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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gestanden, und dann war er verschwunden, und in der Luft hing der beizende Rauch des Sperrfeuers, das die Nazipanzer auf die kleine Steinbrücke des Weges nach Dünkirchen gelegt hatten. Und nach dem Krieg die Monate des Suchens, aber nie ein Hinweis, nie ein Zeuge, und dann hatte die Familie schließlich akzeptiert, daß Lecchie tot war.
    Scott war 1939 sechzehn gewesen, und sie hatten ihn nach Kanada geschickt, damit er dort die Schule beendete. Er ließ sich zum Piloten ausbilden, und an seinem achtzehnten Geburtstag war er trotz des wütenden Protests seines Vaters in die Canadian Air Force eingetreten, weil er Blutrache für Lecchie nehmen wollte. Er hatte den Pilotenschein bekommen, war einem Bombergeschwader zugeteilt worden und gerade rechtzeitig zur Landung in der Normandie herübergekommen. Unbekümmert hatte er kleine und große Städte in Trümmer gelegt, bis zum 14. Februar 1945.
    Er war jetzt Geschwaderkommandant, und als er vom Holocaust von Dresden heimflog, war seine Lancaster von einer Messerschmitt angegriffen worden. Sein Copilot hatte das kampfunfähige Flugzeug zwar nach England zurückgebracht, Scotty aber war tot.
    Kathy war beim Begräbnis gewesen, ebenso Ian – in Uniform, auf Urlaub aus Tschung-king, wo er den Luftstreitkräften General Tschiang Kaischeks zugeteilt war.
    Sie hatte um Lecchie und Scotty und um ihren Johnny geweint. Sie war Witwe.
    Leutnant John Selkirk war vom Himmel heruntergeholt worden, sein Flugzeug während des Absturzes verbrannt.
    »Was für eine schreckliche Vergeudung jungen Lebens, Ian, alle drei. Und wofür?«
    »Ich weiß es nicht, kleine Kathy«, sagte er, ohne sieloszulassen. »Ich weiß es nicht.
    Und ich weiß nicht, warum ich überlebt habe und sie nicht.«
    »Oh, ich bin so froh, daß du überlebt hast.« Sie küßte ihn. Irgendwie gelang es ihr, die Trauer wegzuwischen. Dann trocknete sie die Tränen, zog einen kleinen Spiegel aus der Tasche. »Gott, sehe ich schrecklich aus! Tut mir leid.« Sein privates Badezimmer war hinter einem Bücherschrank verborgen, und sie verschwand dorthin, um ihr Make-up in Ordnung zu bringen.
    Als sie zurückkam, starrte er immer noch aus dem Fenster. »Andrew ist im Augenblick nicht in seinem Büro, aber sobald er zurückkommt, sage ich es ihm.«
    »O nein, mein Lieber, das ist meine Aufgabe. Das muß ich erledigen. Es gehört sich einfach.« Sie lächelte zu ihm empor und berührte ihn. »Ich liebe dich, Ian.«
    »Und ich liebe dich, Kathy.«

5
    16.55 Uhr:
    Die Pappschachtel, die Philip Tschen von den Werwölfen zugeschickt wurde, stand auf Roger Crosses Schreibtisch. Neben der Schachtel lagen die Lösegeldforderungen, der Schlüsselring, der Führerschein, die Füllfeder, sogar das zerknüllte Zeitungspapier, das als Verpackung gedient hatte. Auch das kleine Plastiksäckchen und der bunte Fetzen waren da. Nur der Inhalt fehlte.
    Auch Alan Medford Grants Informationsbrief lag neben der Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch. Im Zimmer war es sehr still. Durch die kleinen Fenster überblickte man Wanchai und den Teil des Hafens um Glessing’s Point.
    Sein Telefon läutete. »Ja?«
    »Mr. Rosemont, CIA, und Mr. Langan, FBI, Sir.«
    »Gut.« Roger Crosse legte auf. Er schloß die oberste Lade seines Schreibtisches auf, legte sorgfältig die AMG-Akte auf das dechiffrierte Fernschreiben, und verschloß die Lade wieder. Die mittlere Lade enthielt ein sehr leistungsfähiges Tonbandgerät.
    Er kontrollierte es und legte einen versteckten Schalter um. Die Spulen begannen lautlos zu laufen. Die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch enthielt ein starkes Mikrophon. Zufrieden schloß er auch diese Lade wieder ab. Ein weiterer verborgener Schalter ließ geräuschlos einen Riegel an der Tür zurückgleiten. Er stand auf und öffnete die Tür.
    »Hallo, kommen Sie bitte herein«, sagte er freundlich, schloß die Tür hinter den beiden Amerikanern und schüttelte ihnen die Hände. Dabei schob er den Riegel unauffällig wieder vor. »Nehmen Sie bitte Platz! Tee?«
    »Nein, danke«, antwortete der CIA-Mann.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Beide Männer hatten Umschläge aus Manilapapier in der Hand. Rosemont öffnete den seinen und nahm zwei Bündel ausgezeichneter Fotos vom Format acht mal zehn heraus. »Hier«, sagte er und reichte Crosse ein Bündel.
    Es handelte sich um mehrere Schnappschüsse von Woranski – er lief über die Werft, ging durch die Straßen von Kowloon, bestieg und verließ Taxis, telefonierte – und Fotos von

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