Hongkong 02 - Noble House Hongkong
verstummten. »Wie heißen Sie? Geben Sie mir Ihre Namen, und lügen Sie mich nicht an, sonst werde ich verdammt ungemütlich.«
»Er heißt Tak Tschou-lan«, sagte der mit den vorstehenden Zähnen und deutete auf den anderen.
»Und wie heißen Sie?«
»Eh, Lo Tup-sop, Herr. Aber ich habe nichts …«
»Lo Tup-sop? Nicht vielleicht Lo Tup-lin?«
»O nein, Herr Inspektor, das ist mein Bruder.«
»Wo ist er?«
Der Mann mit den vorstehenden Zähnen zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Bitte, was …«
»Wohin wollten Sie denn so eilig, Raffzahn Lo?«
»Ich hatte eine Verabredung vergessen, Herr. Oh, sie ist sehr wichtig. Darf ich jetzt gehen, werter Herr …?«
»Nein. Hier ist mein Haussuchungsbefehl. Wir werden das Büro durchsuchen und alle Papiere mitnehmen, die …«
Sofort erhoben die beiden Männer energisch Protest. Wieder schnitt Armstrong ihnen das Wort ab. »Soll ich Sie jetzt gleich zur Grenze bringen lassen?« Beide Männer erblaßten und schüttelten die Köpfe. »Gut. Also dann: Wo ist Thomas K. K. Lim?«
Keine Antwort. Armstrong bohrte dem jüngeren der beiden den Finger in die Magengrube. »Sie, Mr. Raffzahn Lo, wo ist Mr. Thomas K. K. Lim?«
»In Südamerika, Herr«, antwortete Lo nervös.
»Wo in Südamerika?«
»Ich weiß es nicht, Sir, er teilt nur das Büro mit uns. Da steht sein verschissener Schreibtisch.« Raffzahn Lo deutete nervös in die hintere Ecke. Dort stand ein schmuddeliger Schreibtisch mit einem Telefon und daneben ein Aktenschrank. »Ich habe nichts Verbotenes getan, Herr. Ausländer Lim ist ein Fremder vom Goldenen Berg. Vierter Vetter Tak hier vermietet ihm nur ein Stück Bürofläche. Herr. Ist er ein Verbrecher? Wenn er etwas angestellt hat, ich weiß von nichts!«
»Was wissen Sie dann von den Diebereien im Zusammenhang mit dem CARE-Programm?«
»Wie?« Die zwei glotzten ihn an.
»Informanten haben uns Beweise geliefert, daß Sie alle sich Gelder angeeignet haben, die für hungernde Frauen und Kinder bestimmt waren.«
Wieder beteuerten die Männer ihre Unschuld.
»Schon gut! Der Richter wird entscheiden! Sergeant, bringen Sie sie ins Präsidium! Dort sollen sie ihre Aussagen machen. Corporal, fangen wir …«
»Verehrter Herr«, begann Raffzahn Lo nervös, in stockendem Englisch, »wenn ich dürfen reden da im Büro, bitte?« Er deutete auf das innere, ebenso unordentliche Zimmer.
»Na schön.«
Ihn wie ein Turm überragend, folgte Armstrong Lo. Der Mann schloß die Tür und fing an, rasch und sehr beherrscht kantonesisch auf ihn einzureden. »Ich weiß nichts von Diebereien, Herr. Ich bin nur ein anständiger Geschäftsmann, der Geld verdienen und seine Kinder an die Universität in Amerika schicken will und …«
»Natürlich. Was wollten Sie mir privat sagen, bevor Sie ins Polizeipräsidium gebracht werden?«
Der Mann lächelte nervös, ging zu seinem Schreibtisch und sperrte eine Lade auf.
»Wenn jemand schuldig ist, ich nicht, Herr.« Er öffnete die Lade. Sie war mit gebrauchten 100-Dollar-Noten gefüllt, je zehn HK zusammengesteckt. »Wenn Sie mich gehen lassen, Herr …« Er grinste zu ihm auf, während er die Geldscheine befingerte.
Armstrongs Fuß schoß vor, die Lade knallte zu und klemmte Los Finger ein. Er brüllte vor Schmerzen. Mit der anderen Hand riß er die Lade auf. »Oh, oh, oh, meine Finger …«
Armstrong trat ganz nahe an den Chinesen heran, der vor Schreck wie versteinert dastand. »Hör mal, du Hundefleischkot, einen Polizisten bestechen zu wollen, verstößt gegen das Gesetz. Und wenn du dich beklagst, daß die Polizei dich roh behandelt hat, mache ich persönlich aus deinem Eiersack Hackfleisch!«
Grob griff er nach der Hand des Mannes, der abermals aufschrie. Eine Fingerspitze war zerquetscht, und Lo würde wahrscheinlich ein paar Fingernägel einbüßen und heftige Schmerzen ertragen müssen, aber das war auch schon alles. Armstrong ärgerte sich, daß er die Beherrschung verloren hatte, aber er war müde und wußte doch genau, daß nicht nur die Müdigkeit auf ihm lastete. »Was wissen Sie von Tsuyan?«
»Was? Ich? Nichts. Tsuyan wer?«
Armstrong packte ihn hart am Kragen und schüttelte ihn. »Tsuyan! Der Waffenschmuggler Tsuyan!«
»Tsuyan? Ach der? Wieso Waffenschmuggler? Ich wußte nicht, daß er ein Waffenschmuggler ist! Ich dachte immer, er ist ein Geschäftsmann. Er kommt auch aus dem Norden wie Fotograf Ng …«
»Wer?«
»Fotograf Ng, Herr. Vee Cee Ng, von nebenan. Nie kommen er und dieser
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