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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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ungestört weiter. Was auch kein Wunder war, er hatte in der Nacht die Schlaftabletten eingenommen, die ihm der Arzt gestern mitgegeben hatte. Ganz offensichtlich wirkten die Medikamente noch immer.
    Alexis stand auf und verzog gleich darauf das Gesicht als er diesen längst vergessenen, aber doch vertrauten Schmerz in seinem Hinterteil spürte. Aber er nahm es mit Humor. Es war eine bittersüße Erinnerung an ihre erste Vereinigung und sie würde ihm die langen Stunden während des Fluges eine willkommene Gelegenheit zum Träumen sein.
    Im Gegensatz zu Alexis hatte Federico auch die zutiefst männliche Eigenschaft an sich sofort nach dem Sex einzuschlafen. Wo Alexis noch lange wachgelegen und überlegt hatte, wie es nun mit ihnen weitergehen sollte. Auch er machte sich Vorwürfe. Wenn er in den letzten Wochen an Federicos Seite gewesen wäre, hätte man vielleicht diesen Zusammenbruch verhindern können. Aber dann fragte er sich, wie er dies hätte bewerkstelligen sollen. Federico hatte spielen müssen und es nun einmal darauf ankommen lassen müssen. Alles oder Nichts war die Devise gewesen.
    Aber die Vorwürfe blieben, er hätte bei Federico sein sollen. Es war feige, dass er sich so zurückgezogen hatte. Wenn die gesamte Situation für jemanden schwierig gewesen war, dann doch für Federico – nicht für ihn. Aber da war auch ihr Streit gewesen und die Tatsache, dass Federico ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte, mehr noch: Federico hatte Alexis noch vorgeworfen, er würde ihm nicht glauben. Erst auf Alexis‘ Drängen hin, hatte Federico dann zugegeben sich selbst in den Finger geschnitten zu haben damit ihm niemand auf die Schliche kam und er einen plausiblen Grund hatte, nicht am Vorspiel teilnehmen zu können. Inzwischen hatte er Federico dies längst verziehen, aber er war wütend gewesen. Damals.
    Mit Sicherheit wollte und konnte Federico nicht mehr weiterstudieren. Was sollte er aber dann tun? Irgendeiner Beschäftigung musste er doch nachgehen. Wollte Federico überhaupt noch in Genf bleiben? Hier, wo ihn so vieles an seine Zeit als Pianist erinnern würde. Fürs Erste konnte Federico bei Alexis wohnen, das stand außer Frage. Alexis konnte ihn unterstützen, auch finanziell falls nötig. Doch er konnte sich jetzt schon denken, dass dies mehr als einmal zu einem Streit führen würde. Wo er wieder an die Spende denken musste. Vielleicht sollte er Federico dies in naher Zukunft beichten. Am besten bevor Federico mit Dekan Haylen sprach. Kein Wunder, dass der Dekan so aufgebracht war. Da brach sein bester Pianist auf der Bühne förmlich zusammen und keiner wusste was los war.
    Doch fast konnte man es noch als glückliche Fügung bezeichnen, dass Federicos blamabler Auftritt nicht auf internationaler Bühne stattgefunden hatte, die Schmach wäre dann für ihn nur noch größer und unerträglicher gewesen.
    Alexis würde zu seinem Wort stehen, bei Federico bleiben und diesem helfen, wo er nur konnte. Sofern Federico ihn auch ließ. Gerne hätte er ihn mit nach Singapur genommen. Es wäre eine große Ablenkung für Federico gewesen, ein fremdes Land, so viele neue Eindrücke und Menschen. Die Einwände Federicos konnte er jedoch auch gut nachvollziehen und musste sie wohl schweren Herzens respektieren.
    Er brauchte nicht lange bis er geduscht, eine Kleinigkeit gegessen und eine Notiz für Federico auf dem Küchentisch hinterlassen hatte. Bevor er hinunter auf die Straße ging – das Taxi musste jeden Moment kommen – schaut er noch einmal nach Federico. Der schlief noch immer. Alexis scheute sich ihn zu wecken, so konnte er Federico den Abschiedsschmerz ersparen. Nein, nicht nur ihm, sondern auch sich selbst. Alexis wusste nicht, ob er sich dann noch von Federico losreißen konnte, sofern dieser wach wäre. Warum musste er nur zwischen Federico und seiner Familie wählen!
    Der Eine stand ihm so nahe wie die anderen. Er hatte seine Eltern und die beiden Mädchen seit Anfang des Jahres nicht mehr gesehen! Alexis hatte sich so sehr auf das gemeinsame Weihnachtsfest in Singapur gefreut. Auch Mary-Alice, ihr Mann und William, sein Neffe und Patenkind, würden nach Asien fliegen. Sogar seine Großmutter würde den weiten Weg auf sich nehmen. Sah man von der weitverzweigten Verwandtschaft auf Seiten der Arrowfields einmal ab, war die gesamte Familie dort zusammengekommen. Es kam bei weitem nicht häufig vor, dass sie alle so beisammen sein konnten.

    Leise zog er die Wohnungstür ins Schloss und wartete einen

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