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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Schwester, aber du bist mein Freund! Du gehörst genauso zur Familie!«
    › Familie‹, wiederholte Federico in Gedanken. Er gehörte zur Alexis‘ Familie. Das klang zwar noch neuartig und fremd, doch wurde es Federico auch warm ums Herz bei diesen Worten. Ein richtiges Familienleben, das kannte er so gar nicht.
    Es war ihm bis jetzt nicht bewusst gewesen, dass er mit Alexis auch eine neue Familie bekommen hatte.

    Oh ja, Alexis hatte sich nicht getäuscht. Catherine hatte Federico gleich adoptiert und verbrachte mit ihrem neuen ›Bruder‹ fast noch mehr Zeit als mit Alexis. Zugegeben notgedrungen, denn Alexis musste sich hinter seine Hausarbeit klemmen. Er musste sie abgegeben haben, bevor er mit Federico nach England ging und er wusste, dass Federico dem Abgabetermin mit gemischten Gefühlen entgegen sah.
    Doch in den letzten Tagen hatte Federico wohl keine Gelegenheit sich mit diesen Gefühlen zu befassen, denn in erster Linie war er Catherines Shopping Boy und trug ihr geduldig die Taschen durch die Stadt. Federico und Catherine waren sogar mit Claude und Jérôme ausgegangen und als sie von ihrer Kneipentour zurückgekehrt waren, ging schon beinahe wieder die Sonne auf. Alexis hatte es dagegen vorgezogen in seiner Wohnung zu bleiben, statt sich dem Trubel auf der Tanzfläche eines Clubs hinzugeben. Catherine hatte ihn zwar als Spießer bezeichnet, doch wenn er nicht dabei war konnten sie und Federico wenigstens ungezwungener miteinander reden. Wahrscheinlich redeten sie ohnehin die meiste Zeit über ihn und Catherine erzählte Federico seine peinlichsten Fehltritte.

    Jetzt gerade hatten sie ihren Queer as Folk - Marathon in Angriff genommen. Catherine waren am Tag zuvor die DVDs der ersten Staffel, die sich Federico von Claude geborgt hatte, in die Hände gefallen. Federico hätte sich sicherlich nicht darauf eingelassen, wenn er gewusst hätte, wie freizügig die Serie war. Dem Armen war es so was von peinlich gewesen als Catherine während einer der zahlreichen Sexszenen ihn und Alexis schräg von der Seite angesehen hatte. Als ob sie gleich fragen wollte, ob die beiden auch schon einmal so etwas getan hatten. Während Federico einen hochroten Kopf bekommen hatte – und damit jegliche indiskreten Fragen von seitens Catherine eigentlich dadurch beantwortet hatte - war es an Alexis gewesen seiner Schwester mit ein paar scharfen Worten jeglichen Kommentar zu verbieten. Mittlerweile jedoch hatte Alexis die nicht ganz unbegründete Ahnung, dass Federico sich so einige Dinge für ihr Sexleben von den Serienhelden abschaute.
    Alexis hatte die Serie bestimmt schon zweimal komplett gesehen. Er hatte selbst die DVDs vor einiger Zeit gekauft, sie jedoch in England gelassen. Zusätzlich kannte er auch das britische Original und von daher gab er sich damit zufrieden nur ab und an einmal ins Wohnzimmer zu gehen, um mit den Serienhelden mitzufiebern. Meistens wenn er eine Pause vom Korrekturlesen benötigte, oder so wie jetzt, wenn er keine Lust mehr darauf hatte dieses öde Literaturverzeichnis noch einmal abzutippen.
    Er hatte es bis jetzt nur handschriftlich geführt und nun reute es ihn, dass er nicht sofort sämtliche Titel aufgeführt hatte. Jetzt musste er wohl oder übel noch einmal einen Nachmittag in der Bibliothek des Konservatoriums zubringen und einige Quellangaben überprüfen.
    Aus dem Wohnzimmer drang schallendes Gelächter und Alexis legte die Blätter, die er gerade noch in der Hand gehalten hatte, auf den Nachttisch. Da das Wohnzimmer belegt und die Wohnung so groß nun auch wieder nicht war, hatte er sich zum Arbeiten in ihr Schlafzimmer verzogen. Auf dem ganzen Bett verteilt lagen Blätter, Ordner, Kopien und Bücher. Sein Laptop stand auf dem Boden und hatte sich wohl längst in den Ruhezustand verabschiedet.
    Alexis schätzte, dass er noch gut und gerne drei Tage bräuchte, bis er die Arbeit zum Drucken und Binden geben lassen konnte. Dann konnte er sie endlich seinem Professor ins Fach legen und die Sache war gegessen.
    Es war Zeit für eine Pause, entschied er und schnappte sich seine inzwischen leere Teetasse, die auf einem Buch aus der Bibliothek stand. Wie war die denn da gelandet? Schnell überzeugte sich Alexis, dass er keine Flecken auf dem Buch hinterlassen hatte.
    Als er ins Wohnzimmer kam, wischte sich Catherine gerade die Tränen aus den Augenwinkeln und auch Federico war atemlos vor Lachen. Dabei zeigte der Fernseher eine relativ harmlose Szene in einem Café, nichts, was besonders

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