Home Run (German Edition)
rief er mir nach. »Paul, hast du Zeit für ein paar Würfe? Mein Arm braucht ein bisschen Bewegung.«
So sehr ich Nein sagen wollte, ich konnte es nicht. »Ja, klar.«
Ich hatte mir geschworen, nie wieder Baseball mit meinem Vater zu spielen.
… eine offene Fläche, auf der wir einen kleinen Backstop und eine Home Plate aus Holz hatten. Er packte mich am Arm. »Ignorier mich nie wieder«, sagte er. »Hast du gehört? Ich bin dein Vater und weiß tausendmal mehr über Baseball als diese Clowns, die sich Coach nennen.« Ich versuchte, von ihm wegzukommen, doch seine Fingernägel gruben sich in meine Haut. Mit jeder Sekunde wurde er wütender. »Hast du gehört? Ignorier mich nie wieder.«
»Ja, Dad«, sagte ich, um einer Tracht Prügel zu entgehen.
Er ließ meinen Arm los und legte zwei Finger unter mein Kinn. »Sieh mich an«, schimpfte er. »Sieh mir in die Augen, wenn ich mit dir rede. Dieses Spiel kann man richtig oder falsch spielen, und du spielst es völlig falsch. Du darfst niemals, ich wiederhole, niemals zulassen, dass ein Hitter dich dumm aussehen lässt, ganz gleich, auf welchem Niveau du spielst. Es ist egal, ob du acht Jahre alt bist oder in der World Series spielst, du darfst niemals zulassen, dass dich ein Hitter so blamiert. Und jetzt zeige ich dir, wie man mit solchen Arschlöchern umgeht. Komm her.«
Ich nahm den Schläger und stellte mich an die Home Plate. Er ging zurück, fünfzehn Meter vielleicht. Er trug seinen Handschuh, in dem er drei Bälle hatte. Ich war elf, ohne Schlaghelm und stand einem Pitcher der Mets gegenüber, der nicht nur wütend war, sondern mich auch noch die primitive Kunst lehren wollte, einen Batter mit einem Beanball zu treffen.
»Der Kodex schreibt vor, dass er getroffen werden muss. Wenn er also das nächste Mal seinen arroganten Arsch an die Plate bewegt, hast du die Pflicht, ihn zu treffen. Das Gleiche gilt für Spieler, die auf einen von deinen Mannschaftskameraden geworfen haben, denn dann musst du dein Team beschützen. Hörst du mir zu?«
»Ja, Dad.«
»Ich mache das mit drei Pitches. Einige legen sofort los und treffen sie gleich mit dem ersten Pitch. Ich mache das nicht, weil die meisten Batter beim ersten Pitch damit rechnen. Ich lege sie rein. Mein erster Pitch ist ein Fastball, der dreißig Zentimeter außerhalb liegt.«
Er ging in seinen Wind-up und warf einen Fastball, der dreißig Zentimeter außerhalb der Strike Zone lag. Er warf nicht mit aller Kraft, aber ich war ja auch noch nicht ausgewachsen. Der Pitch kam mir furchtbar schnell vor.
»Nicht ausweichen«, knurrte er. »Zweiter Pitch, genauso wie der erste.« Noch ein Wind-up, noch ein Fastball dreißig Zentimeter außerhalb.
»Und jetzt kriegst du den Scheißkerl dran. Er beugt sich ein bisschen vor, glaubt, ich werfe an die Ecke, und denkt gar nicht mehr daran, dass ich vielleicht auf ihn zielen könnte. Ich werde dich nicht am Kopf treffen, also bleib, wo du bist, okay? Stell dich hin, Paul, wie ein richtiger Spieler.«
Ich hatte Angst und war unfähig, mich zu bewegen. Er ging in seinen Wind-up und warf den Ball auf mich, nicht sehr hoch und nicht so hart, wie er konnte, doch als der Ball meinen Oberschenkel traf, spürte ich einen brennenden Schmerz, und ich glaube, ich schrie auf. »Na, siehst du«, rief er. »Du wirst es überleben. So macht man das. Zwei Fastballs außerhalb, dann triffst du den Mistkerl, und wenn es geht, am Kopf.« Er sammelte die drei Bälle ein, während ich die schmerzende Stelle am Oberschenkel rieb und versuchte, nicht zu weinen. »Gib mir den Schläger und hol deinen Handschuh«, befahl er.
Ich war jetzt der Pitcher, und er war am Schlag. »Zwei Fastballs außerhalb. Na los.«
Mein erster Pitch landete im Gras, fast einen Meter von der Plate entfernt. »Du musst den Handschuh des Catchers treffen, Paul. Verdammt noch mal, jetzt mach schon«, fuhr er mich an, während er den Schläger schwang, als wäre er ein richtiger Hitter. Sein Karrieredurchschnitt beim Schlagen lag bei . 159 .
Den zweiten Pitch warf ich außerhalb und höher.
»Jetzt kommt’s«, sagte er, während er einen Schritt auf mich zu machte. »Du triffst mich genau hier.« Er tippte sich an die Schläfe. »Aufs Ohr, Paul.« Er war wieder an der Plate und ging in Stellung. »Ziel auf mein Ohr. Du kannst gar nicht so hart werfen, dass du mir wehtust.«
Ich stand zwölf Meter von ihm entfernt, hatte den Ball in der Hand und wollte unbedingt einen Pitch werfen, der ihm die Zähne ausschlug,
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