Holz und Elfenbein
dem Fernseher stand. Dort müssten eigentlich seine ganzen DVDs liegen. Endlich fand er die erste Staffel von Queer as Folk. Genau das Richtige um den Abend ausklingen zu lassen. Federico kannte die Serie nur vom Hörensagen, zeigte sich durchaus interessiert und trotzdem schlief er bereits als Brian und Justin, zwei der Hauptcharaktere der Serie, zum ersten Mal im Bett landeten. Nachsichtig schaltete Claude den Fernseher wieder aus und holte für Federico noch eine Decke. Bevor er jedoch sein eigenes provisorisches Bett aufsuchte, schickte er Alexis eine SMS.
»Federico schläft bei mir«, tippte er und überlegte, ob er noch irgendetwas hinzufügen sollte. Einen Ratschlag oder wie sehr Federico unter ihrem Streit litt. Schließlich beließ er es bei diesem einen Satz und legte sich schlafen. Immerhin hatte er für heute genug getan.
Er würde morgen früh Federico aufwecken und diesen persönlich zu Alexis‘ Wohnung bringen. Je früher die beiden redeten, desto besser und nach einer Nacht Trennung sollten ihre Gemüter auch wieder abgekühlt sein. Eine ernsthafte Beziehung und Partnerschaft... Vielleicht war es auch für ihn langsam einmal an der Zeit über so etwas nachzudenken. Wie lange wollte er noch so weitermachen? Sich die heißen Typen in den Bars wie Rosinen herauspicken und sie dann wieder fallenlassen.
Oh wie das klang! Als ob er schon jenseits der 40 und mitten in der Midlifecrisis stecken würde. Grinsend drehte er sich auf die Seite und zog seine Decke hoch bis übers Kinn. Nein, so lange es Spaß machte und er den Richtigen nicht getroffen hatte, würde er an seinem Leben nichts ändern. Und wenn Mr. Right – sofern Claude das bestimmt war ihn je zu treffen – auftauchen sollte, dann würde er das einfach auf sich zukommen lassen.
Da hätte ihn Claude doch tatsächlich noch bis vor die Wohnungstür begleitet, hätte Federico ihm nicht geschworen, dass er tatsächlich reingehen und mit Alexis reden würde.
»Geh schon, du kommst noch zu spät«, drängte Federico den Freund doch endlich weiterzugehen.
Mit einem schnellen Kuss auf die Wange verabschiedete sich Claude und erst als die vertraute Gestalt um die nächste Straßenecke gebogen war, steckte Federico den Schlüssel in die Tür. Das Treppenhaus kam ihm manchmal wie ein Spießrutenlauf vor. Er wusste nicht, was die Nachbarn von Alexis und ihm dachten. Wahrscheinlich gab es die wildesten Gerüchte und Spekulationen um sie beide. Nicht, dass Federico erpicht darauf war ihnen die Wahrheit auf die Nase zu binden. Wenn es nach ihm ginge, konnte Madame Sauvignon weiterhin glauben Alexis und er hätten eine WG aufgemacht. Die arme alte Dame würde andernfalls wahrscheinlich nachts nicht mehr ruhig schlafen können.
Er nahm die Zeitung aus dem Briefkasten – für die Post war es noch zu früh – und überlegte, was er gegenüber Alexis sagen sollte. Diese Frage erübrigte sich dann als er die Wohnung betrat und genau Alexis gegenüberstand, der gerade zu seiner Linken aus dem Flur ins Wohnzimmer trat.
Federico schluckte, er hatte erwartet, dass Alexis noch schlafen würde. Normalerweise stand dieser donnerstags nicht vor zehn Uhr auf.
Auch Alexis schien um die passenden Worte verlegen und so schwiegen sie einander an bis Federico an ihm vorbeiging und sich seine Schmerztabletten aus dem Schlafzimmer holte. Alexis hatte sich in der Zwischenzeit auf die Couch im Wohnzimmer gesetzt und anhand der zerdrückten Kissen und der halb auf den Boden gefallenen Decke schien Alexis auch dort genächtigt zu haben.
Federico nahm in dem Sessel Platz und schluckte mit geübten Bewegungen eine Tablette.
»Du auch?« Er warf Alexis die Packung zu. Alexis lächelte freudlos. Natürlich war Federico die fast leere Flasche Wein nicht entgangen, ebenso Alexis‘ fahle Gesichtsfarbe. Anscheinend hatte er eine nicht gerade angenehme Nacht hinter sich. Was Federico irgendwie Genugtuung verschaffte.
»Willst du mir etwas sagen?«, fragte er.
Alexis schnaubte leise und setzte sich auf. »Glaub mir, auch wenn es dir nicht gefällt. Aber ich würde es wieder tun.«
Das war nicht unbedingt die Art von Bekenntnis die Federico erwartet hatte, aber es war die Wahrheit, das erkannte er. Alexis würde ihm sofort wieder finanziell unter die Arme greifen, egal ob Federico das wollte oder nicht.
»Immerhin bist du jetzt ehrlich.« Es war eine simple Feststellung, kein Vorwurf, keine Anklage.
»Ich hätte es dir sagen müssen, spätestens nach dem Konzert als du bei
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