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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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war.
    Das Marihuana wollte nicht sinken, es klebte an der Schiffsseite.
    Und so kam es, daß der halb aufgelöste Mann wunderbar mit Drogen gewürzt
    war, als die Polizei dann die Verantwortung für die Leiche übernehmen
    konnte.
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    »Sigurd Halvorsrud«, sagte Billy T. langsam, zog an seinem Ohrläppchen und
    spielte mit seinem goldenen Petruskreuz. »Sigurd Harald Halvorsrud.«
    Dann verschränkte er die Arme und starrte den Festgenommenen an, der
    stocksteif auf der anderen Tischseite saß. Neben Karen Borg, die diesmal
    Hosen trug. Sie machte sich an der Aktentasche zu schaffen, die seit zehn
    Minuten ungeöffnet auf ihrem Schoß stand. Fast unmerklich schob
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    sie ihren Stuhl einige Zentimeter von ihrem Mandanten fort, als habe sie
    längst jeglichen Glauben an Sigurd Halvorsruds Unschuld eingebüßt und wolle
    sich eiligst distanzieren.
    Billy T. beugte sich plötzlich über den Tisch. »Was wollten Sie denn bloß in
    diesem Keller, Halvorsrud?«
    »Mein Mandant hat bisher nicht zugegeben, daß er dort gewesen ist«, mahnte
    Karen Borg. »Ich schlage vor, daß wir damit anfangen.«
    Billy T. lächelte und biß sich auf den Schnurrbart.
    »Bisher hat dein Mandant noch kein Sterbenswörtchen gesagt«, sagte er mit
    harter Stimme. »Was ja sein gutes Recht ist. Aber was dieses Verhör betrifft,
    so bestimme ich.«
    Er öffnete eine Halbliterflasche Cola und leerte die Hälfte mit einem langen
    Schluck. Dann knallte er die Flasche auf den Tisch und rieb sich die Hände.
    »Ich fange noch einmal an«, sagte er munter. »Was haben Sie in der Nacht
    zum vergangenen Sonntag im Keller der Vogts gate 14 gewollt?«
    In den drei Wochen, die Halvorsrud in Untersuchungshaft gesessen hatte, bis
    er dann von Richter Bugge zu seiner Tochter nach Hause geschickt worden
    war, hatte er jeden Tag seine übliche Arbeitskleidung getragen: Anzug, Hemd
    und Schlips. Jetzt trug er abgenutzte Jeans mit Hosenträgern über einem
    braungrünen Flanellhemd, dessen offener Kragen einige starre, graue Haare
    zeigte. Billy T. hatte den Haftbericht gelesen. Der Mann hatte sich umziehen
    wollen. Das wurde ihm nicht gestattet, und er schien sich in seiner saloppen
    Kleidung unwohl zu fühlen. Halvorsrud hatte die Hände im Schritt liegen und
    räusperte sich immer wieder, als sei ihm etwas in den Hals geraten.
    »Ich«, setzte er an. »Ich. . . ich. . . «
    Er kam nicht weiter. Er beugte sich zu Karen Borg hinü
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    ber und flüsterte ihr etwas zu. Sie setzte sich aufrecht hin und stellte endlich ihre Aktentasche auf den Boden.
    »Mein Mandant möchte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch
    machen«, sagte sie laut.
    Billy T. schaute zu Erik Henriksen hinüber, der auf einem weiteren Stuhl im
    Verhörzimmer saß und bisher kein Wort gesagt hatte.
    »Hast du das gehört, Erik? Unser Freund hier hält es für angebracht, keine
    Aussage zu machen.«
    »Auch egal«, sagte der andere. »Dann geht es viel leichter, ihn in eine Zelle zu stecken. Und später redet er dann bestimmt. >Passiert es jetzt, dann passiert es nicht später, passiert es nicht später, dann passiert es jetzt, und passiert es nicht jetzt, dann passiert es eben irgendwann.««
    Er gähnte und streckte die Arme über den Tisch.
    »Hamlet«, sagte er müde. »Fünfter Akt. Ich sage Annmari Bescheid. Und
    schicke zwei Kollegen, die den Oberstaatsanwalt in eine Zelle führen können.«
    Karen Borg begleitete ihren Mandanten, als Halvorsrud abgeführt wurde. Billy
    T. legte ihr eine schwere Faust auf die Schulter und flüsterte: »Jenny.«
    Karen fuhr herum.
    »Was?«
    »Die Kleine soll Jenny heißen. Modern genug, altmodisch genug. Typischer
    Kompromiß. Zufrieden?«
    Karen Borg starrte zu Boden und ging weiter. Billy T. kam hinterher.
    »Gefällt dir das nicht?«
    »Doch«, antwortete sie ohne ein Lächeln. »Jenny ist total okay.« »Billy T!«
    Ein Polizeianwärter kam angelaufen, als sie sich beide umdrehten. Atemlos
    drückte er dem Polizeibeamten einen gelben Notizzettel in die Hand.
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    »Von Hanne Wilhelmsen«, keuchte er. »Und du sollst sie anrufen. Sobald wie
    möglich.«
    Billy T. las die Nachricht. Dann faltete er den Zettel zusammen und verstaute
    ihn in seiner Uhrentasche.
    »Auch eine Zeit, um nach Vestfold zu fahren«, murmelte er sauer. »Was zum
    Teufel will sie denn da?«
    Als er sich wieder umdrehte, war Karen Borg verschwunden.
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    Im strahlenden Frühlingswetter sah die Gegend noch schöner aus. Das dachte
    Hanne Wilhelmsen, als sie über den

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