Holunderküsschen (German Edition)
Anschluss gefunden.“
„Äh, ja. Das ist ...“
„... Jan Becker.“
Er macht eine gespielte Verbeugung. Schnuckelig. Der Junge hat es echt drauf.
„Ich bin Savanna“, lege ich los. Jajaja, ich wollte schon immer einen geheimnisvollen N a men haben. Einen Namen, der nach Abenteuer, Erotik und Versuchung klingt. „Und das ist me i ne Freundin Katja.“ Ich streiche mir lässig eine Strähne hinters Ohr. Katja wirft mir einen Blick zu, der mir zeigt, dass ich kurz davor bin, meinen Verstand zu verlieren. Dabei mache ich doch nur das, was sie von mir verlangt hat: Ich amüsiere mich!
„Tja, ich geh dann mal die Drinks holen.“ Er lächelt schüchtern und geht. Um sicherzug e hen, dass er auch wiederkommt, werfe ich ihm einen verheißungsvollen Blick voller Erotik hi n terher.
„Savanna?“ Katja verzieht das Gesicht.
„Klingt toll, oder?“ Ich strahle und nehme den letzten Schluck aus meinem Glas. Ich wollte schon immer mal Savanna genannt werden.
„Was ist los mit dir?“ Katja schnüffelt misstrauisch an meinem Glas. „Vor einer Stunde musste ich dich fast zwingen mit mir auszugehen und jetzt baggerst du junge Typen an und gibst dich als Savanna aus.“
„Wieso? Du hast gesagt ich soll mich amüsieren – und genau das mache ich.“
„Indem du junge Kerle anbaggerst und sie dann zu Tode erschreckst?“
„Erstens hat Jan mich angesprochen und zweitens wird Frau doch ihren Spaß haben dürfen. Ich bin schließlich Single.“
„Ein ziemlich verwirrter Single“, stellt Katja fest.
In diesem Moment taucht eine vertraute Silhouette im Hintergrund auf. Ich kneife die A u gen zusammen. Öffne sie. Immer noch das gleiche Bild. Das kann doch nicht! Das ist unmöglich!
„Katja kneif mich!“
„Was?“
„Kneif mich sofort in den Arm, sonst schreie ich!“
„Autsch!“
„Was ist los?“
Ich kann nicht sprechen. Mit offenem Mund schaue ich zu , wie Benjamin Wagner zusa m men mit einer spektakulären Blondine im Arm an die Bar geht.
Katja ist meinem Blick gefolgt. „Moment mal. Ist das etwa ...?“
Ich nicke. Zu mehr bin ich nicht fähig.
„Benni?“ Katja sieht mich überrascht an.
Ich weiß nicht warum, aber plötzlich ist mir zum Heulen zumute. Ich bin völlig verwirrt. Benni hier? Wer ist die Blonde? Was soll das ganze Theater? Zu allem Überfluss kommt genau jetzt Jan mit den Drinks zurück.
„Für die zwei schönsten Frauen im ganzen Raum.“ Er macht eine gespielte Verbeugung und reicht uns die Gläser. Ein richtiger kleiner Gentleman, mein Verehrer. Ich muss beide Hände nehmen, um das Glas festzuhalten. Mein ganzer Körper zittert vor Aufregung, nicht wegen Jan, sondern wegen Benni. Was für eine Frechheit von dem Kerl! Mir erst diese Geschichte mit der wichtigen Angelegenheit aufzutischen und dann hier so mir nichts dir nichts aufzutauchen, mit einer scharfen Blondine am Arm.
„Savanna!“ Jan prostet mir zu. Savanna. Aus seinem Mund klingt mein neuer Name wie e i ne süße Nachspeise, die ihm gerade auf der Zunge zergeht.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Benni seinen Arm um die Blonde legt, während sie i h ren Kopf nach hinten beugt und lacht. Mist, verdammt! Ich nehme einen tiefen Schluck aus me i nem Glas.
„Übel geiler Laden hier.“ Jan wippt im Takt der wummernden Musik. Was waren das doch für Zeiten, als Michael Jackson in allen angesagten Clubs lief und ich heimlich zu Hause den Moon Walk geübt habe. Seufz! Man muss sich vorstellen, ich habe tatsächlich mal einen Jungen geküsst nur weil er den Moon Walk konnte und damit der coolste Typ an der gesamten Schule war. Damals gab es noch Popper und man sagte auch noch Dinge wie »echt knorke«. Aber ich muss mich wohl dem Wortschatz meines jugendlichen Begleiters anpassen, wenn ich nicht als völlig veraltet erscheinen will.
„Ja, voll krass.“ Der Satz bringt mir ein Lächeln von Jan und einen ungläubigen Blick von Katja ein.
Möglichst unauffällig werfe ich einen Seitenblick zu Benni und der Blondine. Die Beiden stehen dicht beieinander und reden. Die Art und Weise wie sie es tun, lässt vermuten, dass sie miteinander vertraut sind. Benni legt seine Hand auf ihre Schulter und streicht ihr eine Haarsträ h ne aus dem Gesicht. Die Blonde lächelt. Mir versetzt die Szene einen Stich in die Magengegend. Schnell wende ich meinen Blick wieder ab. Ich stürze das halbe Glas in meiner Hand auf einmal herunter. Eigentlich sollte mir der Blödmann doch egal sein. Der und sein lächerlicher Kuss!
Jan lächelt
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