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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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einen Haftersatz an Stelle der
    Untersuchungshaft akzeptiert.«
    Noch immer sagte keine der beiden anderen etwas. Hanne schaute kurz zu
    Karen hinüber. Die Anwältin wirkte verwirrt und klappte ganz schnell den
    Mund zu, als ihr aufging, wie sie geglotzt hatte.
    »Vielleicht solltet ihr unter vier Augen darüber reden«, schlug Hanne vor und
    erhob sich. »Ich kann so lange rausgehen.«
    »Nein«, kläffte der Oberstaatsanwalt. »Bitte, bleiben Sie.« Hanne setzte sich
    wieder.
    »Das hier kann keine Geheimbesprechung sein, Halvorsrud. Das wissen Sie.
    Auf jeden Fall muß ich eine Aktennotiz machen. Sie wissen auch, daß ich keine
    Vollmacht für solche Verhandlungen habe. So etwas tun wir nicht. Nicht in
    Norwegen und schon gar nicht in diesem Fall. Sie haben schon genug gesagt,
    bei dem es schwer fallen wird, es nicht später gegen Sie zu verwenden. Machen
    wir also nicht alles noch schlimmer.«
    Endlich nahm Halvorsrud Blickkontakt zu ihr auf. Für einen Moment
    erinnerten seine Augen an Cecilies. Der Mann schien zu wissen, daß alles zu
    Ende war. Niemand konnte noch etwas unternehmen. Hanne Wilhelmsen auf
    jeden Fall nicht.
    »Ich jedenfalls nicht«, flüsterte Hanne.
    »Wie bitte?« fragte Halvorsrud.
    »Nichts.«
    Sie schüttelte den Kopf und ging zur Tür.
    »Bitte«, bettelte Halvorsrud. »Gehen Sie nicht.«
    Sie blieb stehen und schaute Karen Borg an.
    Karen zuckte mit den Schultern und schien noch immer Zweifel zu haben.
    »Vielleicht könnten wir kurz auf dem Flur miteinander reden«, schlug sie vor
    und sah Hanne an.
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    Hanne Wilhelmsen nickte kurz. Karen Borg folgte ihr durch die gelbe Tür.
    Hanne blieb mit der Hand auf der Klinke stehen.
    »Was in aller Welt soll das bloß?« flüsterte Karen.
    »Er will raus.«
    »Das ist mir durchaus klar«, sagte Karen Borg leicht gereizt. »Was zum
    Henker habt ihr mit diesem Mann gemacht?«
    »Wir haben gar nichts mit ihm gemacht. Abgesehen davon, daß wir ihn seit
    zwei Wochen einsperren.«
    Hanne fuhr sich über die Augen und fügte trocken hinzu: »Das allein macht
    schon etwas mit den Leuten. Was gewissermaßen Sinn der Sache ist.«
    Zwei uniformierte Polizisten kamen aus der gelben Zone. Hanne Wilhelmsen
    und Karen Borg schwiegen, als die beiden vorübergingen. Der eine hob kurz
    die Hand zum Gruß. Als die Männer außer Hörweite waren, flüsterte Karen
    Borg: »Ich habe heute vormittag mit ihm gesprochen. Er ist verzweifelt wegen
    seiner Tochter. Sie will nicht essen, sie kann nicht schlafen. Ich habe einen
    Arzt informiert, aber du weißt ja, wie ungern die zu Zwangsernährung
    greifen.«
    »Zum Glück«, murmelte Hanne kaum hörbar.
    »Du hättest sie mal sehen sollen, Hanne.«
    »Das hab ich nicht. Zum Glück nicht.«
    Sie tauschten einen Blick. Karen musterte Hannes Gesicht so forschend, daß
    diese sich nach wenigen Sekunden abwandte.
    »Und ich fürchte auch, daß er selbst ernstlich krank wird«, sagte Karen.
    »Nicht, daß er sich beklagte, aber du siehst es ihm doch an. Wir wissen beide,
    daß die U-Haft eine arge Belastung sein kann, aber hast du je gesehen, daß
    jemand dermaßen darunter gelitten hätte?«
    Hanne ließ die Klinke los und hob die Hände zum Ge
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    sieht. Sie rieb energisch ihre Haut und schniefte laut; als sie die Hände sinken ließ, waren ihre Wangen rot.
    »Ich könnte einige nennen«, sagte sie säuerlich.
    »Aber du kapierst doch sicher, daß dieses Geständnis...«
    Karen Borg spuckte dieses Wort so energisch aus, daß Hanne einen feinen
    Regen im Gesicht verspürte.
    »Das ist doch der pure Unsinn!«
    »Vielleicht«, sagte Hanne Wilhelmsen und kniff die Augen zusammen.
    »Vielleicht ist es das.«
    Karen Borg setzte sich in Bewegung. Nach vier Schritten fuhr sie herum und
    kam zurück.
    »Wir können das nicht zulassen«, sagte sie verzweifelt und breitete die Arme
    aus. »Du weißt so gut wie ich, wie schwer es ist, ein Geständnis später
    zurückzuziehen.«
    »Naja«, sagte Hanne und starrte die Füße der Anwältin an. »Auch dafür gibt
    es Beispiele. So schrecklich sind wir bei der Polizei, daß die Leute sich aus fast allem herausreden können. Wir greifen fast schon zur Folter. Um falsche Ge-ständnisse zu erzwingen. So stellt ihr von der Verteidigung das jedenfalls dar.«
    Sie lächelte schief und schlug die Arme übereinander.
    »Ich habe heute nachmittag Cecilie besucht«, sagte Karen.
    »Wenn ich dich hergebeten habe, dann, weil ich deine Argumente ja gut
    verstehe«, sagte Hanne. »Und auch mir geht es

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