Homicide
normalerweise Browns Partner, an den Untersuchungen der Versicherungsmorde arbeiten konnte, die Monate dauern konnten.
Erst am Abend zuvor war Brown so weit gegangen, sich einen schwachen Scherz über seinen Status zu erlauben. Gleich zu Beginn der Nachtschicht hatte er sich an die Schreibmaschine gesetzt, eine kurze elegische Notiz für McLarney zusammengezimmert und sie ins Postfach des Sergeant gelegt:
Da nun Officer Corey (Ich bin ein Superstar!) Belt am Horizont lauert, dachte ich, ich sollte mir einen Moment Zeit nehmen und mich Ihnen erneut vorstellen.
Bis ich in Ihre Einheit kam, war ich nur einer von diesen langhaarigen, kiffenden, durchgeknallten Homosexuellen. Durch den Dienst unter Ihrer kenntnisreichen, geschickten, tüchtigen, freundlichen und liebevollen Schirmherrschaft wurde ich ein Detective, dessen Fähigkeiten wohl außer Frage stehen. Dies im Hinterkopf und auch angesichts dessen, welche Bewunderung mein Team für mich hegt (Worden: »Nutzloser Wichser« … James: »Der Scheißer bezahlt in der Kneipe nie sein Bier« … Ed Brown: »Ich kenne das Arschloch gar nicht«), habe ich mich gefragt, welche Pläne Sie für meine WEITERE Verwendung in Ihrer Einheit haben.
Voller Spannung erwarte ich Ihre Antwort. Hochachtungsvoll, (der von allen ausgenutzte)
David John Brown, Detective,
CID? Morddezernat? (Bis in alle Ewigkeit, so Gott will)
McLarney entdeckte die Notiz etwa eine Stunde nach seinem Antritt zur Nachtschicht und las sie im Kaffeeraum vor, wobei er an den servilen Stellen unwillkürlich kicherte.
»Drollig«, erklärte er abschließend. »Und wirklich rührend.«
Fred Cerutis Probleme waren nicht unbemerkt geblieben, und Dave Brown empfand, zumindest in seinem eigenen fiebrigen Gehirn, eine ganz ähnliche Wut. Schon auf der Fahrt Richtung Johnson Street überlegte er, dass ein kleiner Ermittlungsausflug ins Billyland gerade die richtige Therapie sein könnte.
»Gut, Brown«, sagt Worden und steigt aus, »wir werden ja sehen, was du dir da unter den Nagel gerissen hast.«
Sie liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Lehm- und Schotterboden, eine blasse Gestalt, eingerahmt von einem Halbkreis aus Streifenwagen. Es ist eine kleine Frau mit glatten rotbraunen Haaren; ihre weißen, sehr knapp geschnittenen Shorts sind an einer Seite zerrissen, so dass man ihre Pobacken sieht. Der cremefarbene Slip, ebenfalls von der linken Seite her aufgerissen, befindet sich zwischen ihren Knien, und eine einzelne Sandale liegt ein, zwei Meter von ihrem rechten Fuß entfernt. Um den Hals trägt sie ein dünnes Goldkettchen, und zu beidenSeiten ihres Kopfs liegen goldene Bügelohrringe im Kies. Bei näherer Betrachtung sieht man, dass ein Ohrring blutig ist, offenbar, weil er der Frau vom linken Ohrläppchen gerissen wurde. Dort sind auch eine Wunde und eine kleine Blutkruste zu sehen. Neben der Leiche sind ein paar Münzen verstreut. Worden birgt 27 Dollar in Scheinen aus einer Potasche. Schmuck, Geld – wenn es Raub war, dann war der Täter nicht gerade weit gekommen.
Dave Brown sieht Worden an. Er ist sich bewusst, dass sich der Big Man nur widerstrebend auf die Sache einlässt.
»Wie alt, würdest du sagen, Donald?«
»Fünfundzwanzig. Vielleicht ein bisschen älter. Ich kann’s aber erst genauer sagen, wenn wir sie umgedreht haben.«
»Fünfundzwanzig ist zu viel.«
»Vielleicht«, sagt Worden und beugt sich über die Frau. »Aber jetzt sag ich mal, was meine erste Frage ist.«
»Lass mich raten. Du möchtest wissen, wo die andere Sandale ist.«
»Genau.«
Der Tatort ist ein mit Schotter befestigtes Grundstück an der Chessie-System-Eisenbahnstrecke, das als Wendeplatz für Sattelschlepper dient und an dessen Ende sich eine Laderampe vor einem halb verfallenen Lagerhaus aus rotem Backstein befindet. An der Ostseite des Platzes parken drei Lastwagen, aber die Fahrer haben in ihren Kabinenbetten geschlafen, bis das Lagerhaus geöffnet wurde, und nichts mitgekriegt. Was auch immer hier passiert ist, ist so schnell und so geräuschlos vor sich gegangen, dass sie nicht aufgewacht sind. Die Leiche liegt an der Westseite des Platzes, in der Nähe des Lagerhauses, vielleicht drei bis fünf Meter von der Betonmauer der Laderampe entfernt. Am Rand der Rampe steht ein Truckanhänger, der den Blick auf die Leiche von der Johnson Street aus versperrt.
Zwei Teenager, die ein paar Blocks entfernt wohnen und in der Dämmerung einen Hund ausführten, haben sie gefunden. Beide wurden bereits von
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