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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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falsch, Notierungen einzustellen. Wir leben in einer freien Gesellschaft. Laß die Dinge laufen! Sie sollen selbst sehen, wie sie zurechtkommen, die Struans, die Gornts und wie sie alle heißen. Die besten kommen an die Spitze, die schlechtesten …« Stern schüttelte müde den Kopf. »Ich kann leicht reden, Luis. Ich bin kein Großaktionär.«
    »Wie hast du dein Geld angelegt?«
    »Diamanten. Juden brauchen kleine Dinge, Dinge, die man tragen und verstecken und leicht zu Geld machen kann.«
    »Hier brauchst du doch keine Angst zu haben, Joseph. Wie lange lebst du schon hier mit deiner Familie, und ist es euch nicht immer gutgegangen?«
    »Angst ist für die Juden ein Teil ihres Lebens. Angst und das Gefühl, gehaßt zu werden.«
    Der alte Herr seufzte. »Oh, diese Welt, diese schöne Welt, wie herrlich könnte sie sein! Kurz nach dem Mittagessen hat mich der Sekretär der Finanzverwaltung angerufen. Er war sehr beunruhigt. Eine Parlamentsdelegation ist in Hongkong, und ein Bankkrach würde für uns alle sehr schlecht aussehen«, sagte er. »Also, Joseph, was meinst du, sollen wir die Dinge laufen lassen oder die Notierungen einstellen? Und wenn ja, wann?«
    Stern warf einen Blick auf die Uhr. Wenn er jetzt zur Tafel ging, würde ihm noch genug Zeit bleiben, beide Verkaufsangebote einzutragen und Forsythe herauszufordern. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, daß er das Schicksal beider Häuser, wenn auch nur vorübergehend, in Händen hielt. »Vielleicht wäre es sehr gut, vielleicht sehr schlecht. Wie haben die Kollegen bisher abgestimmt?«
    »Wie ich schon sagte: die Hälfte so, die Hälfte so.« Abermals wallte Erregung auf.
    Wieder wechselten Struan’s-Aktien den Besitzer. Der Kurs fiel auf 24,70. Philip Tschen beugte sich über Holdbrooks Tisch.
    »Sieht schlecht aus, der arme Philip«, sagte Sir Luis mitfühlend.
    »Ja. Schreckliche Geschichte mit John. Ich konnte ihn gut leiden. Was ist mit den Werwölfen? Glaubst du, daß sich die Polizei zuviel Zeit läßt?«
    »Nicht mehr und nicht weniger als du jetzt, Joseph.« Die alten Augen zwinkerten.
    »Du hast beschlossen zu passen. Du möchtest den heutigen Börsentag vorübergehen lassen, habe ich recht? Das möchtest du doch?«
    »Gibt es eine bessere Lösung?«
    »Wenn ich nicht schon so alt wäre, müßte ich dir zustimmen. Doch da ich schon so alt bin und nicht weiß, was der morgige Tag bringt, ziehe ich es vor, mein Drama heute zu erleben. Also schön. Ich werde deine Stimme heute nicht mitrechnen. Damit sind wir an einem toten Punkt angelangt, und ich werde eine Entscheidung treffen – wie es mir nach den Statuten zusteht. Du kannst 200.000 Noble House hereinnehmen – bis Freitag, Freitag um zwei. Dann könnte es sein, daß ich sie zurückverlange – ich muß auch an mein eigenes Haus denken, stimmt’s?« Die scharfen und gütigen Augen in dem runzligen Gesicht nötigten Stern, sich zu erheben. »Was wirst du jetzt tun, mein Freund?«
    Joseph Stern lächelte trübe. »Ich bin Börsenmakler.«
    Er ging an die Tafel und machte mit fester Hand seine Eintragung in die Ho-Pak-Verkaufskolonne. Der Tatsache bewußt, daß er im Zentrum des Interesses stand, begab er sich dann in der ihn umgebenden Stille zur Struan’s-Kolonne und schrieb die Zahl deutlich hin. Über 500.000 Noble-House-Aktien waren jetzt angeboten, mehr als jemals zuvor in der Geschichte der Börse. Eine leichte Unruhe entstand, als Soorjani, der Parse, einige Partien kaufte, aber man wußte, daß er als Treuhänder für viele Angehörigen der Struans agierte. Es war eine Minute vor drei.
    »Wir kaufen!« Die Stimme des Tai-Pan zerriß die Stille.
    »Alle meine Aktien?« fragte Stern heiser, mit klopfendem Herzen.
    »Ja. Ihre und den Rest. Zum Kurswert!«
    Gornt war aufgesprungen. »Womit?« fragte er sarkastisch. »Das sind fast neun Millionen in bar.«
    Auch Dunross hatte sich erhoben, ein höhnisches Lächeln um seine Lippen. »Noble House ist gut dafür – und auch für mehr. Hat das jemand bezweifelt?«
    »Ich bezweifle das – und morgen verkaufe ich leer!«
    In diesem Augenblick schrillte die Schlußglocke, und die Spannung löste sich.
    »Mensch, das war vielleicht ein Tag …«
    »Der gute alte Tai-Pan …«
    »Lange hätte ich das nicht mehr ausgehalten …«
    »Wird Gornt ihn diesmal schlagen? …«
    »Dunross hat die Hosen gestrichen voll …«
    »Vergiß nicht: Er hat fünf Tage Zeit, die Aktien zu bezahlen …«
    »Morgen kann er nicht mehr so groß

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