
    der 90er Jahre vernichtet hatte, bei dem Karen fast nicht mit dem Leben
    davongekommen wäre —, konnte Cecilie es kaum erwarten.
    »Ich freue mich«, sagte sie laut. »Es wird so schön sein, den Frühling am Meer
    zu begrüßen.«
    Sie lachte, und Hanne hatte vergessen, daß sie so lachen konnte. Hanne
    schluckte den letzten Rest Widerwillen hinunter und war glücklich darüber,
    daß sie ja gesagt hatte. Noch immer war sie wütend auf Karen, beschloß aber,
    sich das nicht anmerken zu lassen, als Karen ihnen von der Veranda aus
    energisch zuwinkte. Hanne fuhr unter eine alte Kiefer und hielt an.
    »Silie, Siiiilie«, heulte Hans Wilhelm und stürmte auf Cecilie zu, als sie aus
    dem Wagen stieg, doch dann blieb er zwei Meter vor ihr plötzlich stehen und
    streckte eine schmutzige Hand aus.
    »Du bist sehr krank, Silie. Du kannst nicht viel aushalten. Papa hat ein großes
    Geheimnis.«
    Er verbeugte sich. Cecilie lachte und fuhr ihm durch die Haare. Hanne hob Liv
    hoch, die hinter ihrem Bruder hergetrottet kam und etwas unter dem Arm
    hielt, das wie eine tote Katze aussah.
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    »Miez«, sagte die Zweijährige stolz und hielt Hanne ihr schlaffes Schmusetier
    hin. »Hanne Miez eimachen!«
    Hanne machte mit Miez ei. Häkon gesellte sich zu ihnen und half ihnen mit
    dem Gepäck. Hans Wilhelm vergaß alle Ermahnungen, hing wie eine Klette an
    Cecilie und erzählte immer wieder von dem Geheimnis, über das er nicht spre-
    chen durfte, das aber groß und rot und toll sei.
    Der Himmel war nur leicht bewölkt und verheißungsvoll, die Temperatur war
    so gestiegen, daß sie mit Kaffee und Waffeln vor der Südwand sitzen konnten.
    Karen hatte Hannes Waffenstillstandsangebot auf den ersten Blick begriffen.
    Im Skagerrak trugen die Wellen weiße Kronen, und der Wind drehte im Laufe
    des Nachmittags nach Nordosten.
    »Jetzt kannst du es zeigen«, sagte Karen endlich und nickte Häkon über ihr
    Mineralwasserglas zu.
    Häkon Sand sprang auf, breitete die Arme aus und brüllte dem Meer zu:
    »JETZT!«
    »Jetzt, jetzt«, schrie Hans Wilhelm und stürzte durch die Verandatür.
    Sie konnten seine Füße auf der Treppe trommeln hören, dann fiel krachend
    die Haustür ins Schloß.
    »Komm«, sagte Häkon zu Hanne. »Ich zeig dir was.«
    »Ich bleibe hier«, sagte Cecilie und zog die Decke fester um sich zusammen,
    als Hanne sie fragend anstarrte. »Mir geht's richtig gut.«
    In der Garage stand ein Motorrad.
    Eine Yamaha Diversion 900 Kubik; knallrot und mit Verkleidung.
    »Huch?«
    Soviel Hanne wußte, hatte Häkon ein einziges Mal in seinem Leben auf einem
    Motorrad gesessen. Und zwar als Sozius auf einer Maschine, die sie gefahren
    war. Die sie gestohlen hatte, weil sie die Hütte erreichen mußten, die früher
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    gestanden hatte und die an diesem Abend abbrennen sollte. Die Fahrt war
    lebensgefährlich, eiskalt und naß gewesen, und Häkon hatte später
    geschworen, daß nichts auf der Welt ihn jemals wieder auf ein motorisiertes
    Zweirad bringen würde.
    »Das ist doch nicht deine?« fragte sie unsicher und schaute Häkon an.
    »Dohohoch«, schrie Hans Wilhelm und kletterte blitzschnell auf den Sitz.
    »Ups«, sagte Hanne und hob ihn wieder herunter. »Wir müssen es erst auf die
    Hauptstütze setzen. Laß es nie auf der Seitenstütze stehen, Häkon. Dann kann
    es umkippen.«
    Mit geübtem Griff wuchtete sie das Motorrad auf die Zweibeinstütze vor dem
    Hinterrad. Dann setzte sie Hans Wilhelm auf den Sitz und stülpte ihm den
    Helm auf, der am Lenker gehangen hatte.
    »So«, sagte sie und klopfte auf den Helm. »Jetzt kann's losgehen.«
    »Aber das Motorrad«, murmelte Häkon und kratzte sich am Bauch. »Wie
    findest du das?«
    Hanne gab keine Antwort. Sie umrundete zweimal die feuerrote Maschine,
    klopfte auf den Benzintank, ging in die Hocke und studierte den Motor, strich
    leicht über den Ledersitz hinter dem Jungen, der brüllte und heulte und offen-
    bar an einem wichtigen Rennen teilnahm.
    »Schöne Farbe«, nickte sie und stemmte die Hände in die Seiten. »Rot,
    schön.«
    Häkon rümpfte die Nase.
    »Aber hast du denn«, sagte Hanne dann, »hast du denn so einfach

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