Hongkong 02 - Noble House Hongkong
kein Unfall und daß er nur ausgehen soll, wenn unsere Leute in der Nähe sind. Sagen Sie ihm, es wäre mir lieber, wenn er uns die Dokumente schon früher geben würde. Dann hätte er nichts zu fürchten.«
»Ja, Sir.« Brian Kwok wußte, daß Dunross genau das tun würde, was ihm beliebte, aber er hielt den Mund.
»Für den Fall, daß die Lage im Iran und das ›Übungsschießen‹ hier Nebenerscheinungen zeitigen sollten, dürften unsere Einsatzpläne für Unruhen und Krawalle wohl genügen. Trotzdem halte ich es für ratsam, das CID zu informieren und …« Er unterbrach sich. »Was haben Sie, Robert?«
»Hatte nicht auch Tsuyan ein Büro im Princess Building?«
»Brian?«
»Wir sind ihm einige Male dorthin gefolgt, Sir. Er besuchte einen Geschäftsfreund …« Brian forschte in seiner Erinnerung. »… Schiffahrt. Der Mann heißt Ng, Vee Cee Ng, und trägt den Spitznamen Fotograf Ng. Raum 721. Wir haben ihn überprüft, aber alles hatte seine Ordnung. Vee Cee Ng ist der Chef von Asian and China Shipping.«
»Diese Burschen sind in Raum 720. Es könnte eine Verbindung bestehen zwischen Tsuyan und John Tschen, Banastasio, Bartlett – ja sogar mit den Werwölfen«, kombinierte Armstrong.
Crosse nahm ihm den Zettel aus der Hand. »Robert«, sagte er, »durchsuchen Sie sofort die Büros 720 und 721!«
»Das ist nicht mein Dienstbezirk, Sir.«
»Wie recht Sie doch haben!« gab Crosse sarkastisch zurück. »Ja, ich weiß. Sie gehören zum QD Kowloon, Robert, nicht zum Central District. Dennoch: Ich übernehme die Verantwortung für diese Durchsuchung. Ab mit Ihnen! Sofort.«
»Ja, Sir.« Armstrong erhob sich und ging.
Brian Kwok starrte stoisch auf die Schreibtischplatte. Crosse suchte sich sorgfältig eine Zigarette aus, zündete sie an und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Brian«, sagte er, »ich halte Robert für den Maulwurf.«
3
13.38 Uhr:
Robert Armstrong und ein uniformierter Polizeisergeant stiegen aus dem Streifenwagen und drängten sich durch die Menge in den riesigen Irrgarten der Princess-Passage mit ihren Juwelen- und Souvenirläden, Foto- und Radiogeschäften im Erdgeschoß des altmodischen Bürohochhauses im Central District. Sie bahnten sich einen Weg zu den Fahrstühlen, wo schon viele Menschen warteten. Schließlich gelang es den beiden Polizeibeamten, sich in einen Aufzug hineinzuquetschen. Die Chinesen im Lift beobachteten sie mit Mißtrauen und Unbehagen.
Im siebenten Stock stiegen sie aus. Der Gang war schmutzig und eng und auf beiden Seiten von Bürotüren gesäumt. Armstrong studierte die Orientierungstafel. In Raum 720 logierte die »Ping-sing Wah Developments«, in 721 die »Asian and China Shipping«. Mit Sergeant Yat an seiner Seite marschierte er den Gang hinunter.
Sie bogen gerade um die Ecke, als ein Chinese mittleren Alters, der ein weißes Hemd und eine dunkle Hose trug, aus Zimmer 720 kam. Er sah sie, wurde blaß und tauchte sofort wieder hinein. Als Armstrong die Tür erreichte, riß er sie gerade noch rechtzeitig auf, um den Mann mit dem weißen Hemd, zusammen mit einem anderen, der es offenbar ebenso eilig hatte, durch die Hintertür verschwinden zu sehen.
Armstrong seufzte. Zwei schlampig wirkende Sekretärinnen saßen in der aus drei schmierigen Räumen bestehenden unordentlichen Bürosuite und starrten ihn an.
Die eine hielt ihre Eßstäbchen über einer Schüssel mit Huhn und Nudeln erhoben.
»Guten Tag«, grüßte Armstrong. »Wo sind die Herren Lim, Tak und Lo, bitte?«
Eines der Mädchen zuckte mit den Achseln, und die andere fing unbekümmert an weiterzuessen. Geräuschvoll. Zwei Telefonapparate standen da, und über den Boden verstreut lagen Papiere, Plastikbecher, schmutzige Teller, Schüsseln und gebrauchte Eßstäbchen, eine Teekanne und Tassen.
Armstrong holte den Haussuchungsbefehl heraus und zeigte ihnen das Dokument.
Die Mädchen glotzten.
»Sprechen Sie Englisch?« fragte Armstrong in scharfem Ton.
Die Mädchen fuhren zusammen. »Ja, Sir«, antworteten sie unisono.
»Gut. Geben Sie dem Sergeanten Ihre Personalien an und beantworten Sie seine Fragen! Dann …« In diesem Augenblick ging die Hintertür auf und zwei uniformierte Polizisten, die auf der Lauer gelegen hatten, schoben die beiden Männer herein.
»Ach ja. Gut gemacht. Danke, Corporal! Na, wo wollten Sie beide denn so eilig hin?«
Sofort fingen die beiden Männer an, in geläufigem Kantonesisch ihre Unschuld zu beteuern.
»Schnauze!« fuhr Armstrong sie an, und sie
Weitere Kostenlose Bücher