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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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werfen.«
    »Viel Vergnügen. Die ist leer.«
    »Leer?«
    Karl Sommaroy und Billy T. tauschten einen Blick. »Ich hab sie letzte Woche
    ausgeräumt.« »Was haben Sie gemacht?«
    »Ausgeräumt. Die Wohnung. Stäles Sachen geholt. Die Wohnung wird
    bestimmt bald neu vergeben. Und ich wollte nicht, daß Fremde in Stäles
    Sachen herumwühlen.«
    Billy T. schaute zur Decke, und sein Mund bewegte sich stumm. Dann holte er
    tief Luft, senkte den Kopf und bedachte Hausmeister Karisen mit einem
    breiten Lächeln.
    »Würden Sie vielleicht so überaus liebenswürdig sein, uns in Stäles Wohnung
    zu begleiten«, sagte er mit samtweicher Stimme und legte dem Alten die Hand
    auf die Schulter.
    Karisen war vierzig Zentimeter kleiner als Billy T. Er wand sich unter dessen
    Berührung und erklärte lauthals, er sei soeben beim Essen gewesen. Billy T.
    änderte seinen Zugriff. Jetzt packte er den Oberarm des Hausmeisters und
    ging mit energischen Schritten auf den Fahrstuhl zu.
    »Und in welchen Stock geht es also?«
    »In den vierten«, sagte Sommaroy.
    »Loslassen«, sagte Karisen.
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    »Ja. Wenn Sie ein paar grundlegende Regeln gelernt haben.«
    Der Fahrstuhl machte pling und seufzte tief, dann hielt er an. Die drei
    verließen ihn und stampften durch den Flur. Karl Sommaroy vornweg, Billy T.
    mit Karisen im Schlepp hinterher.
    »Sieh an«, sagte Billy T. und tippte mit einem verdreckten Zeigefinger das
    Schloß an, das von der polizeilichen Plombierung nur noch Reste zeigte.
    »Könnten es zum Beispiel Sie gewesen sein, der dieses kleine Teil entfernt
    hat?«
    Ole Monrad Karisen versuchte noch einmal, sich loszureißen.
    »Das werde ich melden«, sagte er wütend, als der Griff sich durchaus nicht
    lockern wollte.
    »Gut so«, fauchte Billy T. »Und ich sorge dafür, daß Sie für das hier eine
    richtig feine Buße zahlen müssen.«
    Er steckte den Schlüssel ins Schloß. Der ließ sich problemlos umdrehen. Dann
    griff er zur Klinke und öffnete die Wohnungstür. Stickige Luft und fauliger
    Gestank schlugen ihm entgegen. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück und
    starrte dann eine kleine handgeschriebene Karte an, die mit zwei Heftzwecken
    am Türrahmen befestigt war. »S. Salvesen.« Er blieb so lange in Gedanken
    versunken stehen, daß Karl Sommaroy sich schließlich räusperte und ihn
    kumpelhaft in den Rücken knuffte.
    »Sollten wir den Hausmeister vielleicht laufenlassen?«
    Billy T. schaute schräg auf den alten Mann hinunter und nickte ruhig.
    »Das sollten wir unbedingt. Dann kann er sich in seine Wohnung setzen und
    warten, bis wir fertig sind. Falls wir dann noch Fragen an ihn haben. Okay?«
    Karlsens Ansicht in dieser Sache blieb den beiden Polizisten unbekannt. Der
    kleine Greis stapfte unter heftigem Gemurmel unverständlicher Wörter durch
    den Flur. Sie blie
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    ben stehen und schauten ihm hinterher, bis die Fahrstuhltüren sich schlossen.
    »Ein bißchen zu hart vielleicht? Alter Kriegsmatrose und so.«
    Sommaroy wartete nicht auf Antwort. Er betrat Stäle Salvesens Wohnung. Als
    er vor einer Zeit, die ihm jetzt als Ewigkeit erschien, mit Hanne Wilhelmsen
    hier gewesen war, hatte die Wohnung unbewohnt ausgesehen. Jetzt wirkte sie
    verlassen. Im Flur konnte er ein helleres Feld auf der Tapete sehen, dort hatte
    der Telefontisch gestanden. Ein Schmutzstreifen zeichnete sich auf der
    Wohnzimmertapete ab, hinterlassen vom Sofarücken. Weitere Spuren von ge-
    lebtem Leben waren kaum vorhanden, abgesehen von allgemeinem und
    heruntergekommenem Mißmut, der alles hier prägte. Und dem Gestank aus
    der Küche.
    Hausmeister Karisen hatte alles entfernt, was als Stäle Salvesens persönliche
    Habseligkeiten hätte bezeichnet werden können. Die spartanischen Möbel, die
    wenigen Küchengeräte und die ordentlich zusammengefalteten Kleidungs-
    stücke, die nach Salvesens prämortaler Aufräumaktion in der Wohnung
    gelegen hatten. Der Kühlschrank dagegen war Gemeindeeigentum. Karisen
    hatte sich nicht dazu berufen gefühlt, einen Joghurt, einen Milchkarton, einen
    blau gewordenen Käse und das, was vielleicht einst ein Salat und zwei
    Tomaten gewesen waren, ebenfalls mitzunehmen.
    »O verdammt! Hanne und ich wollten das neulich schon wegwerfen. Aber
    dann haben wir es einfach vergessen.«
    Sommaroy schnitt heftige Grimassen über den Kühlschrankinhalt, dessen
    Geruch dadurch, daß die Tür lange offengestanden hatte, nicht besser
    geworden war. Billy T. schnappte sich Milchkarton und Joghurt.
    »27. Februar«,

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