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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und behandeln mich wie Hundefleisch. Mein einziger Schutz ist jetzt Geld – in Form von Gold, damit wir fliehen können, wenn es notwendig sein sollte, oder in Form von Land, wenn wir bleiben. Wie soll ich meine Söhne in England oder Amerika ausbilden lassen ohne Geld?
    Mok schauderte. Wie immer liegt die Sicherheit für meine Familie ausschließlich in meinen Händen. Wie weise waren doch die Lehren unserer Vorfahren! Hat der Commissioner Verständnis gezeigt, als ich Geld brauchte, um meinem Sohn die Überfahrt nach Amerika zu bezahlen, wo er studieren wollte? Nein. Aber die Schlange hat mir 10.000 Dollar zu nur 10 Prozent Zinsen geliehen, und mein Sohn konnte wie ein Mandarin mit Pan American fliegen, er hatte das Schulgeld für drei Jahre, und jetzt ist er ein qualifizierter Architekt mit einer Grünen Karte. Nächsten Monat bekommt er einen amerikanischen Paß, dann kann er zurückkommen, und niemand wird ihm etwas anhaben können.
    Ja, die Schlange gab mir das Geld, das ich längst mit Zinsen zurückgezahlt habe – mit Geld, das zu verdienen sie mir behilflich war. Mittlerweile bin ich Oberdrache, und weder Götter noch Teufel können meiner Familie schaden.
    »Gehen wir wieder zurück, Augenglas Wu«, sagte er freundlich, und als sie wieder an den Sperren standen, erzählte er Chefinspektor Smyth, was vorgefallen war.
    »Tun Sie das Geld in unsere Vereinskasse, Mok«, sagte Smyth. »Organisieren Sie für heute abend ein großes Bankett für unsere braven Burschen!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das war Detective Constabler Wu? Der ins SI eintreten möchte?«
    »Ja, Sir. Augenglas Wu ist sehr rührig.«
    Smyth ließ Wu kommen und beglückwünschte ihn. »Also wo ist jetzt diese alte amah ?«
    Wu zeigte sie ihm. Sie stand an der Ecke und wartete ungeduldig auf den Ganoven.
    Nach einer kleinen Weile humpelte sie fluchend davon.
    »Folgen Sie ihr, Wu«, befahl Smyth, »aber lassen Sie sich nicht sehen! Sie wird Sie zu dem miesen Kerl führen, der uns entwischt ist. Seien Sie vorsichtig, und wenn Sie festgestellt haben, wo sie wohnt, rufen Sie den Major an!«
    »Ja, Sir.«
    »Ab mit Ihnen!« Sie sahen ihm nach. »Aus dem Jungen wird noch was. Aber nicht für uns, Major, stimmt’s?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich denke, ich werde ihn dem SI empfehlen. Vielleicht …«
    Plötzlich trat eine ominöse Stille ein, auf die Schreie und zornige Rufe folgten. Die beiden Polizeibeamten liefen um die Ecke. In ihrer Abwesenheit hatte die Menge Teile der Barrikade zur Seite geschoben, die vier Polizisten überwältigt und stürmte jetzt die Bank. Filialleiter Sung und sein Assistent versuchten vergeblich, vor der brüllenden, fluchenden Menge die Türen zu schließen.
    »Rufen Sie das Überfallkommando!«
    Mok sauste zum Streifenwagen. Mit seinem Megaphon rannte Smyth mutig vor, aber der Tumult übertönte seine Aufforderung, Ruhe zu bewahren. Weitere Verstärkungen kamen über die Straße gelaufen. Schnell und energisch griffen sie ein, um Smyth in seinen Bemühungen zu unterstützen, aber der Druck des Mobs nahm zu. Dann kam ein Ziegelstein aus der Menge und zerschmetterte eine der Spiegelglasscheiben. Die Menge brüllte ihre Zustimmung. Noch mehr Ziegelsteine wurden gegen die Bank geschleudert, und dann Holzbohlen von einer nahegelegenen Baustelle. Brüllend stürmte die Menge vor. Ein Mädchen fiel zu Boden, und die Menge trampelte über sie hinweg.
    »Helft alle mit!« schrie Smyth. Er packte eine der Sperren; zusammen mit vier anderen Polizeibeamten benützte er sie als Schild und drängte den Mob zurück. Andere Polizisten folgten seinem Beispiel. Wieder wurden Ziegelsteine gegen die Bank geschleudert, und dann erhob sich der Schrei: »Tötet die dreckigen Bankdiebe, tötet sie, sie haben unser Geld gestohlen …«
    »Tötet die Hurenböcke …«
    » Tötet die fremden Teufel …«
    Smyth sah, wie die Stimmung der Leute in seiner Nähe umschlug, und ihm stockte das Herz, als sie in den Ruf einstimmten und die Bank vergaßen und ihre Hände nach ihm ausstreckten. Er hatte diese Blicke schon einmal gesehen und wußte, daß er ein toter Mann war. Er hatte es bei den blutigen Krawallen des Jahres 1956 miterlebt, als 200.000 Chinesen plötzlich tobend durch die Straßen zogen. Er wäre damals erschlagen worden, wenn er seine Maschinenpistole nicht bei sich gehabt hätte. Er hatte vier Menschen getötet und sich einen Fluchtweg freigeschossen. Jetzt hatte er keine Waffe und kämpfte um sein Leben. Man hatte ihm die Mütze vom Kopf

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