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Homogen

Homogen

Titel: Homogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Nelka
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viele Ecken, so dass es irgendwie gemütlich wirkte. Die Bedienung war eine ältere Dame, die freundlich Kaffee einschenkte. Christian vergrub sich wieder hinter seiner Zeitung und beobachtete den Assistenten. Dieser bestellte sich ein französisches Frühstück, bestehend aus Croissant und Kaffee.

    Nachdem sich Stanley gestärkt hatte, legte er einen Geldschein auf den Tisch und stand merkwürdig langsam auf. Dann stockte er plötzlich und drehte sich schlagartig zu Christian um. Gerade noch rechtzeitig vergrub sich dieser hinter dem Sportteil und hoffte, nicht weiter aufgefallen zu sein, um seine Tarnung nicht zu verlieren.

    Zum Glück war dies nicht der Fall. Hinter dem raschelnden Papier hörte Christian wie sich Stanleys Schritte entfernten und schließlich den Raum verließen.

    Christian atmete erleichtert auf und winkte der Kellnerin. Als er dann endlich das Café verlassen hatte, merkte der junge Hobbydetektiv, dass er sein Beobachtungsobjekt aus den Augen verloren hatte. Es dauerte bis in den späten Nachmittag, bis Stanley wieder nach Hause kam. Er hatte jetzt eine schwarze Tasche bei sich und ging schnellen Schrittes in sein Haus. Auf der Treppe verlor er seinen Schlüssel. Hektisch hob er ihn auf und schloss ungestüm die Haustür auf. Christian hatte sich gerade die Beine im Park etwas vertreten, als er den nervösen Wissenschaftler bemerkte.

     
     

    Am Abend dieses Observierungstages, es war mittlerweile schon nach 21 Uhr und Christian hatte es sich in einem Lokal an der Ecke der Straße bequem gemacht, von welchem er gerade noch den Hauseingang sah, als Stanley heraustrat. Schnellen Schrittes verließ Christian das Lokal. Zum Glück hatte er bereits bezahlt, denn er wollte eigentlich für heute Schluss machen.

    Stanley hatte sich sein Haar nach hinten gegelt und trug ein blaues Surferhemd, welches ihn sportlicher erscheinen ließ. Christian war überrascht von seinem Aufzug, da er doch sonst eher schlampig herumlief.

    Nach ein paar Blocks bog der junge Assistent in eine Seitenstraße ein und blieb vor dem Eingang eines Nachtclubs stehen. Eine kleine Schlange vorwiegend junger Männer wartete davor und er stellte sich mit an.

     
     

    Christian witterte seine Chance. Hier, in diesem zweitklassigen Laden, würde er endlich Stanley ansprechen können. Als Stanley endlich im Club Einlass fand, kam Christian aus seinem Versteck und stellte sich an die Warteschlange an. Es war Mittwochabend und Beach Night. Freier Eintritt und ein Freigetränk lockten die jungen Studenten und nunmehr arbeitslosen Wissenschaftsassistenten an. Es kam Christian so vor, als bewege sich die Schlange nur im Schneckentempo. Gelassen und morbide dreinblickend ertrugen es seine jungen Mitanstehenden.

    Drinnen endlich angekommen, es mag eine Stunde gedauert haben, suchten Christians Augen begierig nach dem jungen Wissenschaftler. An der Bar wurden sie fündig. Allein und in sein halb leeres Bierglas vertief, saß er da und nickte leicht zu dem monotonen Takt der Elektromusik im Hintergrund. Der Club war alles andere als geschmackvoll eingerichtet. An den dunklen Wänden hingen überall Poster männlicher Models und teilweise mit Graffiti besprühte Kopien von alten Malern. Höchstwahrscheinlich als Boykott ihrer Kunst.

     
     

    Die Tanzfläche war voller männlicher Pärchen, die sich im Rausch der Musik und wahrscheinlich auch des Alkohols unrhythmisch hin und her wiegten. Ein Pärchen war gerade im Begriff sich zu küssen. Es waren zwei ältere Männer. Die Musik nervte Christian jetzt schon und er fragte sich, wie er sie wohl den ganzen Abend aushalten sollte. Er beschloss sich ganz seiner Mission zu widmen und den Rest einfach an sich abperlen zu lassen.

     
     

    Christian ging zu dem runden Bartresen und setzte sich neben Stanley. Die Tresenoberfläche war klebrig und Christian hatte noch das Glas seines Vorgängers vor der Nase. Stanley schien ihn von der Seite zu mustern und hielt sich an seinem Bierglas fest. Christian bestellte sich auch ein Bier und tat so, als würde er keine Notiz von Stanley nehmen. Er war sicher, dass er ihn ansprechen würde und wartete einfach ab.

    „Findest du Budweiser nicht auch besser als Miller?“, fragte ihn Stanley schließlich. „Bingo!“, dachte sich Christian und lächelte verschmitzt in sich hinein. Er drehte sich langsam zu Stanley und nickte dann leicht. „Ja. Du hast schon recht!“

     
     

    Dem Wissenschaftler schien die Antwort zu gefallen und er wendete sich

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