Holz und Elfenbein
mir warst, aber – auch wenn du mir das vielleicht nicht glauben willst – ich habe zu dieser Zeit auch andere Dinge im Kopf gehabt als diese Spende.«
Federico wollte ihm dies nur zu gerne glauben. »Hättest du es mir je gesagt, wenn ich nicht die Spendenquittung zufällig gefunden hätte?«
Betreten betrachtete Alexis das Fischgrätenmuster des Parkettbodens.
»Das heißt wohl nein«, stellte Federico fest.
»Ich weiß es nicht... Meine Mutter hat noch gestern Nacht angerufen und mir eine Stunde lang vorgepredigt, dass es meine eigene Schuld sei, dass wir diesen Streit hatten.«
»Dem kann ich nichts hinzufügen.« Doch Federico sagte es mit gutmütigen Spott in der Stimme. Alexis tat ihm ja schon Leid, in sich zusammengesunken saß er da auf der Couch und hatte sich auch noch eine Gardinenpredigt von seiner Mutter anhören müssen. Und daran war Federico nicht ganz unschuldig. Mit Sicherheit hätten Alexis‘ Eltern nichts von ihrer Auseinandersetzung erfahren, hätte er nicht gestern in Singapur angerufen.
Alexis lächelte vorsichtig und blickte seinen Liebsten zögerlich an. Federico rieb sich über die Stirn. »Ich denke, es wird nicht unser letzter Streit gewesen sein. Aber beim nächsten Mal werde ich versuchen nicht so auszurasten«, gestand er und bewies so seine eigene Bereitschaft zur Einsicht und Besserung. »Ich weiß, dass du andere Maßstäbe in Geldfragen anlegst und es nur gut gemeint hast. Das erkenne ich an und ich weiß auch, dass ich auf deine Hilfe angewiesen bin und ich bin dir sehr dankbar dafür, aber«, Federico stockte. So offen hatte er es gegenüber Alexis noch nie zugegeben, dass er ihn nicht nur als emotionale Stütze benötigte, sondern auch als materielle.
»Aber du hast auch deinen Stolz«, vollendete Alexis den begonnen Satz. »Wir sollten nochmal in ein paar Tagen darüber reden. Ich möchte natürlich nicht, dass du dich nicht wohl fühlst. Nicht umsonst machen Heteros ihre Eheverträge, vielleicht sollten wir uns da auch etwas überlegen. Dann hätte alles seine Richtigkeit.«
Federico nickte, er hatte die Worte zwar verstanden, aber noch nicht den tieferen, versteckten Sinn. Wenn Alexis es so ernst war, dass er vertragliche Regelungen in Betracht zog, war das ein weiterer bedeutender Schritt in ihrer Beziehung. So etwas tat man nur, wenn es einem wirklich ernst war.
Doch Federico dachte momentan an handfestere Dinge: »Ich werde mir jetzt einen Kaffee machen und dir besser einen Kamillentee. Was trinkst du auch Lambrusco, wenn du ihn sowieso nicht so gut verträgst?«
»Mir war danach, vielleicht wollte ich mich dreckig fühlen.« Was ihm vorzüglich gelungen war. Alexis stand auf und sah auf Federico hinab. »Dann wirst du nicht ausziehen oder mich verlassen?«
»Nein!« Hatte Alexis dies ernsthaft gedacht, oder war das eher eine scherzhafte Bemerkung gewesen? »Aber vielleicht sollten wir in den nächsten Tagen... Es wäre besser du schläfst weiterhin auf der Couch.«
Überrascht und leicht fassungslos starrte ihn Alexis an. Ertappt!
Alexis hatte doch tatsächlich geglaubt, sie würden jetzt zum angenehmeren Teil der Versöhnung übergehen. Aber nicht heute und auch nicht morgen. Federico würde bestimmen, wann er und Alexis wieder Sex haben würden.
Alexis konnte doch nicht erwarten, dass Federico ihm so völlig ohne Konsequenzen verzeihen würde. Aber verziehen hatte er ihm, seinem versnobten Lieblingsbriten.
22
Nur für die Akten: Die leidige Fluggesellschaft war Schuld daran, dass Alexis schon an seinem zweiten, sündhaft teuren Schokokaramelllatte nippte. Ganz zu schweigen von den Kalorien, die er sich da zuführte. Doch immerhin hatte er von seinem Platz im Starbucks einen direkten Blick auf die Tafel mit den Ankunftszeiten und Verspätungen der Flüge. Wenigstens schien es bei der Verspätung von einer Stunde zu bleiben.
Alexis schwenkte seinen Kaffee, um noch etwas von dem Milchschaum zu bekommen, der im oberen Teil des Bechers am Rand haftete. Eigentlich hätte er sich eine richtige Tasse, statt eines Pappbechers, geben lassen sollen, doch hatte er gewusst, dass er so lange am Flughafen festsitzen würde? Ob er Catherine einen Kaffee mitbringen sollte? Was war es doch gleich, was sie so gern bei Starbucks orderte? Alexis suchte die Tafeln ab, die über der Theke angebracht waren. Ja, das war es: Chai Tea Latte. Zwar wollte Alexis erst gar nicht wissen, wie viel Tee wirklich in diesem Gebräu enthalten war, aber er musste insofern seiner kleinen
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