Hongkong 02 - Noble House Hongkong
jetzt!«
»Sie haben Feinde an allen Ecken und Enden.«
»Sie auch.«
»Stimmt. Sind wir darum gute oder schlechte Partner?« Bartlett sah Dunross fragend an. Dann fiel sein Auge auf ein Porträt am Ende der Galerie. Einen Dreimaster im Hintergrund, starrte Ian Dunross von der Wand auf ihn herunter.
»Ist das … mein Gott, das muß Dirk sein, Dirk Struan!«
Dunross drehte sich um. »Ja.«
Bartlett ging näher heran und betrachtete das Bild. Jetzt sah er, daß der Kapitän nicht Ian Dunross war, aber eine sonderbare Ähnlichkeit war nicht zu verkennen.
»Jacques hatte recht«, sagte er.
»Nein.«
»O doch!« Er studierte Dunross, als wäre dieser ein Bild, und meinte schließlich: »Es sind die Augen und die Kinnpartie. Und der höhnische Blick der Augen, als wollten sie sagen ›Ich kann dir jederzeit die Knochen kaputtschlagen, das kannst du mir ruhig glauben‹.«
»Wir haben keine Probleme mit einer Kreditlinie – nicht mit der alten und nicht mit einer neuen.«
»Wenn nötig, können wir immer auf andere Finanzquellen ausweichen. Aber wir bekommen alles, was wir brauchen, von der Vic. Auch sie ist ausreichend liquid.«
»Ihr Richard Kwang scheint nicht so zu denken.«
Dunross schwenkte jäh herum. »Wieso?«
»Das hat er nicht gesagt. Er hat überhaupt nichts gesagt, aber Casey kennt Bankiers, und sie weiß, was in ihren Köpfen vorgeht, und sie denkt, daß er so denkt.«
»Und was denkt sie noch?«
»Daß wir uns vielleicht mit Gornt zusammentun sollten.«
»Meinen Segen haben Sie.«
»Vielleicht brauche ich ihn. Was ist mit Taipeh?« fragte Bartlett, dem daran lag, Dunross in einem Zustand der Ungewißheit zu halten. »Bin ich immer noch eingeladen?«
»Ja, ja, selbstverständlich. Dabei fällt mir ein: Der stellvertretende Commissioner hat Sie freundlicherweise in meine Obhut entlassen. Armstrong wird morgen dahingehend informiert werden.«
»Danke, daß Sie das für mich erledigt haben! Was ist mit meiner Maschine?«
Dunross runzelte die Stirn, aus dem Gleichgewicht geraten. »Ich nehme an, sie steht immer noch unter gerichtlicher Verwahrung. Wollten Sie damit nach Taipeh fliegen?«
»Das wäre doch angenehm, nicht wahr? Wir könnten fliegen, wann es uns beliebt.«
»Ich werde sehen, was sich tun läßt.« Er fixierte Bartlett. »Und Sie bleiben mir mit Ihrem Angebot bis Dienstag im Wort?«
»Bis Dienstag Mitternacht. Eine Minute später sind alle Verpflichtungen erloschen und alle Freundschaften gekündigt.« Bartlett mußte Druck auf Dunross ausüben; er brauchte die Gegenofferte jetzt und nicht erst Dienstag, um sie für oder gegen Gornt ausspielen zu können. »Dieser Bursche von der Blacs, der Generaldirektor, wie war sein Name?«
»Compton Southerby.«
»Ja, Southerby. Ich sprach mit ihm nach dem Essen. Er sagte, seine Bank stünde zu hundert Prozent hinter Gornt. Er ließ auch anklingen, Gornt könne jederzeit große Summen Eurodollars abrufen, wenn er sie je brauchen sollte.« Bartlett sah, daß auch diese Information Wirkung zeigte. »Und so weiß ich immer noch nicht, wie Sie Toda Shipping befriedigen wollen«, fügte er hinzu.
Dunross antwortete nicht gleich. Er bemühte sich immer noch, einen Weg aus dem Labyrinth zu finden. In seinen Überlegungen kam er stets zum gleichen Punkt zurück. Der Spion mußte einer von diesen sieben sein: Gavallan, deVille, Linbar Struan, Philip Tschen, Alastair Struan, David MacStruan oder sein Vater Colin Dunross.
Bartlett mochte vieles von Banken erfahren haben – aber nicht die Gesellschaftsverluste. Diese Zahl hatte ihm einen Schock versetzt, diese und der ›rein rechnerische Papiergewinn‹.
Was tun?
Er warf einen Blick auf Dirk Struans Bild, sah das verschmitzte Lächeln und den Blick, der ihm zu sagen schien: Riskier’s, Junge! Hast du kein Mark in den Knochen?
Na ja.
»Machen Sie sich um Struan’s keine Sorgen! Wenn Sie sich entschließen, mit uns zusammenzugehen, verlange ich einen Abschluß auf zwei Jahre – weitere 20 Millionen nächstes Jahr«, sagte er und setzte alles auf eine Karte. »Sieben hätte ich gern bei Vertragsabschluß.«
Bartlett ließ sich sein Ergötzen nicht anmerken. »Mit den zwei Jahren bin ich einverstanden. Was den Kassenzufluß angeht, hat Casey eine Anzahlung von 2 Millionen angeboten – und dann eineinhalb pro Monat jeweils zum Monatsersten. Gavallan hielt diese Regelung für annehmbar.«
»Sie ist es nicht. Ich möchte sieben als Anzahlung, den Rest dann monatlich.«
»Wenn ich mich
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