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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Blut fließen ließ, seinen Schädel zertrümmerte und ihn bewusstlos ins Gras sinken ließ. Ich warf den Ball, der genau durch die Mitte ging, ein perfekter Strike. Als der Ball vom Backstop abprallte, fing er ihn auf und warf ihn zu mir zurück. »Komm schon, du Schisser. Verdammt, jetzt triff mich endlich.«
    Ich warf noch einen Fastball, der höher, aber immer noch innerhalb der Strike Zone war. Das machte ihn noch wütender, und nachdem er den Ball geholt hatte, schmetterte er ihn zu mir zurück. Es wurde schon dunkel, und er warf viel zu hart. Der Ball prallte vom Netz meines Handschuhs ab und traf mich auf der Brust. Ich schrie auf und begann zu weinen, und bevor ich wusste, wie mir geschah, stand er direkt vor mir. »Wenn du jetzt nicht diesen Ball nimmst und mich damit am Kopf triffst, versohle ich dir den Hintern. Hast du das verstanden?«
    Als er zur Plate stürmte, warf ich einen Blick zum Haus hinüber. Im ersten Stock sah Jill aus dem Fenster ihres Zimmers zu uns herüber.
    Mein dritter Versuch eines Beanballs war genauso erfolglos wie die ersten beiden. Der Pitch war hoch und nah am Körper, aber nicht nah genug, um den Schaden zu verursachen, den ich mir ausgemalt hatte. Um mir zu zeigen, wie sehr er sich über mich ärgerte, fing er den Pitch mit der linken Hand, ohne Handschuh. Mein Wurf war eine Beleidigung für einen Pitcher, aber eigentlich war mir das egal. Ich wollte nur noch weg von diesem Verrückten. Er schleuderte den Schläger in Richtung des Hauses und stürmte auf mich zu.
    »Du bist ein Feigling, weißt du das? Ein erbärmlicher Feigling. Man braucht Mut, um auf einen Batter zu werfen, aber ein Pitcher muss so etwas tun.«
    »Nicht in der Little League«, stammelte ich.
    »In jeder League!«
    Vermutlich war ich zu klein, um einen Faustschlag abzubekommen, daher schlug er mir mit dem linken Handrücken ins Gesicht. Selbstverständlich benutzte er nicht seine Wurfhand. Ich schrie auf und fiel hin, und in dem Moment, in dem er mich am Kragen packte, hörte ich meine Mutter schreien: »Lass ihn los, Warren!«
    Sie stand keine drei Meter von uns entfernt, den Baseballschläger in der Hand – vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben –, und zielte damit auf meinen Vater. Jill versteckte sich hinter ihr. Für ein paar Sekunden bewegte sich niemand, dann nutzte ich die Gelegenheit und krabbelte weg.
    »Leg den Schläger aus der Hand«, sagte er.
    »Du hast ihm ins Gesicht geschlagen«, schleuderte sie ihm entgegen. »Wie kannst du nur?«
    »Er hat ihn auch mit dem Baseball getroffen«, fügte Jill hinzu.
    »Halt den Mund«, fuhr er sie an.
    Es vergingen noch ein paar Sekunden, bis alle wieder Luft holten. Langsam gingen wir ins Haus, und jeder beobachtete argwöhnisch den anderen. Meine Eltern zogen sich in den Keller zurück und stritten lange miteinander; als mein Vater genug hatte, fuhr er weg.
    (Auszug aus » Joe Castle und der Beanball« , von Paul Tracey, Sohn von Warren Tracey)

19
    Auf dem Flughafen von Atlanta muss ich etwas Zeit totschlagen, daher rufe ich Clarence Rook an. Es sind etwas mehr als vierundzwanzig Stunden vergangen, seit ich mich von ihm verabschiedete, aber mir kommt es wie ein ganzer Monat vor. »Sie werden nie erraten, wer mich gestern Abend angerufen hat«, sagt er.
    »Charlie oder Red?«
    »Charlie. Er sagte, er habe einen Anruf von Joe bekommen, der ihm erzählt habe, dass ich mit einem Fremden zusammen auf dem Feld aufgetaucht sei, und er wolle sich nur mal vergewissern, ob alles in Ordnung sei. Das sagt Charlie immer: ›Alles in Ordnung, Clarence?‹ Sicher, meinte ich, alles in Ordnung, nur mein Neffe aus Texas, der sich das Feld ansehen wollte.«
    »Warum haben Sie ihm nicht die Wahrheit gesagt?«, frage ich.
    »Hab ich ja, später. Ich habe erst mal darüber nachgedacht und mit Fay gesprochen, und dann habe ich Charlie zurückgerufen und gesagt, ich hätte etwas Wichtiges mit ihm und Red zu besprechen und ob wir das nicht bei einer Tasse Kaffee tun könnten. Heute Morgen haben wir uns in einem ruhigen Café nördlich der Stadt getroffen. Ich habe den beiden alles über Sie erzählt, Ihren Besuch und so weiter.« Er redet nicht weiter, was kein gutes Zeichen ist.
    »Lassen Sie mich raten. Die beiden haben nicht vor Kummer geweint, als sie erfahren haben, dass Warren Tracey an Krebs sterben wird.«
    »Nein, haben sie nicht.«
    Wieder entsteht eine Pause. Noch ein schlechtes Zeichen. »Und die Idee, dass er nach Calico Rock kommt, um sich mit Joe zu treffen?

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