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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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an alles, was im Net lag. Nur einige Mausklicks entfernt. Die
    Spannung in seinem Leib ließ seine Knie gegeneinander schlagen, unbewußt
    und immer härter, bis der Schmerz ihn zum Stillhalten zwang.
    Evald Bromo wußte, was Spannung bedeutet.
    Er wußte, daß er zu tun hatte, aber er wollte nicht. Diesmal nicht. Zwei E-
    Mails waren in sein Leben eingebrochen
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    und hatten das Arbeiten unmöglich gemacht. Eine Tour im Net konnte
    vielleicht helfen. Zumindest für eine kleine Weile.
    Er konnte nicht.
    Elektronische Spuren blieben immer gespeichert.
    Evald Bromo beschloß, nach Hause zu laufen. Vielleicht würde er den ganzen
    Abend weiterjoggen. Er erhob sich, streifte Jacke, Hemd und Hose ab und zog
    seinen schwarzgelben Trainingsanzug an. Als er sich die Turnschuhe zuband,
    merkte er, daß er bereits schwitzte. Seine Hände waren feucht, und er nahm
    seinen strengen Geruch wahr, als er zur Tür lief.
    Er vergaß, dem Schlußredakteur zu sagen, daß sein Artikel noch nicht fertig
    war. Als es ihm einfiel — fünf Kilometer Sprintjogging später —, blieb er für
    einen Moment stehen, dann investierte er alle Kraft ins Weiterlaufen.
    Evald Bromo brachte es nicht einmal über sich, zu telefonieren.
    14
    Die scharfe Luft biß sie in die Wangen, und Hanne Wilhelmsen blieb stehen.
    Sie legte den Kopf in den Nacken, schloß die Augen und spürte, wie die
    Feuchtigkeit aus dem Boden wie eine kühle Liebkosung durch ihre dünnen
    Schuhsohlen drang und sich um ihre Waden legte. Sie holte tief durch die
    Nase Luft und merkte, daß sie zum ersten Mal seit langer Zeit keine Lust auf
    eine Zigarette hatte. Die Bäume standen wintergrau und pessimistisch am
    Waldweg, doch hier und dort lugte schon ein Huflattich aus dem verfaulenden
    Laub hervor. Hanne fröstelte und fühlte sich wohl.
    So
    »Gute Idee«, sagte sie und hakte sich bei Billy T. unter. »Ich mußte da wirklich mal für einen Moment raus.«
    Billy T. hatte ihr von dem Verhör erzählt. Von Halvorsruds standhafter
    Geschichte über Stäle Salvesen. Von der Tatsache, daß er dem Staatsanwalt
    widerwillig glaubte. Daß der Fall, der ihn anfangs nur angewidert hatte, ihn
    inzwischen faszinierte.
    »Falls Halvorsrud die Wahrheit sagt«, überlegte er, »sehe ich nur zwei
    Möglichkeiten. Entweder irrt er sich. Er glaubt, der Mörder sei Salvesen
    gewesen, aber in Wirklichkeit war es ein anderer. Einer, der Ähnlichkeit mit
    Salvesen hat.«
    Hanne rümpfte die Nase.
    »Find' ich auch«, sage Billy T. sofort. »Klingt unwahrscheinlich. Vor allem, wo
    der Mörder so lange da war und Halvorsrud darauf besteht, daß er es war. Die
    Alternative wäre natürlich, daß Halvorsrud gar nicht tot ist.«
    »Wäre möglich«, sagte Hanne zustimmend. »Er arrangiert am Montag einen
    Selbstmord, versteckt sich, um am Donnerstag zuzuschlagen, und setzt sich
    danach in einen anderen Erdteil ab.«
    Sie wechselten einen zweifelnden Blick.
    »Ich habe sowas schon mal gelesen«, sagte Billy zögernd. »Und im Film
    gesehen und so, meine ich. Aber um ehrlich zu sein, von so einem Fall habe ich
    in Wirklichkeit noch nie gehört.«
    »Was nicht bedeutet, daß es nicht passieren kann«, sagte Hanne. »Er kann
    solche Filme doch auch gesehen haben.«
    Sie bogen vom Waldweg ab und folgten einem Pfad, der nach nur wenigen
    Metern bei einem Rastplatz am Skarselv endete. Das Wasser floß schwer und
    regenschwanger zum Maridalsvannet weiter; eine Wolke aus rauher
    Feuchtigkeit hing über dem Flußufer. Ohne den Winterschmutz von der
    verwitterten Holzbank zu wischen, setzten Hanne und Billy T. sich und
    schauten aufs Wasser hinaus.
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    »Aus diesem Duft sollte Parfüm gemacht werden«, sagte Hanne, lächelte und
    schnupperte in der Luft herum. »Wir müßten ein Motiv finden. Vielleicht.«
    »Vielleicht«, wiederholte Billy T. »Wenn wir uns mal, einfach nur so, für einen
    Moment vorstellen, daß Halvorsrud die Wahrheit sagt. Und recht hat. Warum
    zum Teufel sollte Salvesen die Frau eines Staatsanwalts umbringen? Die kann-
    ten sich doch überhaupt nicht.«
    »Nein. Aber Stäle Salvesen war nach den Ermittlungen, von denen du erzählt
    hast, doch mehr oder weniger ruiniert. Nach dem, was zu Anfang der
    neunziger Jahre passiert ist. Unter Halvorsruds Leitung.«
    »Das schon«, sagte Billy T. und wandte sich Hanne halbwegs zu. »Offenbar
    hat Salvesens Leben eine dramatische Wendung genommen, als die
    Wirtschaftskripo ihm drauf-kam. Das schon. Aber warum jetzt? Wenn der Typ
    dermaßen von Haß auf

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