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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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nur ein paar Meter entfernt, nichts ahnend, dass Alexis früher eingetroffen und Zeuge des Betrugs geworden war. Damals hatte er auch entgegen seiner Gewohnheit zu den Zigaretten gegriffen. Henry war Raucher gewesen und auf dem Tisch in der kleinen Küche war eine Packung gelegen. Alexis hatte sie die ganze Zeit über, während er Henry und seiner Frau zugehört hatte, diese kleine so unscheinbare Packung angestarrt. So lange bis er es nicht mehr ausgehalten und sich selbst eine Zigarette angesteckt hatte. Danach hatte er nicht einmal mehr in Clubs geraucht.
    Tief atmete er den Tabakrauch ein, bis er in seiner Brust brannte und er sich genötigt sah Luft zu holen. Mit nur halbem Ohr hörte er dem Gerede um die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Unfähigkeit der Politiker zu. Erst als ihn jemand direkt ansprach, sah sich Alexis genötigt dem Gespräch mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Sie ziehen wieder zurück nach England, so hört man?«
    »Ja.« Alexis schnippte die Asche von seiner Zigarette. »Ich dachte mir, wenn ich dem englischen Staat schon Steuern zahle, dann kann ich dort auch wenigstens wohnen und die Leistungen unseres großartigen Gesundheitswesen in Anspruch nehmen.« Das brachte sie allesamt zum Lachen.
    Dann plötzlich rutschte es aus Alexis heraus. »Ich habe gesehen, dass Henry Brown hier ist. Ich wusste nicht, dass er in Genf arbeitet. Er war doch selbstständig.«
    Er wollte nicht nach ihm fragen, er hatte es sich geschworen. Es sollte ihm egal sein und doch wartete er nun mit bangen Gefühlen auf die Auskünfte seiner Gesprächspartner.
    »Brown arbeitet jetzt für eine Investmentbank. Mit seiner Vermögensberatung soll es wohl nicht so gut gelaufen sein, ihm sind wohl einige große Fische abhanden gekommen.«
    Ja, Alexis hatte Henry gleich am nächsten Tag sämtliche Vollmachten über sein Geld entzogen. Und nicht nur er.
    »Aber bitte, das war doch das Beste was er tun konnte! Nie war es doch leichter an den Märkten Geld zu verdienen. Die Banken bekommen das Geld vom Staat doch zum Nulltarif, die Zinsen sind im Keller. Jeder halbwegs begabte Broker bringt es zu zweistelligen Renditen!«
    »Das ist wahr, ich habe...« Schon begann wieder das Fachsimpeln über die neuesten Anlagen, die selbst in Krisenzeiten lukrativ waren.
    Alexis hatte auch genug gehört. Er drückte seine Zigarette aus und entschuldigte sich, vielleicht war Catherine inzwischen müde und wollte gehen. Er setzte gerade den Fuß auf die erste Stufe der Marmortreppe, die hinauf zur Terrasse des Hotels führte und da stand er, das Licht der Beleuchtung ließ die kleinen Fältchen um seine Augen und den Mund deutlicher hervortreten als Alexis sie in Erinnerung hatte. Wie alt Henry doch war. Sein Herz tat einen schmerzhaften Sprung in der Brust und Alexis konnte nicht sagen, ob es Wut oder etwas anderes war.
    »Alexis...« Henry kam das Wort kaum über die Lippen, er musste sich räuspern. Wahrscheinlich hatte er Alexis bis jetzt noch nicht auf dem Empfang entdeckt gehabt.
    › Verdammtes Pech!‹ Alexis ging die Stufen empor und nickte nur knapp. »Mr Brown.« Er wollte einfach an ihm vorbeigehen.
    Henry griff bereits nach seiner Hand, doch Alexis hob sie abweisend und blieb für einen kurzen Moment stehen. »Wie geht es Eurer Frau? Ist sie nicht hier?« Damit erwischte er Henry auf kaltem Fuß und dessen Gesichtszüge entgleisten regelrecht, sein Mund stand offen und selbst im Halbdunkel der Terrasse sah Alexis, wie blass der Mann wurde.
    »Nein, wahrscheinlich ist sie das nicht. Du hättest nicht den Mut mich anzusprechen wenn sie hier wäre«, beantwortete Alexis selbst die Frage. »Aber stimmt ja, ihr seid ja jetzt geschieden! Hast du ihr von deinen Vorlieben erzählt?«
    Wo nahm er nur diese Beherrschung her und diese wohl kalkulierten, beleidigenden Worte? Gegenüber Henry hatte er sich immer so dominant gegeben, nicht nur im Bett. Auch jetzt verfiel er wieder in dieses Rollenmuster. Schon merkwürdig, bei Federico jedoch wäre es Alexis nie in den Sinn gekommen sich auf irgendeine Weise zu verstellen oder jemand sein, den er im Grunde gar nicht war.
    »Geh mir aus dem Weg.«
    Alexis hatte nicht erwartet, dass Henry den Worten nachkam. Doch trat er einfach zur Seite.
    »Danke. Einen schönen Abend noch, Mr Brown.« Er lächelte unverbindlich, denn gerade trat Mrs Newton ins Freie und für sie sah es sicher so aus wie ein kleiner Smalltalk.
    Den ganzen restlichen Abend vermochte Alexis sich nicht mehr zu entspannen. Ihm

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