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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gegeben haben.« Frech und furchtlos starrte der Ganove Mok an, denn er wußte, daß er Pocken Kin war, einer der Werwölfe, vor denen ganz Hongkong zitterte. »Belästigt er Sie? Erpreßt er Sie? Er sieht aus wie ein Triade!«
    »Oh! Ich … ich … ich war ihm 500 Dollar schuldig. Ich habe sie eben aus der Bank geholt und ihm gezahlt.« Der Greis war offensichtlich verängstigt. »Er ist mein Vetter.« Eine Menge begann sich zu sammeln.
    »Warum schwitzen Sie so?«
    »Weil es heiß ist! Alle schwitzen. Alle!«
    Mok wandte seine Aufmerksamkeit dem Jungen zu. »Wie heißen Sie?«
    »Sechster Sohn Wong.«
    »Lügner! Leeren Sie Ihre Taschen!«
    »Ich habe nichts getan! Ich kenne das Gesetz. Sie können einen Menschen nicht durchsuchen ohne Durch…«
    Moks eiserne Faust schoß vor und drehte dem Jungen den Arm auf den Rücken. Der Ganove quiekte. Die Umstehenden lachten. Sie verstummten, als Augenglas Wu plötzlich erschien und ihn durchsuchte. Mok hielt Pocken Kin eisern fest. Eine Welle des Unbehagens ging durch die Menge, als sie die Banknotenbündel sah. »Wo haben Sie das alles her?« fuhr Mok ihn an.
    »Es gehört mir. Ich bin ein Geldverleiher und …«
    »Wo haben Sie Ihr Geschäft?«
    »Es ist … es ist in der Third Alley an der Aberdeen Road.«
    »Kommen Sie, wir wollen uns das mal ansehen!« Mok ließ den Ganoven los, der ihn zornig anstarrte. »Zuerst geben Sie mir mein Geld zurück!« Er wandte sich beschwörend an die Umstehenden. »Ihr habt gesehen, daß er es mir weggenommen hat! Ich bin ein ehrlicher Geldverleiher! Das sind Diener der fremden Teufel, ihr kennt sie alle! Das Gesetz der fremden Teufel verbietet, daß anständige Bürger durchsucht werden!«
    Die Leute fingen an, hin und her zu reden, und dann sah Pocken Kin eine schmale Öffnung zwischen den Umstehenden; er schoß darauf zu, die Menge ließ ihn durch, und er verschwand im Verkehr. Doch als Augenglas Wu ihm nachjagen wollte, wurde ihm der Weg verstellt. Mok rief ihn zurück. Der Alte war mittlerweile verschwunden. »Lassen Sie den mutterlosen Scheißer laufen«, sagte Mok verdrießlich.
    »Es war nur so ein Dreckskerl, der anständige Leute ausbeutet.«
    »Was werden Sie mit seinem verfickten Geld machen?« fragte einer, der in der hintersten Reihe stand.
    »Ich werde es einem Altersheim schenken«, antwortete Mok. »Scheiß deiner Großmutter ins Ohr!«
    Einige lachten, und die Menge begann sich zu zerstreuen. Auf die Hauptstraße zurückgekehrt, wischte sich Mok den Schweiß von der Stirn. » Dew neh loh moh! «
    »Warum sind die Leute nur so, Sergeant Major?« fragte der junge Kriminalbeamte.
    »Wir versuchen doch nur, ihnen zu helfen. Warum hat der Alte nicht zugegeben, daß dieser Triadenbastard ihn gemolken hat?«
    »Über das Verhalten einer emotional handelnden Volksmenge lernt man nichts aus Büchern«, antwortete Mok freundlich, denn er wußte, wie sehr dem jungen Mann daran lag, in seinem Beruf Erfolg zu haben. Augenglas Wu war neu, ein Akademiker, und vor kurzem in den Polizeidienst getreten. Er gehörte nicht zu Moks eigener Einheit. »Haben Sie Geduld! Keiner von denen wollte etwas mit uns zu tun haben, denn wir sind von der Polizei. So ist es schon immer in China gewesen – seit dem ersten Polizisten.«
    »Aber wir sind in Hongkong«, entgegnete der junge Kriminalbeamte stolz. »Mit uns ist das etwas anderes. Wir sind britische Polizeibeamte.«
    »Gewiß.« Plötzlich fröstelte es Mok. Er wollte dem Jungen nicht seine Illusionen rauben. Auch ich war der britischen Königin einmal blind ergeben – und was hat es mir genützt? Wann immer ich Hilfe, Schutz und Sicherheit brauchte, wurde ich im Stich gelassen. Die Briten waren einmal reich und mächtig, aber sie verloren den Krieg an diese Seeteufel aus dem Osten. Der Krieg hat ihnen das Gesicht genommen und sie erniedrigt, hat die großen Tai-Pane wie gewöhnliche Diebe ins Stanley-Gefängnis gesteckt – selbst die Tai-Pane von Noble House und den großen Banken, ja sogar den Gouverneur! Wie die letzte Scheiße wurden sie behandelt, ins Gefängnis geworfen mit Frauen und Kindern!
    Und obwohl sie die Teufel aus dem Osten letztlich demütigten, ihre Macht, ihr Gesicht haben sie nie zurückgewonnen. Es ist nicht mehr wie früher und wird nie wieder so sein. Von Jahr zu Jahr werden die Engländer jetzt ärmer und machtloser; aber wenn sie nicht mehr reich und mächtig sind, wie können sie dann mich und meine Familie vor Übeltätern schützen? Sie zahlen mir nichts

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