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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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Flanelldecke.
    »Der Kopf ist schon zu sehen«, sagte er leise und spürte, daß das Blut langsam
    in sein Gehirn zurückströmte.
    »Setz dich dahin«, sagte Karen gereizt und rannte in die Küche, um selbst
    anzurufen.
    Billy T. kniete sich neben Tone-Marit und nahm ihre Hand.
    »Es ist ein Mädchen, Billy T«, stöhnte sie. »Sag, daß es dir nichts ausmacht,
    daß es ein Mädchen ist.«
    Er beugte sich vor und legte den Mund an ihr Ohr.
    »Ich hab mir mein Leben lang ein Mädchen gewünscht«, flüsterte er. »Aber
    sag das nicht weiter. Es paßt irgendwie nicht zu mir.«
    Sie versuchte ein angespanntes Lächeln, aber das verschwand in einer heftigen
    Wehe. Der Kopf des Kindes war jetzt ganz draußen, und Billy T. setzte sich so,
    daß er ihn behutsam in die Hände nehmen konnte. Häkon Sand war
    nähergekommen. Noch immer hielt er Holzscheit und Schürhaken in den
    Händen.
    »Willst du das Kind totschlagen oder was«, sagte Billy T. wütend. »Leg den
    Kram weg und koch die Scheißschere!«
    »Sie kommen, so schnell sie können«, sagte Karen, die ein Kopfkissen und
    zwei große weiße Laken brachte. »Ich habe Wasser aufgesetzt. Hier.«
    Sie schob das Kissen unter Tone-Marits Kopf und half ihr, sich besser
    zurechtzulegen.
    »Scheiße«, sagte Häkon Sand.
    Sein fünf Jahre alter Sohn stand in der Türöffnung.
    63
    »Billy T.«, sagte er glücklich. »Kannst du mich nochmal ins Bett bringen?«
    »Komm her, junger Mann«, sagte Häkon und versuchte, dem Jungen den
    Blick auf die Ereignisse vor dem Kamin zu versperren. »Du mußt dich heute
    abend mit Papa zufriedengeben.«
    »Laß den Jungen doch kommen«, lächelte Billy T., und ehe die Eltern
    eingreifen konnten, kniete Hans Wilhelm auf dem Boden und starrte das Baby
    an, das nun halb zum Vorschein gekommen war.
    »Das ist meine Kleine«, sagte Billy T. »Das ist mein und Tone-Marits Baby.«
    Das Kind war geboren.
    Billy T. war Vater eines großen, gesunden Mädchens. Tone-Marit lachte und
    weinte und versuchte, das Gesicht des Babys zu finden, das in ein riesiges
    Laken gewickelt war und ein Einweckgummi um den Nabelstumpf hatte.
    Karen hielt Hans Wilhelm auf dem Schoß; der Junge lutschte heftig am
    Daumen und wollte das Neugeborene anfassen. Häkon starrte hilflos auf die
    Gegenstände in seinen Händen und legte sie dann endlich weg.
    Da außer seiner Mutter kein Mensch Billy T. jemals hatte weinen sehen, bat er
    höflich um Entschuldigung und schloß sich auf dem Klo ein.
    Dort blieb er, bis die Krankenwagenbesatzung an der Tür schellte.
    21
    Es war halb neun Uhr am Montag abend, und die Wohnung war sauber und
    ordentlich. Da Billy T. zusammen mit Polizeiadjutantin Skar das Haftbegehren
    vorgetragen hatte, hatte
    HO
    Hanne Wilhelmsen schon gegen zwei ihr Büro verlassen können. Auf dem
    Eßtisch stand eine Tonvase mit Blumen, im Herd sackte gerade eine
    Käsequiche in sich zusammen.
    Cecilie war noch nicht nach Hause gekommen. Hanne empfand einen Hauch
    von Besorgnis, verdrängte diese aber gleich wieder. Wenn irgendein Test
    schiefgegangen war, konnte das eben seine Zeit dauern. Cecilie wollte im
    Herbst ihre Doktorarbeit abliefern, und Hanne hatte sich an diese späten
    Abende gewöhnt. Im Grunde kamen sie ihr sogar sehr gelegen.
    Plötzlich stand sie da. Hanne mußte vor den Nachrichten um 2i Uhr
    eingenickt sein. Cecilie stand mitten im Zimmer, blaß und verhärmt und noch
    im Mantel.
    »Ich bin krank«, sagte sie.
    »Du bist krank?«
    Hanne richtete sich langsam auf.
    »Dann leg dich doch zu mir.«
    Sie zeigte aufs Sofa.
    »Möchtest du trotzdem etwas essen?«
    »Ich bin wirklich krank, Hanne. Ernstlich.«
    Hanne Wilhelmsen kniff die Augen zusammen und versuchte, eine Angst
    hinunterzuschlucken, die ihr den Atem zu rauben drohte.
    »Ernstlich?«, wiederholte sie mit heiserer Stimme. »Was heißt ernstlich?«
    »Krebs. Ich habe Krebs. Ich werde am Mittwoch operiert. Morgen.
    Ubermorgen, meine ich. Am Mittwoch.«
    Noch immer stand sie bewegungslos da und schien weder ihren dicken
    Wintermantel ausziehen noch sich setzen zu wollen. Hanne wäre gern zu ihr
    gegangen, wollte Cecilie an sich ziehen und lächeln und sagen, das sei doch
    alles nur Unsinn; hier sei keine krank, und leg dich jetzt hin, dann hol ich dir etwas zu essen. Aber Hanne wäre fast gestürzt. Sie mußte ganz, ganz
    stillstehen, sonst würde sie umkippen.
    i n
    »Wo wirst du operiert?« flüsterte sie. »In Ulleväl.«
    »Ich meine, wo im Körper? Im Kopf? Im Bauch?«
    »Du hast mir

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