Hongkong 02 - Noble House Hongkong
sicher sind Sie, daß Ihre Informationenstimmen?«
»Ganz sicher. Wir haben seine Rechnungsabschlüsse der letzten sieben Jahre.«
»Das ist doch nicht möglich!«
»Wollen wir wetten?«
Gornt rang nach Fassung und bemühte sich, klar zu denken. Sei vorsichtig, ermahnte er sich. Um Himmels willen, beherrsche dich! »Wenn … wenn Sie das alles haben, wenn Sie das wissen und noch ein letztes in Erfahrung bringen könnten … die Verschachtelung des Verwaltungsaufbaus, wenn Sie das wüßten, könnten wir mit Struan’s machen, was wir wollen.«
»Auch das habe ich. Wollen Sie mit von der Partie sein?«
»Selbstverständlich«, hörte Gornt sich ruhig sagen. »Wann können wir uns sehen? Zum Lunch?«
»Wie wäre es mit jetzt gleich? Aber nicht hier, und auch nicht in Ihrem Büro. Wir müssen sehr vorsichtig sein.«
Gornt fühlte ein Stechen in seinem Herzen, und er fragte sich, wie weit er Bartlett trauen durfte. »Ich … ich schicke Ihnen meinen Wagen. Wir können uns im Wagen unterhalten.«
»Gute Idee, aber vielleicht komme ich besser zu Ihnen auf die Hongkong-Seite hinüber. In einer Stunde beim Golden Ferry Terminal.«
»Ausgezeichnet. Mein Wagen ist ein Jaguar – Kennzeichen 8888. Ich warte neben dem Taxistand.«
Er legte auf, starrte einen Augenblick lang den Apparat an und ging dann zu seinem Tisch zurück. Er fühlte sich sonderbar. Er hatte Dunross fast in seiner Gewalt – wenn die Fakten des Amerikaners stimmten und wenn er ihm vertrauen durfte.
Gornt sah den hochgewachsenen Amerikaner durch die Menge kommen. Sekundenlang beneidete er ihn um seine schlanke Figur, seine saloppe Kleidung – Jeans, offenes Hemd, Sportjacke – und sein augenfälliges Selbstvertrauen. Als er merkte, daß Bartlett allein auf ihn zukam, war er enttäuscht. Aber die Enttäuschung minderte in keiner Weise die köstliche Vorfreude, die ihn seit dem Augenblick bewegte, da er den Hörer aufgelegt hatte.
Er beugte sich hinüber und öffnete die Tür. »Willkommen auf der Hongkong-Seite, Mr. Bartlett«, begrüßte er ihn mit gezwungener Herzlichkeit. Er fuhr die Gloucester Road hinunter auf den Jacht-Club zu. »Sie sind wirklich erstaunlich gut informiert.«
»Ohne Spione kann man nicht operieren, nicht wahr?«
»Man kann, aber nur dilettantisch. Wie geht es Miss Casey? Ich dachte, Sie bringen sie mit.«
»Sie ist nicht eingeweiht. Bei der Initialzündung ist sie nicht dabei. Sie ist wertvoller, wenn sie nichts weiß.«
»Sie weiß nichts? Auch nicht von Ihrem Anruf?«
»Nein. Überhaupt nichts.«
»Ich dachte, sie sei Ihr geschäftsführender Vizepräsident«, sagte Gornt nach einer Pause. »Sie nannten sie Ihre rechte Hand.«
»Das ist sie auch, aber ich bin der Boss von Par-Con, Mr. Gornt.«
Gornt sah die biederen Augen und hatte zum ersten Mal das Gefühl, daß der Amerikaner es ehrlich meinte und daß er ihn ursprünglich falsch eingeschätzt hatte. »Das habe ich nie bezweifelt«, erwiderte er.
»Können wir irgendwo parken?« fragte Bartlett. »Ich habe da etwas, was ich Ihnen zeigen möchte.«
»Gewiß.« Gornt fuhr die Küstenstraße entlang. Wenige Augenblicke später fand er eine Parklücke neben dem taifunsicheren Bunker an der Causeway Bay.
»Hier.« Bartlett reichte ihm ein maschinegeschriebenes Faltblatt. Es war die Fotokopie vom Struan’s-Rechnungsabschluß für das letzte Jahr, bevor der Konzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war. Gornts Augen rasten über die Zahlen. »Mein Gott«, murmelte er, »zwölf Millionen hat die Lasting Cloud also gekostet?«
»Die Sache hätte sie fast ruiniert. Das Schiff hatte aber auch eine tolle Ladung. Düsenmotoren für China – unversichert.«
»Natürlich waren sie unversichert – wie, zum Teufel, versichert man Bannware?«
Gornt bemühte sich, die verwirrenden Zahlenreihen zu übersehen. »Wenn ich nur die Hälfte davon gewußt hätte, ich hätte sie mir schon beim letzten Mal geangelt. Kann ich das behalten?«
»Sobald wir uns einig sind, gebe ich Ihnen eine Kopie.« Bartlett nahm das Faltblatt zurück und reichte ihm ein Papier. »Nehmen Sie sich mal daran ein Beispiel!« Es war eine graphische Darstellung der Struan’s-Aktienbeteiligungen an Kowloon Investments und zeigte, wie der Tai-Pan von Struan’s über Strohmänner vollständige Kontrolle über die riesige Versicherungs-Immobilien-Werft-Firma ausübte. Offiziell war sie eine völlig separate Gesellschaft und notierte als solche an der Börse. »Wunderbar«, sagte
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