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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Karriere nun vorbei war? Dass sein weiterer Lebensweg von nun an ungewiss und im Dunkeln lag. Dass alle seine Pläne und Wünsche nichts mehr galten. Doch Federico schwieg wieder.
    »Hast du Hunger?« Alexis stand unschlüssig vor ihm.
    Federico verneinte und schloss die Augen. Er legte den Kopf an die Lehne der Couch und sah nicht so aus als ob er irgendein Wort reden wollte.
    Alexis respektierte dies fürs Erste. Er selbst hatte zwar auch keinen großen Hunger, aber bereitete sich trotzdem ein Sandwich zu. Auch in der Hoffnung Federico würde nach etwas Essbarem verlangen, sobald es nur vor ihm auf dem Tisch stehen würde. Alle Fragen oder Erkundigungen quittierte Federico mit einsilbigen Antworten. Er saß nur auf der Couch, nicht einmal seine Schuhe hatte er ausgezogen. Oder den Frack, den er für seinen Auftritt getragen hatte. Es musste für ihn nicht gerade sehr bequem sein.
    Schließlich gab es Alexis auf und setzte sich neben ihn. Er hielt Federicos gesunde Hand und starrte das Fenster hinaus. Es hatte begonnen zu schneien, eine Seltenheit hier in Genf. Alexis hatte keinerlei Weihnachtsdekoration an seinen Fenstern angebracht doch die Nachbarn auf der anderen Seite der Straße und so betrachtete er für eine Weile das Farbenspiel der bunten Lämpchen.
    Alexis hatte geglaubt Federico wäre eingeschlafen, doch dann regte er sich. Mit zitternder Stimme zog er Alexis an sich. »Könntest du... ich... ich brauche...« Die Stimme war so brüchig und kraftlos wie bei einem alten Mann.
    »Ist gut, Fedri.« Alexis ließ es geschehen. Federico drückte sich an ihn, den Kopf in Alexis Halsbeuge vergraben, einen Arm um seine Hüfte geschlungen. Er zitterte als ob ihm kalt wäre und Alexis strich ihm abwechselnd über den Rücken und durch die Haare.
    Schon bald bemerkte er, dass Federico nicht vor Kälte zitterte. »Kannst du mich küssen?« Alexis hörte die leise, schüchtern vorgebrachte Frage kaum. Jedoch spürte er Federicos Herzschlag und seine schnelle Atmung.
    »Federico...«
    »Bitte.«
    Also legte er einen Finger unter Federicos Kinn und küsste ihn. Er hatte nicht beabsichtigt, dass es ein besonders leidenschaftlicher oder inniger Kuss werden würde. Eher nur ein kurzes, unschuldiges Berühren der Lippen. Doch schließlich hatte er sich bei Federico noch nie zurückhalten können und bevor er noch länger nachdachte, presste er Federico schon fest gegen das Polster. Danach blickte Federico zu ihm auf, verlegen begann er mit den Knöpfen von Alexis‘ Hemd zu spielen. »Meinst du nicht, wir haben lange genug gewartet? Wir könnten es jetzt tun.«
    Einige Sekunden vergingen bis Alexis klar wurde, was der andere mit dieser Frage bezweckte. Ihm fielen sofort tausend Gründe ein, warum sie ausgerechnet jetzt keinen Sex haben sollten. Federico stand unter dem Einfluss von Medikamenten, außerdem war er gerade psychisch mehr als aufgewühlt. Er war alles andere als zurechnungsfähig. All dies wollte er vorbringen, doch als er in Federicos Augen sah, schwieg er. Er sah dieses Bedürfnis nach körperlicher Nähe in ihnen. Wie sollte er Federico das verwehren?
    »Bist du sicher?« Waren die einzigen Worte eines halbherzigen Protests, die ihm über die Lippen kamen.
    »Verdammt nein!« Federicos Schultern bebten und seine Stimme wurde lauter: »Aber ich brauch dich jetzt und will dich spüren. Wenn ich noch länger nachdenke, platzt mir der Kopf. Mir geht so viel im Kopf rum und das... Bitte lenk mich ab, Alexis. Ich will nicht mehr daran denken müssen!«, flehte er und ließ die Hände sinken. Er rutschte wieder an seine alte Position an der Couch. »Bitte.«
    Alexis wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Federico hatte erneut begonnen zu zittern und Alexis dachte, dass er wohl mehr Schaden anrichten würde, wenn er Federico jetzt zurückwies.
    Mit Bedacht setzte er sich auf Federicos Schoß. Er streifte das schwere Jackett des Fracks über die schmalen Schultern des Pianisten. Dessen Hände legten sich auf die seinen, pressten sie an sich und ließen keinerlei Zweifel mehr an seinen Wünschen oder Bereitschaft. Keine zehn Sekunden später saß Federico mit freiem Oberkörper vor ihm und Alexis verwöhnte ihn bereitwillig mit Küssen. Alexis musste versonnen lächeln als er die weiche Haut unter Federicos Ohr liebkoste. Er mochte den Geruch von Federicos Haut, den letzten Rest von Aftershave und Parfum, das dieser am Morgen aufgetragen hatte. Nicht lange und er spürte Federicos wachsende Erregung unter ihm.

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