Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
aus dem Leintuch und lehnten sie in eine Ecke. Dann holte er den Zettel aus der Tasche, den die Werwölfe vorbereitet hatten, und befestigte ihn sorgfältig auf der Brust des Toten.
    »Warum machst du das, Gutwetter Poon, heya ?«
    »Weil Vierfinger es mir aufgetragen hat. Und halt jetzt deine schmutzige Klappe!«
    Das Telefon klingelte, und Armstrong fuhr aus tiefem Schlaf hoch. Er tastete nach dem Apparat. Seine Frau bewegte sich unruhig und erwachte.
    »Divisional Sergeant Major Tangpo, Sir, tut mir leid, daß ich Sie wecken muß, Sir, aber wir haben John Tschen gefunden. Die Wer…«
    Armstrong war sofort hellwach. »Lebt er?«
    » Dew neh loh moh, nein, Sir, seine Leiche wurde in der Nähe von Sha Tin in einem Autobuswartehäuschen gefunden, und diese verschissenen Werwölfe ließen einen Zettel auf seiner Brust zurück: ›Dieser Tschen-Sohn Nummer Eins war so dumm zu versuchen, uns zu entwischen. Keiner entkommt den Werwölfen! Hongkong zittert vor uns! Wir haben unsere Augen überall!‹ Man hat …«
    Armstrong hörte entsetzt zu, als der Mann aufgeregt berichtete, wie die Polizeistation in Sha Tin von einem Fahrgast verständigt worden war. Sie hatten das Gebiet sofort abgeriegelt und das CID Kowloon angerufen. »Was sollen wir jetzt tun, Sir?«
    »Schicken Sie mir gleich einen Wagen!«
    Armstrong legte auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Was Unangenehmes?« Mary unterdrückte ein Gähnen und streckte sich. Sie war gerade vierzig, zwei Jahre jünger als er. Sie hatte braune Haare und ein freundliches, wenn auch mit Furchen durchzogenes Gesicht.
    Er beobachtete sie, während er ihr berichtete.
    »O Gott!« Sie wurde blaß. »Wie schrecklich! Oh, wie schrecklich! Der arme John!«
    »Ich mache Tee«, sagte Armstrong.
    »Nein, nein, ich mach’ das schon!« Sie stieg aus dem Bett. »Bleibt dir noch soviel Zeit?«
    »Ein paar Minuten. Hör dir den Regen an … er war auch längst fällig!« Nachdenklich ging er ins Badezimmer, rasierte sich und kleidete sich so rasch an, wie das nur Polizeibeamte können. Noch vor dem Tee läutete es an der Haustür. »Ich ruf dich später an. Wie wäre es mit einem Reisragout heute abend? Wir könnten zu Singh’s gehen.«
    »Ja«, antwortete sie. »Ja, wenn du möchtest.«
    Er schloß die Tür hinter sich.
    Mary Armstrong starrte vor sich hin. Morgen haben wir unseren fünfzehnten Hochzeitstag, dachte sie. Ob er sich wohl erinnern wird?
    Sie ging ans Fenster und zog die Gardinen zurück. Der Regen prasselte gegen die Scheiben, aber es war jetzt angenehm kühl. Das Appartement hatte zwei Schlafzimmer, und die Möbel gehörten ihnen, obwohl es eine Dienstwohnung war.
    Was war das doch für ein Dienst!
    Scheußlich für die Frau eines Polizeibeamten. Man verbringt sein Leben damit, auf ihn zu warten … Darauf zu warten, daß irgendein Verbrecher ihn erschießt oder ersticht oder erschlägt. Meistens schläft man allein oder wird mitten in der Nacht geweckt – wieder ein gefährlicher Einsatz, und schon ist er fort. Oder man geht in den Polizeiclub, sitzt mit den anderen Frauen herum, tischt sich gegenseitig Lügengeschichten auf und trinkt zu viele Pink Gins. Aber die haben wenigstens Kinder.
    Kinder! O Gott … Ich wünschte, wir hätten Kinder!
    Dabei klagen die meisten Frauen, wie müde sie sind, wieviel Arbeit Kinder machen, sie klagen über amahs, die Schulen, die Kosten und alles. Aber welchen Sinn hat so ein Leben?
    Sie seufzte, schenkte sich noch eine Tasse Tee ein, gab Milch und Zucker dazu und dachte an John Tschen. Vor langer, langer Zeit war sie einmal sehr verliebt in ihn gewesen. Er war ihr erster Mann und mehr als zwei Jahre ihr Geliebter – im japanischen Internierungslager im Stanley-Gefängnis im Süden der Insel.
    Im Jahre 1941 hatte sie in England das Staatsexamen mit Auszeichnung bestanden und war, auf dem Umweg über das Kap, nach Hongkong abkommandiert worden.
    Neunzehnjährig war sie hier 1941 gerade noch rechtzeitig angekommen, um zusammen mit der europäischen Zivilbevölkerung interniert zu werden. Sie blieb bis 1945 im Lager.
    Ja, die letzten zwei Jahre waren wir zusammen, John und ich. Der arme John! Ständig nörgelten sie an ihm herum, sein korrupter Vater und seine kranke Mutter, und er hatte keine Möglichkeit, ihnen auszuweichen. Man war kaum jemals ungestört in diesem Lager, ständig umgeben von Familie, Kindern, Babys, Ehemännern, Ehefrauen, Haß, Hunger, Neid, und es gab nur wenig zu lachen … Aber unsere Liebe machte

Weitere Kostenlose Bücher